Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
die Hand gab, seine Marke entgegennahm und sein Antlitz den Blitzen klickender Kameras zugewandt. Es war ein wichtiger, bedeutender Augenblick gewesen, aber all das lag weit hinter ihm, eine Reihe zerrissener Erinnerungen, im Licht der letzten Monate immer mehr verblasst.
    Miller nahm den Plastikbeutel mit dem Zeitungsausschnitt aus der Hosentasche. Ein Ausschnitt eines Artikels der Washington Post über eine Wahl in Mittelamerika. Eine ermordete, krebskranke Frau, die sich offenbar weder bei einem Arzt in Behandlung begeben noch Medikamente genommen hatte. Eine Gerichtsmedizinerin, deren Erfahrung und Intuition ihn glauben machen wollten, der Mörder der ersten drei Frauen sei ein anderer gewesen … Und wenn das so war, musste ein Angehöriger der Polizei, der ärztlichen Notdienste oder gar der Gerichtsmedizin aus sehr persönlichen Motiven diese brutale Bluttat nachgeahmt haben. Und immer noch hatten er und Roth sich nicht ernsthaft mit der Tatsache auseinandergesetzt, dass es so gut wie nichts Aktenkundiges über Catherine Sheridans Leben gab. Sie hatten nicht herausgefunden, wo sie gearbeitet, womit sie ihren Lebensunterhalt verdient hatte; sie kannten weder die Namen von Freunden, noch von Angehörigen, Eltern oder Brüdern oder Schwestern …
    Ja, selbst ihr Name wurde zu dem einer anderen, wenn man ein wenig an der Oberfläche kratzte.
    Am Abend des 13. November, acht Monate nach dem ersten Mord: brauchbare Spuren Fehlanzeige.

    Das, so schien es ihm, waren genau die Dinge, die einem den Leistungsbericht vermasselten.
    Die einen dazu bringen konnten, den Dienst zu quittieren.
     
    Robert Miller sehnte sich nach Schlaf, vergeblich, wie er wusste.
    Er war müde, die Lider waren schwer, Kopfschmerzen, aber er blieb noch sitzen, weil ihm etwas durch den Hinterkopf spukte, etwas, von dem er wusste, dass es wichtig sein konnte.
    James Stewart , dachte Miller. Ständig fällt mir dieser James Stewart ein , der Film, der im Wohnzimmer lief, die Musik, die ich gehört habe, als wir oben waren …
    Auf der DVD hatten sich keine Fingerabdrücke außer denen des Opfers befunden. Natürlich war der Mörder nicht so fahrlässig gewesen, welche zu hinterlassen, aber Miller hatte auf einen Flecken, eine Wischspur seiner Latexhandschuhe gehofft, einen Hinweis darauf, dass er die DVD in den Player gelegt hatte. Das wäre wenigstens ein Ansatz für Gedanken über den Täter gewesen und hätte vielleicht ein Licht auf den Weg zur Wahrheit geworfen. Er hat einen Film eingelegt und eine Pizza bestellt. Einen Film eingelegt und Pizza bestellt …
    Irgendwann kurz vor Mitternacht erhob Miller sich schließlich aus seinem Sessel und machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer.
    Obwohl er dabei noch mal an den Kartons im Flur vorbeikam, den letzten Andenken an vertane vierzehn Monate, beschäftigte nicht Marie McArthur seine Gedanken. Er dachte nicht an den langsamen, scheinbar endlosen Niedergang ihrer Beziehung, ähnlich der Annäherung an den Abgrund hinter einer Felskante, auf die man sich in Zeitlupe zubewegt, vielleicht in der trügerischen Hoffnung, nie dort anzukommen …
    Nein, nicht solche Dinge zehrten an seinen Gedanken,
denn inzwischen glaubte er, mehr als genug Energie und Zeit darauf verschwendet zu haben, das alles zu verstehen.
    Sein letzter Gedanke - der Gedanke, der ihm die Augen schloss - galt Marilyn Hemmings. Wie sie ihm durch das Bullauge der Tür nachgeschaut hatte, als er am Ende des Fußwegs angekommen war. Das leichte Nicken, das verlegene Lächeln. Er wusste noch, wie sie sich angefühlt hatte, als er sie nach der Berfragung des Leichenbeschauers in die Arme genommen hatte, dem Moment vor dem Kamerablitz, bevor ihnen klar geworden war, dass es so ausgesehen haben musste, als wäre da etwas zwischen ihnen, als habe sie heimlich Beweise konstruiert, um ihn von der Anklage des Totschlags zu entlasten …
    Er erinnerte sich an das Bild von ihnen beiden im Globe. Die Bildunterschrift enthielt sich eines Kommentars. Der wäre auch überflüssig gewesen. Die Welt glaubte ohnehin, was sie glauben wollte.
    Robert Miller schlief schließlich ein, aber er träumte nicht. Und obwohl er in den frühen Morgenstunden wieder erwachte und im Geiste alles noch einmal durchging, was passiert war, konnte er sich keinen besseren Reim darauf machen. Er fühlte sich in der Klemme.
    Ein passender Ausdruck fiel ihm nicht ein: in der Klemme.
     
    Ein Mann mittleren Alters in einem grauen Nadelstreifenanzug stand im Foyer seines

Weitere Kostenlose Bücher