Vergib uns unsere Sünden - Thriller
Sie haben sogar Virginia verloren, einst eine uneinnehmbare republikanische Festung. Heraus kamen nichts dementierende Dementis, nicht versichernde Versicherungen, aber wie auch immer, sie erleben jetzt ihre eigene »außerordentliche Auslieferung«.
Watergate … lieber Gott, was war schon Watergate?
Die Auswirkungen reichen weiter nach Süden, als man sich je hätte träumen lassen.
Rumsfeld tritt zurück. Gott, der Mann ist vierundsiebzig. Bush sagt, wir brauchen eine neue Perspektive im Irak, also, wen nehmen wir? Robert M. Gates, Bush seniors CIA-Chef. Herrgott nochmal, Gates war von 1991 bis 1993 CIA-Direktor. Unter William Casey - CIA-Direktor von 86 bis 89 -
war er Deputy Director for Intelligence. Was man sät, erntet man irgendwann … Scheint was dran zu sein.
Ach, verflucht, höre ich jemanden sagen. In den nächsten beiden Jahren ernten wir bestenfalls Arschtritte.
Daran glaube ich nicht … Wie diese Leute arbeiten, haben sie sich bis Ende nächster Woche eine Strategie zurechtgelegt. Abwarten und Tee trinken, Freunde, abwarten und Tee trinken.
Ich sehe, wie die Dinge sich entwickeln, und kann den Wahnsinn kaum fassen, mit dem wir unser Land, unser Leben zugrunde richten. Ich muss an all die Länder denken, die wir seit dem Zweiten Weltkrieg bombardiert haben. Ich kann sie aus dem Stegreif herbeten: China, Korea, Guatemala, Indonesien, Kuba, Kongo, Peru, Laos, Vietnam, Kambodscha, Grenada, Libyen, El Salvador, Panama, Irak, Sudan, Afghanistan und Jugoslawien. Und das sind nur die, über die wir euch informiert haben.
Und in jedem von ihnen waren wir mit von der Partie, im Untergrund, bei den vorbereitenden Expeditionen, bei den Aufräumtruppen. In ein paar Ländern bin ich selbst gewesen, und ein paar waren mehr als genug. Auch für Catherine. Wir waren da - haben unsere Rollen gespielt, unsere Pflicht getan, die angemessenen Repräsentanten des Staatsoberhaupts und Regierungschefs der Vereinigten Staaten, des Oberbefehlshabers der Streikräfte. Wie heißt es? Wenn man weiß, was die CIA tut, weiß man, was der Präsident auf dem Herzen hat.
Wir haben viel zu lange Hof gehalten. Ich weiß, was dort passiert ist. Ich weiß auch, was in Afghanistan, in Kolumbien und anderen Ländern passiert ist, in zu vielen, um sie aufzuzählen.
Und die Schweinereien, die ich miterlebt habe? Die Dinge, von denen ich erfahren habe …?
Wir müssen bezahlen für das, was wir getan haben.
Manchmal mag ich nicht einmal mehr daran denken.
Was mein Vater wohl denken würde, wenn er noch am Leben wäre.
Ist er aber nicht. Er ist tot. Gut möglich, dass ein Teil von mir mit ihm gestorben ist.
13
Erst später - eine, vielleicht zwei Stunden später - beschlich Natasha Joyce ein Gefühl der Unruhe, des Unbehagens, heimtückisch, ungreifbar, nicht wegen der Fragen, die man ihr gestellt hatte, sondern wegen der Art, wie man sie ihr gestellt hatte.
Der Schalterbeamte in der Polizeiverwaltung war mit einer weißen, elegant gekleideten Endvierzigerin zurückgekommen, die ihr freundlich und verständnisvoll begegnet war. Sie hatte Natasha in ein privates Büro geführt. Natasha war ihr gefolgt, ohne Fragen zu stellen, und in dem schlichten, schmucklosen Raum saßen sie sich eine Weile lang schweigend gegenüber. Natasha spürte, dass sie gemustert, in Augenschein genommen wurde, und dann legte die Frau einen dünnen braunen Aktendeckel auf den Tisch, und daneben ein paar Blatt Papier und einen Kugelschreiber.
»Mein Name ist Frances Gray«, sagte sie. »Ich arbeite für die Öffentlichkeitsabteilung des Washingtoner Police Department. Unsere Aufgabe ist es, die Beziehungen zwischen den Bürgern und den mit polizeilichen Aufgaben befassten Personen zu pflegen.« Miss Gray lächelte. »Haben Sie irgendwelche Fragen, bevor wir anfangen?«
»Anfangen? Womit?«, fragte Natasha.
»Der Befragung.«
»Befragung?«
»Zu Ihrem Gesuch heute Morgen.«
»Kümmern Sie sich jetzt darum?«
Frances Gray nickte. »Ja.«
Natasha lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust. »Ja, da habe ich allerdings eine Frage, Miss Gray …«
»Nennen Sie mich Frances. Das ist ja kein Verhör.«
»Frances? Okay, wenn Sie wollen. Also … meine Frage: Wie ist es möglich, dass ich nach nur einem einzigen Anruf auf einmal mit jemandem wie Ihnen in einem privaten Büro sitze?«
»Das ist die übliche Verfahrensweise in solchen Fällen, Miss Joyce.«
»Wie, so machen Sie das mit jedem, der bei Ihnen anruft, um sich nach einem
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