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Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Hauses. Hielt eine Zeitung in der Hand, ein Exemplar der Washington Post . Blickte auf das körnige Foto von Catherine Sheridan. Sie blickte zurück, und ihr Gesicht schien darauf zu warten, dass er etwas sagte.
    Der Mann ging den Flur entlang in sein Arbeitszimmer, nahm trotz der späten Stunde den Hörer ab und wählte eine Nummer. Er wartete mit geduldiger Miene.
    Jemand meldete sich.
    »Hast du die Post vom Sonntag gesehen?«

    Er nickte, dann leises Stirnrunzeln.
    »Sie war eine von uns. Haben wir das getan?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich dachte, den Quatsch mit den Anhängern hätten wir ad acta …«
    Tiefes Stirnrunzeln jetzt. »Ist mir doch egal. Die Geschichte schlägt Wellen. Himmelherrgott, Presse ist das Letzte, was wir gebrauchen können.«
    Er hörte zu, schüttelte wieder den Kopf.
    »Und jetzt hörst du mir mal zu«, gab er zurück, die Stimme lauter und in schneidendem Ton jetzt. »Auf den theatralischen Quatsch ist geschissen. Die Sache ist kein Fernsehfilm. Ich hab dir einen Job gegeben und darauf vertraut, dass du die richtigen Leute aussuchst, keine ausgebrannten Irren, die sich einen Spaß machen wollen.«
    Ballte im Ringen um Gelassenheit die Hand.
    »Nein«, schnauzte er. »Offensichtlich ist das nicht der Fall. Es ist mir scheißegal, was mit ihm passiert ist. Ich habe hier eine Zeitungsstory vor mir liegen, aus der ich erfahre, dass der Quatsch immer noch weitergeht. Finde heraus, woher das kommt. Und mach dem ein Ende. Es gibt nicht den geringsten …«
    Er brach im Satz ab, hörte zu, nickte langsam.
    »Also kümmere dich darum. Sieh zu, dass du damit fertig wirst, verdammt. Ich will heute zum letzten Mal von der Scheiße gehört haben, verstanden?«
    Nickte.
    »Gut, dann sorge dafür.«
    Er legte auf, warf noch einen Blick auf Catherine Sheridans Gesicht, dann warf er die Zeitung auf den Schreibtisch zu seiner Rechten.
    »Dämliche Arschlöcher«, zischte er, drehte sich um und verließ den Raum.

    Anker gegen den Wind, mein Sohn«, pflegte mein Vater zu sagen. »Anker gegen den Wind.«
    Einmal hab ich ihn gefragt, was es bedeutete.
    »Das Schiff kommt in den Hafen, wird am Pier festgemacht. Weil der Wind auflandig weht, drückt er das Schiff gegen den Pier, also setzt der Käpt’n den Anker auf der anderen Seite, um das Schiff ruhig zu legen. Es bedeutet, dass man alles von zwei Seiten bedenken muss. Dass man sich vorbereiten, Vorkehrungen treffen muss.« Er hielt eine dünne Holzfliese in die Höhe, spiegelglatt lackiert wie Glas. »Furnier«, sagte er. »Soll ein Muster daraus werden, aus schwarzer Walnuss mit rotem Seerohr und Perlmutt. Was Schöneres hast du noch nicht gesehen … Und du kannst mir helfen, Sohn, du kannst mir dabei helfen, es zu machen.«
    Was für ein Muster, wollte er nicht verraten. Habe ihn zehnmal gefragt, wenn ich ihn einmal gefragt habe, aber verraten hat er es nicht.
    Anker gegen den Wind.
    Ich half meinem Vater bei den Vorbereitungen, ohne zu ahnen, was er vorhatte. Ob ich ihm auch geholfen hätte, wenn ich es gewusst hätte?
    Manchmal bin hinaufgegangen, um sie zu besuchen. Mit fünfzehn Jahren. Bin die Treppe hinaufgestiegen, hab dem Knarren der Stufen unter meinen Schritten gelauscht. Das Herz schlug mir bis zum Hals, wenn ich mir vorstellte, in welchem Zustand ich sie antreffen würde, hellwach oder wirr oder in tiefem Schlaf, so gut wie tot, der Schleim in ihrer Brust rasselnd bei jedem Atemzug.
    Ich hatte Angst vor ihr. Ich war ein junger Bursche - ein Tummelplatz der Hormone, der Kopf voll mit Gedanken an Mädchen, Football und solche Dinge - und fürchtete mich vor meiner eigenen Mutter. Andere Jungen hatten diese Probleme nicht. Andere Jungen hatten normale Eltern, ein normales Leben und nur die Sorge, am Wochenende
ein Mädchen und genügend Dollars in der Tasche zu haben.
    Ich blieb eine Weile auf dem Treppenabsatz stehen, die Hände schweißnass. Dann ging ich auf ihre Tür zu, verharrte einen Augenblick still davor, um mich zu wappnen, zu sammeln. Die Hand rutschte vom Türknopf ab, ich musste sie mir am T-Shirt abwischen.
    Leise stieß ich die Tür auf. Konnte nicht durch den Baldachin schauen, den mein Vater über das Bett gespannt hatte. Tiefe, rasselnde Atemzüge waren zu hören. Sie schlief, und dafür war ich dankbar.
    Ihre Haut war bleich und durchsichtig. Haut wie Pergament, Perlmutt - ein Trommelfell, straff über das Gesicht gespannt, die Spannung sichtbar, wenn sie murmelte oder seufzte. Magere Finger, die nur noch mit

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