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Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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… Gott weiß, wie viele Male wir über diese Dinge geredet haben, und sie sind nie einfacher geworden. Wie viele Jahre haben wir damit vertan, vor den Schatten wegzulaufen, bis wir endlich merkten, dass es unsere eigenen waren.
    Aber jetzt hat sich alles verändert, so gründlich, dass es kein Zurück mehr gibt.
    Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit.

12
    Um elf Uhr vormittags schließt Natasha Joyce die Wohnung hinter sich ab und verlässt zu Fuß die Sozialsiedlung. Mit dem Autobus fährt sie die Martin Luther King Avenue hinunter nach Fairmont Hills. Metrostation East Capitol Street, ein halbes Dutzend Haltestellen, Ecke A North und Sixth Street kommt sie wieder ans Tageslicht. Gewaltige Bürobauten aus Granit und Marmor. Sie trägt einen Mantel, aber es ist ein bitterkalter Tag, der böige Wind treibt ihr Tränen in die Augen. Sie steigt die Treppe hinauf und betritt das Foyer, die große Eingangshalle der allmächtigen Washingtoner Polizeiverwaltung, in der Leute arbeiten, die einen nicht zurückrufen. Zu Ehren des weißen Mannes. All der großspurige Unsinn.
    Der Mann am Schalter, verkniffenes Gesicht, als hätte er kurz zuvor eins auf die Nase bekommen. Anmaßender Tonfall … »Was kann ich für Sie tun, Miss …?«
    »Joyce. Natasha Joyce. Ich habe mir den Namen der Frau nicht notiert, mit der ich gesprochen habe, aber sie muss im Archiv arbeiten.«
    Der Mann lächelte verständnisvoll. »Bei der letzten Zählung im Archiv sind wir auf fast zweihundertundvierzig Mitarbeiter gekommen, Miss Joyce. Wenn Sie mir zu Ihrem Anliegen ein paar Einzelheiten mitteilen würden, könnte ich unseren Computer befragen.«
    »Es ging um einen Mann namens Darryl King. Gestorben im Oktober 2001. Ich komme zu Ihnen, weil die Polizei ihn damals gefunden hat. Polizisten sind gekommen und haben mir gesagt, dass er tot ist. Jetzt wüsste ich gern, wer ihn gefunden hat, verstehen Sie? Ich wüsste gern, was passiert ist.«
    Der Mann wirkte ratlos, öffnete den Mund, als wollte er eine Frage stellen, überlegte es sich anders. Er tippte auf eine
Tastatur ein, wartete, schüttelte den Kopf, tippte noch etwas ein.
    Er lächelte, offensichtlich zufrieden mit sich.
    »Ihr Anruf kam um acht Uhr achtundvierzig heute Morgen, ja. Entgegengenommen von Telefonist Nummer fünf … ja, und hier haben wir ihn. Darryl Eric King. Ein Vermerk im System, dass wir hier keine Akte über ihn führen, aber anscheinend hat Telefonist Nummer fünf eine Anfrage an die IT-Abteilung weitergeleitet …«
    »Das weiß ich ja alles«, erwiderte Natasha ungeduldig. »Das war vor über zwei Stunden. Sie hat mich nicht zurückgerufen. Deshalb bin ich hier.«
    Der Mann lächelte verständnisvoll. Sein Gesicht drückte Langmut aus, wie mit einem Kind, einem kleinen, vielleicht ein bisschen retardierten Kind. Alles ganz langsam, alles zweimal.
    »Miss Joyce«, sagte er, nahm die Hände von der Tastatur und faltete sie wie zum Gebet. »Manchmal nimmt die Klärung solcher Dinge ein bisschen Zeit in Anspruch. Es handelt sich um sehr alte Akten …«
    »Die elektronisch hier rübergeschossen werden, hat die Frau gesagt. Die sind hier wie der Blitz, in ein, zwei Sekunden, hat sie gesagt. Dass die Akten zu alt sind, hat sie nicht gesagt … So alt womöglich, dass sie an Krücken hier rübergehumpelt kommen, oder was? Das wollen Sie damit sagen?« Ihr Tonfall war entrüstet, verärgert. Weißer Mann mit verkniffenem Gesicht - wie es aussah, würde er vor dem Feierabend noch eins auf die Nase kriegen. »Was ich wissen will, kann doch nicht so schwer zu beantworten sein, oder?« Sie schüttelte energisch den Kopf. Gleich würde sie dem kleinen weißen Mann den gestreckten Mittelfinger zeigen. Erzähl mir, was ich wissen will, kleiner Mann, oder deine verschrumpelte Visage kriegt’ne Ladung Donner statt Sonnenschein. Die Hände womöglich in die Hüften gestemmt. Das
Maß ist voll, Motherfucker. Vierhundert Jahre Unterdrückung sind hier und jetzt beendet.
    »Miss Joyce, ich kann Ihren Standpunkt vollkommen verstehen …«
    Sie lief auf Hochtouren, vielleicht etwas überdreht. »Verstehen? Was verstehen Sie? Was Sie verstehen und was ich verstehe, wohnt nicht mal auf demselben Scheißplaneten, Mister …«
    »Miss Joyce.« Sein Ton wurde strenger. Er war verärgert, erhob sich langsam von seinem Stuhl. »Es gibt absolut keine Notwendigkeit für diese Ausdrucksweise. Wenn Sie sich hier nicht zivilisiert benehmen, rufe ich den Sicherheitsdienst und lasse Sie des Hauses

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