Vergib uns unsere Sünden - Thriller
scrollte, las, runzelte die Stirn, drückte auf Tasten. Schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn hier im Department von Mai 1987 bis März 2003. Das sind? Fünfzehn Jahre und zehn Monate. Eine Pension haben wir nie an Ihren Mr McCullough ausgezahlt.«
Miller beugte sich vor. »Noch mal.«
Rosalind griff nach dem Rand des Bildschirms, drehte ihn, und tippte auf die Spalten. »Hier … Hier steht’s. Datum des Eintritts in den Dienst und hier das Datum seines Ausscheidens. Diese Spalte zeigt die gesamten Monate seiner Anstellung, das Gehalt, das ihm zum Zeitpunkt seines Ausscheidens gezahlt wurde, und in der leeren Spalte hier müssten eigentlich die monatlichen Zahlungen bis zu seinem Lebensende stehen.«
»Aber da steht nichts«, sagte Roth.
Rosalind nickte. »Sag ich ja. Anscheinend haben wir Mr McCullough keine Pension ausgezahlt.«
»Und seine Adresse?«, fragte Miller.
Rosalind schüttelte den Kopf. »Ohne Pension keine Adresse.«
»Das heißt, Sie haben keine Möglichkeit, ihn ausfindig zu machen?«, fragte Roth.
»Nein, haben wir nicht. Nur wenn wir ihm etwas zu schicken hätten, gäbe es eine Adresse.«
»Seine Pension, zum Beispiel.«
»Nein, nicht die Pension. Die Pensionszahlungen werden direkt auf das betreffende Bankkonto überwiesen. Aber wir verschicken vierteljährlich Kontoauszüge an die Adresse, die
wir in der Kartei haben, und wenn sie umziehen, schicken sie uns eine Nachricht, und die Auszüge gehen an die neue Adresse …« Rosalind hielt inne, neigte den Kopf zur Seite. »Allerdings«, sagte sie. Sie streckte die Hand aus, drehte den Bildschirm wieder zu sich her, tippte weitere Einzelheiten ein, lächelte. »Haben Sie etwas zu schreiben?«
Miller nickte, zog einen Kugelschreiber und sein Notizbuch hervor.
»Ein paar Bankdaten habe ich hier doch … Im April 2003 wurde für Michael McCullough ein Pensionskonto eingerichtet. Bereit?«
»Sicher.«
»Washington American Trust Bank, Vermont Avenue. Wissen Sie, wo das ist?«
»Ein paar Straßen entfernt von meiner Wohnung«, sagte Miller.
»Wie gesagt, auf das Konto ist nie etwas eingezahlt worden, aber diese Einzelheiten sind zur Zeit der Pensionsregistrierung bei uns eingegangen.«
»Und mehr haben Sie nicht über ihn?«, fragte Roth.
»Das ist alles. Wenn Sie bei der Bank Erkundigungen über das Konto einziehen wollen, brauchen Sie natürlich einen richterlichen Beschluss.«
»Das dürfte kein Problem sein«, sagte Roth.
»Umso besser«, sagte Rosalind. »Dann wär’s das.« Sie brachte Miller und Roth zurück zum Haupteingang des Gebäudes.
»Wir bedanken uns für Ihre Hilfe«, sagte Miller.
Rosalind Harper lächelte. »Keine Ursache. Ein bisschen Abwechslung kann nie schaden.«
Es ist kaum zu glauben, dass diese Dinge jetzt schon fünfundzwanzig Jahre zurückliegen. Wir müssen ja noch halbe
Kinder gewesen sein - aber darüber dachten wir ganz anders. Wir hielten uns für nicht weniger als den König und die Königin der Welt. Wir glaubten, irgendwo hingehen und Großes erreichen zu können. Menschen starben. Wir glaubten der Propaganda. Wir vertrauten Lawrence Matthews und Don Carvalho und Dennis Powers. Und vielleicht waren die genauso blind gewesen wie wir. Vielleicht hatten auch sie nur denen vertraut, die ihnen gesagt hatten, dass die Welt so funktioniert. Wir waren die Vereinigten Staaten von Amerika. Wir waren die wichtigste, mächtigste, verantwortungsvollste und effektivste Macht der Welt. Wenn jemand damit fertig wurde, dann wir. Wenn jemand dort hingehen und den Wahnsinn in Ruhe und Ordnung und Frieden verwandeln konnte, dann wir. Wir und niemand anders.
Und genau da lag der Hase im Pfeffer.
Dass wir die wahren Gründe hinter alldem nicht sahen.
Dass wir blind für die Motive waren.
Aber in dieser Nacht in Catherine Sheridans Apartment ein paar Kilometer außerhalb von Langley, Virginia, dem sanctum sanctorum des wichtigsten Geheimdienstes der Welt, das Herz in der Hand und vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben ehrlich, hatte ich die Vorstellung, dass alles, was ich war, alles, was ich werden wollte, in irgendeiner Weise mit dieser Frau zusammenhing. Dass ich sie liebte, konnte ich ihr nicht sagen. Ich wusste nicht, was Liebe ist.
Mein Vater wusste, was Liebe ist, wie hätte er sonst tun können, was er getan hat?
»Ein Tischler?«, fragte Catherine.
»Ja, ein Tischler. Ein Möbeltischler eigentlich.«
»Und deine Mutter war krank?«
»Sie hatte Krebs. Es stand schlimm um sie. Sie konnte nicht selber
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