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Vergiftet

Vergiftet

Titel: Vergiftet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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ersparen können, wenn du deinen Auftrag ordentlich ausgeführt hättest.«
    Pocoli senkt den Blick und sagt nichts.
    »Wenn wir bei den ersten Orten nichts finden, fahren wir weiter zu den nächsten: Ål, Geilo und so weiter.«
    Mjønes sieht sie an. Keine Reaktion. Ein Schaffner mit einem Rucksack über der Schulter geht wenige Meter neben ihnen vorbei. Mjønes kontrolliert die Uhr seines Handys. Zehn nach acht. »Okay«, sagt er. »Steigt in eure Wagen. Ich will nicht, dass jemand mitbekommt, dass wir zusammengehören.«
    79
    Es ist kurz nach neun, als Henning bei Geir Grønningen in der Tøyengata 13 klingelt. Er drückt den Klingelknopf vier Mal, beim letzten Mal extralang. Kurz darauf meldet sich eine verschlafene Stimme. Henning ist sich nicht sicher, geht aber davon aus, dass es Grønningen ist.
    »Henning Juul. Darf ich raufkommen?«
    Ein paar Sekunden ist es still.
    »Jetzt?«
    »Ja, jetzt. Ich müsste noch mal mit Ihnen reden.«
    »Nehmen Sie mich auf den Arm? Jetzt? «
    »Ich würde nicht hier stehen, wenn ich nicht genau jetzt mit Ihnen reden müsste«, fährt Henning gereizt fort.
    Erneute Stille. Ein missmutiges Schnaufen tönt aus der Gegensprechanlage.
    »Moment noch, ich muss mir erst was anziehen.«
    Henning sieht sich um, während er ungeduldig wartet. Als der Türöffner schließlich summt, stapft er in den vierten Stock hoch. Der intensive Geruch nach starken Gewürzen, der ihm entgegenschlägt, wird mit jeder Etage weniger aufdringlich.
    Grønningen erwartet Henning an der Türschwelle in der oberen Etage des Wohnblocks. »Ist Ihnen eigentlich klar, wie viel Uhr es ist?«, fragt er.
    Henning nickt schnaufend.
    »Es ist gestern Nacht spät geworden bei der Arbeit«, fährt Grønningen fort.
    »Dann haben Sie sich wahrscheinlich schlafen gelegt, als ich angefangen habe zu arbeiten«, sagt Henning unbeeindruckt. »Ein Kollege von mir ist gestern Nacht zusammengeschlagen worden. Ich frage mich, ob Sie den Täter nicht vielleicht kennen.«
    »Ich?«
    »Haben Sie gestern einen langhaarigen Typen mit Cordjacke gesehen, der sich mit Ihrem Chef unterhalten hat?«
    Grønningen denkt nach, kratzt sich am Kopf. Seine Augen sind noch immer verquollen. »Wann soll das gewesen sein?«
    »Halb elf, circa. Und kurz darauf, auf dem Heimweg, ist er dann überfallen worden.«
    »Verdammt, Juul, ich hab’s Ihnen doch gesagt.«
    »Ja, ich habe ihn auch gewarnt, keine so dicke Lippe zu riskieren wie sonst immer, aber wie es aussieht, hat er nicht auf meinen Rat gehört. Darf ich reinkommen?«
    Grønningen zögert ziemlich lange, dann fordert er ihn mit einem Nicken auf einzutreten und schiebt die Tür auf. »Nicht sehr ordentlich hier.«
    »Sehe ich aus wie jemand, den das interessiert?«
    »Nein, wohl nicht.«
    »Ich könnte einen Kaffee vertragen.«
    »Ich kann Ihnen nur Instantkaffee anbieten.«
    »Instant ist okay.«
    Henning streift die Schuhe ab. Der Flur ist ein einziger Wirrwarr aus Schuhen, Socken und Jacken.
    »Ich schaff’s einfach nicht aufzuräumen, wenn ich arbeite«, sagt Grønningen und füllt den Wasserkocher. Henning versucht, sich einen Weg durch das Chaos zu bahnen.
    »An was arbeiten Sie gerade?«, fragt er.
    »An einer Rede. Für die Beerdigung.«
    »Ach ja. Und wann ist die?«
    »Am Dienstag. In Tønsberg.«
    »Erstaunlich schnell.«
    »Ja. Veronica wollte es so zügig wie möglich hinter sich bringen.«
    Henning nickt und signalisiert Grønningen, dass er schon mal ins Wohnzimmer vorgeht. Er räumt sich einen Platz auf dem schwarzen, durchgesessenen Ledersofa frei und schaut sich um. Auf dem Teppichboden liegen Chipskrümel, Kronkorken und Flaschen herum. Eine Hantel drückt sich unter dem Couchtisch in den Teppich. An den Wänden hängen Fotos von Bodybuildern, einer glänzender als der andere. Das Plakat mit Arnold Schwarzenegger in Terminator hat einen Ehrenplatz.
    Grønningen betritt mit dem Kaffee in der Hand den Raum und setzt sich auf einen Stuhl neben dem Sofa.
    »Danke«, sagt Henning und nimmt den Becher entgegen.
    »Also, was ist passiert?«, fragt Grønningen.
    In knappen Worten erzählt Henning von Ivers Treffen mit Kent Harry Hansen und dem Besuch im Åsgard später am Abend. »Laut Iver war Hansen ziemlich sauer, als er sich verabschiedet hat.«
    Grønningen scheint etwas einzufallen.
    »Was ist?«, fragt Henning.
    Grønningen sieht zu Boden.
    »Nichts, ich dachte nur …«
    »Was dachten Sie?«, hakt Henning nach einer kurzen Pause nach.
    Grønningen sieht Henning lange an,

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