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Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Auf dem Bild waren zwar alle noch viel jünger, dennoch hatte Miller sie gleich erkannt. Bis auf einen. Ein dunkelhaariger Mann, der neben Killarney stand und grinste, als wären sie alle im Sommerurlaub oder bei einer Angelpartie …
    Miller zog die Stirn in Falten. War das möglich? Was hatte das zu bedeuten? Und was, um Gottes willen, hatte Richter Thorne damit zu tun?
    FBI und Justiz waren also über die Identitäten von John Robey und Catherine Sheridan längst im Bilde? Killarney war doch extra bei ihnen gewesen, um sie auf die Ermittlungen im Fall des Schnurmörders einzuschwören, und dabei hatte er Catherine Sheridan, das letzte Opfer, persönlich gekannt?
    Miller steckte das Foto wieder in den Umschlag und schob ihn in seine Tasche. Als Nächstes durchsuchte er die Schubladen des Schreibtisches. Eine Handvoll Stifte, eine rostige Heftzwecke, noch mehr tote Fliegen. Er sah, soweit möglich, auch unter dem Teppichboden und hinter dem Aktenschrank nach, fuhr mit den Fingern an den Kanten entlang, um festzustellen, ob dahinter irgendetwas versteckt war.
    Aber da war nichts.
    Er hatte es jetzt eilig, fügte das herausgebrochene Stück notdürftig wieder ins Türblatt und verließ das Gebäude.
    Vom gegenüberliegenden Gehweg aus drehte sich Miller noch einmal zu dem Gebäude um. Hinter den Fenstern war keine Regung zu erkennen, kein Anzeichen dafür, dass er gesehen oder beobachtet worden wäre. Aber inzwischen wusste er, dass das nichts heißen musste. Augen waren überall, in
jede Richtung drehbar, rund um die Uhr im Einsatz. Er nahm den gleichen Weg zurück, den er gekommen war.
    Dann sah er ihn wieder. Kein Zweifel.
    Den Mann im Regenmantel.
    Ganz sicher. So sicher wie der nächste Winter. Er ging bis zum Ende der Straße und bog an der Kreuzung nach links ab.
    Miller folgte ihm zuerst in schnellem Fußgängertempo, auf Höhe der Freedom Plaza bereits im Laufschritt. Der Mann drehte sich nicht um, schaute nicht über die Schulter, und als er links in die Pennsylvania Avenue einbog, musste Miller noch einen Zahn zulegen. Dabei wusste er schon, dass der Mann nicht mehr da sein würde, bis er es zur Ecke geschafft hätte, aber er hatte Angst, ein Gefühl, das er gar nicht mochte, und in dieser Situation erschien es ihm ratsamer, dem Mann Auge in Auge gegenüberzutreten, als zurückzubleiben und nichts zu tun.
    Wie vorausgeahnt war der Mann im Regenmantel nicht mehr zu sehen, als Miller um die Ecke bog. Vielleicht hatte ein Auto auf ihn gewartet? Wurde er womöglich noch von anderen Leuten durch lichtstarke Feldstecher beobachtet, Leuten, die längst wussten, dass er in die Räumlichkeiten der United Trust Incorporated Finance eingebrochen war und das Foto mitgenommen hatte?
    Miller blieb stehen, um wieder zu Atem zu kommen. Hatte er jetzt schon Halluzinationen? Er fragte sich, wie viele Männer in Washington wohl in dunklen Anzügen und hellbraunen Regenmänteln unterwegs waren. Hatte er den Mann etwa wegrennen sehen, als wollte er vor etwas Reißaus nehmen?
    War er dabei, den Verstand zu verlieren?
    Leute gingen an ihm vorüber; Miller sah keinen von ihnen direkt an, nahm sie nur als Strom anonymer Menschen wahr, bevor er umkehrte und zu seinem Auto zurückging.

    Er fuhr Richtung Nordosten, in den ihm besser vertrauten Teil der Stadt, vorbei an der FBI-Zentrale, dem Ford-Theater, durch Chinatown und auf die New York Avenue. Wenn er am Lenkrad drehte und sein Arm die Brust berührte, spürte er das Foto in der Innentasche.
    James Killarney war also mit von der Partie. Und Thorne. Richter Thorne. Sollte er ihn darauf ansprechen? Was zum Teufel hatte das zu bedeuten?
    Wo mochte der Richter jetzt sein? Bei Gericht? Oder in seinem Büro? Alle Richter hatten ein Büro am Judiciary Square in der Nähe des Verizon Center. Bis zum Judiciary Square waren es nicht mehr als drei oder vier Blocks. Miller fuhr langsamer und lenkte das Auto an den Straßenrand. Er holte das Foto hervor. Die Worte auf der Rückseite waren in großen Druckbuchstaben geschrieben. Es hätte keinen Sinn, zu raten, wer das geschrieben haben könnte. Er hatte das Foto, und er hatte einen Namen: Donald Carvalho.
    Miller fuhr die Sixth entlang und bog links in die F Street ein. Den Rest des Weges ging er zu Fuß, vorbei am Nationalen Architekturmuseum bis zur nächsten Ecke. Auf dem dortigen Polizeirevier gab es ein Verzeichnis der Büros der am Square ansässigen Richter. Er hatte bei verschiedenen Gelegenheiten mit Richter Thorne gesprochen, bei

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