Vergib uns unsere Sünden - Thriller
dienlich.«
»Herrgott, Sie müssten sich mal hören. Ich bemüh mich hierher, weil niemand mich zurückgerufen hat, und dann kommen Sie runter und holen mich vom Tresen ab, weil Sie mit mir reden und mir helfen wollen zu verstehen, was passiert ist, und kaum stelle ich Ihnen eine konkrete Frage …«
»Die ich Ihnen nicht beantworten darf«, sagte Frances Gray tonlos.
»Was tun wir dann hier, verdammt? Däumchen drehen und warten, dass vielleicht mal jemand runterkommt, der das darf? Ja?«
Frances Grays Lächeln war süßlich und unecht. »Wir beenden jetzt dieses Gespräch, Miss Joyce, und ich erkundige mich, ob wir Ihnen diese Informationen vielleicht zugänglich machen können. So machen wir es.«
»Und ich höre nie wieder ein Wort von Ihnen, stimmt’s? So ist es doch. Oder etwa nicht?«
Kopfschüttelnd suchte Frances Gray ihre Akten und Papiere und den Kugelschreiber zusammen, stand auf, strich sich die Kostümjacke glatt und ging zur Tür. Geduldig wartete sie auf dem Korridor, bis auch Natasha das Zimmer verlassen hatte.
»Ich bringe Sie zum Empfangsschalter«, sagte Frances Gray kühl, und noch auf dem Weg dorthin verfluchte Natasha Joyce ihren Hitzkopf, ihre Ungeduld, ihr aufbrausendes Temperament.
Haltung. Das hat Darryl immer gesagt. Haltung, Mädchen, Haltung ist überall dasselbe, aber manchmal hilft sie dir wo raus, und manchmal bringt sie dir gar nichts.
Frances Gray versprach Natasha Joyce, sich so bald wie
möglich bei ihr zu melden. Sie wünschte ihr einen guten Tag, drehte sich auf dem Absatz um und klick-klackte über den Marmorfußboden davon, bis die Schritte verhallt waren.
Der Mann am Empfangsschalter lächelte. »Ich hoffe, wir konnten Ihnen helfen«, rief er vergnügt.
Natasha lächelte verlegen. »Sehr«, sagte sie beinahe entschuldigend und hastete hinaus in den vormittäglichen Regen, der inzwischen eingesetzt hatte.
Richard Helms, kommissarischer Direktor der Central Intelligence Agency, sagte einst in einer Grußbotschaft an den National Press Club: »Sie müssen uns einfach nur vertrauen. Wir sind ehrenwerte Männer.«
Und so erinnerte sich Captain George Hunter White an seine Zeit beim CIA: »Ich habe mit ganzem Herzen im Weinberg geackert, weil es mir einen Riesenspaß gemacht hat. Wo sonst hätte ein echter amerikanischer Junge mit Erlaubnis und dem Segen des Allerhöchsten lügen, töten, betrügen, stehlen, vergewaltigen und plündern dürfen?«
So viel zu ein paar Dingen aus dem Danach …
Der Zeit nach der Geschichte mit meiner Mutter und dem, was mein Vater getan hat, und wie er meine Beihilfe gelenkt hat …
Davor:
Personifizierte Geduld. Ich stand an der Werkbank, ein Blechkanister mit Wachs zur Rechten, eine Kollektion Furnierstreifen zur Linken. Immer einer nach dem anderen. Glatt wie Glas. Glatt wie Polierrot und Quecksilber.
»Sie sind hauchdünn«, sagte mein Vater. »Wenn du sie knickst, brechen sie wie Kekse. Du musst sie so lange polieren, bis dein Gesicht sich in ihnen spiegelt.«
»Wofür sind sie?«
Er lächelte, schüttelte den Kopf. »Siehst du das Brett da drüben?« Er zeigte mit beizefleckigem Finger darauf. »Es muss zurechtgeschnitten werden, und wenn es glatt gestrahlt ist, zeichne ich ein Muster auf, schneide Kerben und Vertiefungen in das Muster und setze zum Schluss die Teile, die du poliert hast, in das Muster ein.«
»Eine Einlegearbeit«, sagte ich.
Er nickte. »Richtig. Eine Einlegearbeit.«
»Und das Brett? Wofür ist das?«
»Wofür ist das Brett?«, wiederholte er. »Weißt du, alles hat seinen Zweck. Alles hat seinen Zweck, und wenn du den verstanden hast …«
»Nein, im Ernst … Was hast du damit vor?«, wiederholte ich die Frage.
Er legte mir die Hände auf die Schultern. »Das sage ich dir, wenn wir fertig sind.«
Ich sah ihm bei der Arbeit zu. Er sprach kein Wort.
Wenn ich später daran zurückdachte, fühlte ich mich auf seltsame Weise an Catherine erinnert.
Auch wenn sie schwieg, sagte sie mehr als alle anderen.
Zurück zum Danach:
Uns dämmerte langsam, was Reagan für ein Schwanzlutscher war.
Staatsoberhaupt, Regierungschef, Oberster Befehlshaber der Streitkräfte. Theoretisch niemandem Rechenschaft schuldig.
Drei Instanzen verwalten die Vereinigten Staaten - Legislative, Exekutive und Judikative. Die Legislative kann man vergessen - nichts als Anwälte und Sesselfurzer, Bürokraten, gesichtslose Speichellecker. Zur Judikative zählt das Oberste Gericht, das Amtsgewalt über sämtliche
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