Vergib uns unsere Sünden - Thriller
sein«, sagte Roth.
»Und damit haben sie eine Antwort auf eine Frage gegeben, die wir so gar nicht gestellt haben«, sagte Cohen. »Was wiederum nur bedeuten kann …«
»Dass er sehr wohl einer Regierungsstelle angehört«, sagte Miller. »Aber welcher? FBI? CIA? NSA? Justizministerium?«
Lassiter stand von seinem Schreibtisch auf. »Dieses Gespräch hat nie stattgefunden«, stellte er mit tonloser Stimme fest.
Miller sah ihn an; sah einen Frank Lassiter, wie er ihn wohl noch nie erlebt hatte. Verschreckt. Ein Mann voller Angst.
»Dieses Gespräch hier in diesem Büro hat nie stattgefunden, ist das klar?«, wiederholte er. »Wir gehen jetzt alle schön brav nach Hause - die Frau Staatsanwältin zu sich nach Hause und ich zu mir, und Sie beide bleiben noch so lange hier, bis Killarney mit seinen Leuten kommt. Sie werden ihm Zugang zu allem gewähren, was Sie zu diesem Fall haben, und ihm alles zum Abtransport aushändigen. Sie werden dabei nichts zurückhalten und vor allem die Tatsache respektieren, dass die Ermittlungen ab sofort nicht mehr von dieser Dienststelle geführt werden, sondern Bundesangelegenheit sind. Dementsprechend sollen die sich dann auch um alles Weitere kümmern. Und wenn sie wieder weg sind, gehen Sie beide auch nach Hause. Verbringen Sie das Wochenende bei der Familie oder bei Freunden …« Lassiter machte eine Pause, atmete tief durch und setzte sich wieder hin, wobei er die Armlehnen seines Schreibtischstuhls so fest umklammerte, dass seine Knöchel so weiß wurden wie sein Gesicht. »Am Montag treffen wir uns alle wieder zu unserer gewohnten Arbeit, und bis dahin wartet sicher schon der eine oder andere neue Fall …«
»Das ist doch alles Bullshit!«, fiel ihm Miller ins Wort. Seine Stimme hatte einen nachdrücklichen, beinahe befehlenden Ton. »Ich fass es nicht, dass Sie das einfach so geschehen lassen.«
» Geschehen lassen? «, erwiderte Lassiter mit ebenfalls erhobener Stimme. »Einfach so geschehen lassen? Was reden Sie da? Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, mit wem wir es hier zu tun haben? Mit der Regierung der Vereinigten
Staaten, Miller. Und genau da sind wir, in Washington D.C., und die Bundesregierung erteilt mir Order, eine Untersuchung, die bisher ich geleitet habe, in ihre Hände zu übergeben … Mein Gott, glauben Sie wirklich, dass sich irgendetwas dagegen tun lässt? Dass ich irgendetwas dagegen tun könnte? Was sollte ich denen Ihrer Meinung nach erzählen? Soll ich jetzt gleich anrufen … Na klar, wieso bin ich nicht gleich darauf gekommen? Ich klingel mal eben beim zuständigen Staatssekretär im Justizministerium durch und sag ihm, dass er mich am Arsch lecken kann, ja? Verfluchte Scheiße … So eine verfickte, gottverdammte Scheiße …«
»Es reicht!«, herrschte Nanci Cohen ihn an. »Wenn ich mir so eine Sprache anhören will, kann ich gleich in die Projects gehen. Kapiert ihr denn nicht, worum es jetzt geht? Dass ihr hier ab Montagfrüh wieder miteinander bei der Arbeit auskommen müsst. Die Sache ist euch von allerhöchster Stelle entzogen worden, und die da oben können bekanntermaßen tun und lassen, was ihnen gefällt. Da hat keiner von uns ein Wort mitzureden. Sie« - sie zeigte auf Miller - »tun gefälligst, was er sagt, denn er ist Ihr Captain. Und Sie«, fügte sie, an Lassiter gewandt, hinzu, »dürfen ruhig etwas mehr Verständnis für die Enttäuschung aufbringen, mit der Ihre Leute jetzt fertig werden müssen. Sie sind nun mal der Einzige, an dem sie sich jetzt abreagieren können, also lassen Sie ihnen den Raum. Niemand ist hier schuld , Himmelherrgott. Wir haben die Sache angefangen, und jetzt stecken wir eben in der Scheiße … Jetzt rede ich schon fast so wie Sie, meine Herren.« Sie sammelte ihre Aktenmappe, ihre Handtasche, ihren Organizer und ihr Handy von Lassiters Schreibtisch auf. »Ich mache Feierabend für heute«, sagte sie. »Und schlage vor, Sie tun dasselbe.«
Lassiter stand auf. Er begleitete sie zur Tür, hielt sie ihr auf, und verabschiedete sie. Als er die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte, kehrte er an den Schreibtisch zurück.
»Sie hat recht«, sagte Lassiter. »Wir machen jetzt Schluss für heute und gehen nach Hause. Montag reden wir weiter … oder auch nicht. Mein Gott, ich weiß es doch auch nicht. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen.« Lassiter sah zu Miller hinüber, dann zu Roth, und sein Blick schien sie auffordern zu wollen, nicht nur zum Verständnis der Situation beizutragen,
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