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Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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in der Gerichtsmedizin an. Er sprach mit Tom Alexander, Hemmings Assistenten.
    »Geben Sie uns noch ein paar Stunden«, bat er Miller. »Bis nach dem Mittagessen, okay?«
    Miller war einverstanden, dann fragte er, ob Marilyn Hemmings im Haus sei.

    »Ja, ist sie«, antwortete Tom. »Bis zu den Ellbogen in Innereien, aber sie ist da.«
    Miller dankte ihm und legte auf.
    »Hier hab ich was«, sagte Roth. »Draußen zwischen Landover Hills und Glenarden wohnt eine Natasha Joyce mit einer Tochter namens Chloe.«
    »Na also«, sagte Miller.»Dann werden wir sie mal besuchen.«
     
    Roth übernahm das Steuer. Miller hatte ihn darum gebeten, damit er sich die Fragen überlegen konnte, die er Natasha Joyce stellen wollte. Ein anonymer Anruf, der Name eines kleinen Mädchens, mehr war es nicht. Immerhin besser als nichts.
    Auf den leeren Straßen kamen sie schnell voran, und noch bevor sich Miller seine Strategie zurechtgelegt hatte, waren sie dort.
    Roth parkte den Wagen an einer der Zufahrten zu dem Sozialwohnungskomplex. Er wusste, wenn er ihn innerhalb des Komplexes abstellte, kam es einer Bitte um rasches Verschwinden gleich.
    Seite an Seite gingen sie die Zufahrt hinauf, und kurz vor dem Ziel blieb Miller einen Moment lang stehen, die Hände in den Manteltaschen vergraben. Er sah seinen Atem. Und er sah die desaströsen Aspekte menschlicher Existenz, für die dieser Ort stand. Die Graffiti, den Abfall, die umgekippten Mülltonnen, die leeren Flaschen, deren braune Mäntel aus Papier den Elementen trotzten; er sah die Treppe, die für viele dieser Menschen zu Frustration und Verzweiflung, Scham und Erniedrigung führte, und fragte sich, warum das so sein musste.
    »Da oben ist es«, sagte Roth.
    Miller folgte ihm hinaus zwischen die niedrigen Betonkästen, die als Behausungen für Menschen dienten, die Besseres verdient hatten.

    Das ist der Dreck, den wir nicht als Teil unseres Nationalvermögens begreifen wollen, dachte er.
    »Achtzehn«, sagte Roth. »Apartment achtzehn, zweiter Stock.«
    Sie stiegen durch zu viel Schatten dort hinauf. Es war heller Morgen, aber etwas an diesem Ort gab einem das Gefühl permanenter Dunkelheit. Es roch nach Ammoniak, nach Urin und Kot und Blut und Abfall und feuchten Zeitungen, nach alten Matratzen und ausgebrannten Kohlepfannen Marke Eigenbau, nach Illusionen und der Hoffnung, sie mögen etwas anderes sein. Waren sie aber nicht.
    Das ist so kaputt.
    Roth klopfte an die Tür, trat auf die Seite. Miller nach rechts, Roth nach links. Roth hatte die Hand an der Waffe. Sie steckte noch im Halfter, aber der Druckknopf war geöffnet, er konnte sie in Sekundenschnelle ziehen.
    So unendlich kaputt .
    Drinnen war jemand zu hören.
    Kette, Riegel, Vorhängeschloss - der Wunsch, das Erwünschte drinnen, alles andere draußen zu halten.
    »Wer ist da?«, fragte eine Stimme.
    »Polizei, Ma’am.«
    Stille.
    Roth sah Miller an.
    Miller sagte: »Machen Sie bitte auf, Ma’am … Wir sind von der Polizei.«
    »Ich hab schon verstanden, bin ja nicht taub«, sagte Natasha Joyce und drehte den Schlüssel im Schloss.
     
    Die Tür öffnete sich. Miller ging voran, Roth folgte ihm. Der Flur war hell, frisch gestrichen, der Läufer an manchen Stellen abgetreten, aber sauber. Die Wohnung roch gut, kein Vergleich mit dem Treppenhaus. Eine Art kleine Oase, eine Oase im Widerstand gegen die Wüste da draußen.

    Miller zückte die Marke.
    »Schon gut«, sagte Natasha Joyce.
    »Sie sind Miss Natasha Joyce?«, fragte Miller. »Und haben eine Tochter namens Chloe?«
    Natasha lächelte schwach. »Die Lehrerin, stimmt’s? Die hat Sie angerufen?«
    Miller runzelte die Stirn.
    »Deshalb sind Sie hier, stimmt’s? Wegen der Frau in der Zeitung. Die am Samstag getötet worden ist.«
    »Ja«, sagte Miller. Er sah zu Roth. »Sie haben uns erwartet?«
    Natasha schüttelte resignierend den Kopf. »Ach, Leute wie wir warten doch immer auf Leute wie Sie, oder?«
    Und dann - als er in dem sauberen, frisch gestrichenen Flur von Natasha Joyces Wohnung stand und darauf wartete, in die Küche geführt zu werden - fühlte sich Miller wie gefangen in einem Intervall fast vollständiger Stille; alles, was er hörte, war der leise Soundtrack eines Zeichentrickfilms von irgendwoher.
    »Meine Tochter sitzt in ihrem Zimmer vor dem Fernseher«, sagte Natasha Joyce. »Ich habe sie heute lieber zu Hause behalten, wissen Sie? Ein Tag ohne Schule bringt sie nicht um. So, hier können wir uns unterhalten.«
    Natasha ging den beiden Polizisten

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