Vergib uns unsere Sünden - Thriller
Kredit aufgenommen, keine Kreditkarte beantragt und ist mit keinem unserer Berater jemals in Kontakt getreten.«
»Ungewöhnlich«, sagte Miller.
»In der Tat«, antwortete Forrest. »Aber immerhin nicht ungesetzlich, oder?«
»Nein, das wohl nicht.«
»Tut mir leid, dass wir im Moment nichts weiter für Sie tun können, Detective Miller.«
Miller erhob sich und streckte Forrest die Hand entgegen. »Sie haben Ihr Möglichstes getan. Haben Sie besten Dank.«
»Wirklich eine furchtbare Geschichte«, sagte Forrest. »Das alles kommt einem noch unheimlicher vor, wenn man bedenkt, dass sie so gut wie nie Kontakt mit uns hatte …« Er schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich ergeht es Ihnen in Ihrem Beruf ständig so - dass Sie das Gefühl haben, es hätte vielleicht doch noch eine Möglichkeit gegeben, den Lauf der Dinge zu beeinflussen. Nicht dass so eine Überlegung jetzt noch besonders sinnvoll wäre, aber dann denkt man am Ende doch wieder …« Forrests Stimme versickerte in einem Gemurmel. Auch wenn er sein Gefühl nicht sehr eloquent zum Ausdruck brachte, wusste Miller genau, was er sagen wollte.
»Ja, ständig«, bestätigte Miller. »Ständig denkt man darüber nach, was man alles hätte anders machen können.« Er dachte an Jennifer Irving, an Natasha Joyce. Und er dachte an Carl Oliver.
»Wenn wir noch irgendetwas für Sie tun können …«, fügte Forrest hinzu.
»Danke. Ich finde schon hinaus«, sagte Miller und ging.
Er wollte sich nicht noch einmal umdrehen, damit Forrest so wenig wie möglich von dem Treffen in Erinnerung behielt und gar nicht erst auf den Gedanken kam, jemandem davon zu erzählen. Dabei wusste er nur zu genau, wie müßig diese Hoffnung war. Spätestens beim Mittagessen in der Kantine oder bei der nächsten Besprechung würde Forrest davon anfangen. Habt ihr gewusst, dass eine Kundin von uns ermordet wurde …? Aber das musste noch nichts heißen. Selbst wenn er es jedem in der Bank erzählte, hieße das nicht, dass zwangsläufig etwas nachkam …
Im Haupteingang drehte er sich dann doch noch einmal um.
Letzte Nacht. Das Gefühl, beobachtet zu werden. Und jetzt wieder. Dasselbe Gefühl …
Als Nächstes steuerte Miller das Postamt in der Neunzehnten Straße an, ganz im Vertrauen auf seine Dienstmarke, seinen offiziellen Status und die in weiten Teilen der Bevölkerung herrschende Überzeugung, man müsse der Polizei bei ihrer Arbeit behilflich sein. Manchmal funktionierte es, manchmal auch nicht.
Miller hatte Glück. Er stieß auf einen jungen Angestellten, der sich mehr an den näheren Umständen von Catherine Sheridans Tod interessiert zeigte als an der Frage, ob Miller überhaupt berechtigt war, Auskünfte über das betreffende Postfach einzuholen.
»Ermordet? Wie ermordet?«, fragte er. Sein Name war Jay Baxter, wie ein goldfarbenes Namensschild an seinem Hemd verriet.
»Das wollen Sie nicht wirklich wissen«, erwiderte Miller.
Baxter grinste. »Und ob ich das will. Voll interessant, Mann … von höchstem Interesse. Wann hat man schon mal Gelegenheit, aus erster Hand zu erfahren, was in den Köpfen solcher Leute vor sich geht?«
»Sie interessieren sich für Mörder?«
Jay Baxter lachte laut auf. »Nicht für die Typen persönlich«, sagte er, »aber für die Psychologie dahinter. Hab’n Haufen Bücher darüber gelesen, weil ich mal Psychologie studieren wollte, bis mir klar geworden ist, was das alles für ein Quark ist. In Wahrheit wissen die doch auch nicht, was jemanden zu so etwas treibt, oder?«
Miller schüttelte den Kopf. »Nein, ich fürchte, da haben Sie recht.«
»Dann schießen Sie mal los … Eine Hand wäscht die andere, okay?«
»Enthauptet«, log Miller.
Baxters Augen weiteten sich. »Mann, in echt jetzt?«
»Blitzsauberer Schnitt«, sagte Miller. »Eine Machete, vermuten wir … vielleicht auch ein Samuraischwert. Glatt wie ein Kinderpopo.«
»Und Sie haben es mit eigenen Augen gesehen? Also das Opfer - ich meine, so ohne Kopf und das alles?«
»Klar. Das ist unser Job. Irgendjemand muss ja einen Blick auf den gottverdammten Scheißdreck werfen, den die Menschen sich gegenseitig antun.«
»Ey, Shit, Mann«, sagte Baxter. »Haben Sie schon mal kotzen müssen bei so was?«
Miller lächelte verbindlich. »Ein-, zweimal hab ich mich auch übergeben, ja, aber mit der Zeit kriegt man das in den Griff, und es haut einen nicht mehr um.«
»Und ich krieg das morgen alles in der Zeitung zu lesen, oder?«
»Na klar.«
»Und jetzt das mit dem
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