Vergib uns unsere Sünden - Thriller
Sammlung von Fotos, die bei seinem ersten Auftauchen in Donovan’s Diner von ihm gemacht worden waren. So hatte John Robey bis zu dem Augenblick ausgeschaut, als Miller ihn zuletzt gesehen hatte. Es gab keine Garantie, dass Robey immer noch so aussah.
Miller und Roth waren anwesend, an ihrer Seite die stellvertretende
Bezirksstaatsanwältin Nanci Cohen und zwei Mitarbeiter aus ihrer Dienststelle. Washingtons Polizeichef war nicht anwesend: Zur selben Zeit führte er Gespräche mit dem Bürgermeister der Stadt. Was sie dabei diskutierten, war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt - die Bedeutung der jüngsten Ereignisse im Licht von Beliebtheitsumfragen und Wiederwahlterminen.
Lassiters Stellungnahme war kurz und bündig. Ein Detective der Washingtoner Polizei war ermordet worden. Der Mann auf dem Bild wurde für eine Befragung in dieser Sache benötigt. Für eine Befragung, nicht mehr und nicht weniger. Zu diesem Zeitpunkt konnte die Polizei seine Beteiligung an dem Verbrechen weder bestätigen noch dementieren, nichtsdestotrotz war es von großer Bedeutung, ihn ausfindig zu machen. Ansonsten wurden keine weiteren Verbindungen hergestellt, weder zu Catherine Sheridan noch zum Schnurmörder. Nichts.
Die Stellungnahme in den Nachrichten dauerte ziemlich genau eine Minute und acht Sekunden, dann wurden die Kameras abgeschaltet, und Miller und Roth standen da, die Augen noch blind von den grellen Studioscheinwerfern, Lassiter und Nanci Cohen verließen in ein Gespräch vertieft das Podium.
»Jetzt weiß meine Frau wenigstens, wo ich bin«, bemerkte Roth in dem Versuch, der Geschichte einen heiteren Aspekt abzugewinnen.
Miller lächelte traurig.
»Und was tun wir jetzt?«, fragte Roth.
»Zurück ins Zweite, nachfragen, wen sie in den Büchern gefunden haben.«
Roth war einverstanden. Was hätte sie auch sonst tun sollen.
50
»Alan Quinn«, sagte Jim Feshbach. »Unfall mit Fahrerflucht direkt vor seiner Haustür, kurz vor Weihnachten’98. War sofort tot.« Er hielt ein Blatt mit den Initialen und Daten hoch. »Wir haben bis jetzt nur ein paar von ihnen identifizieren können … die junge Frau hier, Jacqueline Price, sechsundzwanzig Jahre alt. Kopfschuss mit einer.22er im Archbold Park. Früh am Abend, keine Hinweise auf den Täter … es wurde niemand deswegen verhaftet.«
»Hinrichtungen«, sagte Miller mit leiser Stimme.
»Wie bitte?«
»Regelrechte Hinrichtungen waren das, jedes dieser Verbrechen.«
Feshbach sah ihn ungläubig an: »Kapier ich nicht.«
»Ich kapier’s ja selber nicht«, sagte Miller. »Eine Verbindung zwischen ihnen ist nicht auszumachen, kein gemeinsamer Nenner, jedenfalls nicht an der Oberfläche … Aber wenn man nur ein klein wenig weiter in die Tiefe gräbt, verspreche ich dir, dass jeder von ihnen zu irgendeinem Zeitpunkt einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen wurde …«
»Wir haben übrigens deinen jungen Schwarzen gefunden, den V-Mann«, sagte Vince Littman.
»Darryl?«, fragte Roth.
»Genau den«, antwortete Littman. »Darryl King … 7. Oktober 2001. Bei einer Drogenrazzia erschossen, wobei dein spezieller Freund, dieser Sergeant McCullough, ihn eigentlich von hinten hätte decken sollen. Was musste er auch mit stinknormalen Zivilisten bei einer Razzia aufkreuzen …«
»Das war kein stinknormaler Zivilist«, sagte Miller. »Keiner von denen war ein stinknormaler Zivilist.«
»Und was zum Teufel waren das dann für Leute?«, fragte
Littman. »Du hast etwas von einem Zeugenschutz-Programm oder so erwähnt?«
Miller konnte sich ein höhnisches Grinsen nicht verkneifen. Das war ja fast schon höhere Ironie. »Zeugenschutz-Programm? Das war eher’ne Art Zeugenvernichtungsprogramm.«
»Du glaubst, sie haben etwas gewusst?«, fragte Roth. »Was könnte das gewesen sein? Ich meine, sie hatten doch nun wirklich alle ganz verschiedene Berufe … Und wir reden hier von Morden, die bis zu neun oder zehn Jahre zurückliegen …«
»Eher noch länger«, sagte Miller. »Ich glaube nicht, dass das schon alle sind … Ich glaube, das hier sind nur die, über die Robey Unterlagen gesammelt hat, nachdem ihm klar geworden war, was da abging.«
»Ich kann dir nicht ganz folgen«, sagte Roth. »Als ihm klar geworden war, dass was abging?«
»Wenn ich das wüsste«, sagte Miller, »aber das alles war ein Versuch, uns für die Sache zu interessieren. Und soweit ich das sehe, war es ein Alleingang von ihm.« Miller schüttelte den Kopf. Er beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf
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