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Vergiftet

Vergiftet

Titel: Vergiftet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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ehe er widerstrebend antwortet: »Kent Harry ist gestern im Laufe des Tages in den Klub gekommen und war ziemlich wütend. Keiner von uns wusste, weshalb.«
    »Hat er nichts gesagt?«
    Grønningen schüttelt den Kopf. »Er ist in sein Büro gerauscht und hat die Tür hinter sich zugeknallt.«
    »Und Sie haben nicht rausgekriegt, weshalb er so sauer war?«
    »Nein. Kurz darauf ist er dann wieder gegangen.«
    »Und von den anderen hat niemand damit rumgeprahlt, dass er einen verfluchten Journalisten verdroschen hat?«
    »Nein. Aber selbst wenn ich was gehört hätte, würde ich Ihnen das nicht sagen.«
    Henning nickt langsam, ehe er beschließt, das Thema zu wechseln. »Haben Sie eine Ahnung, ob Tore sich Feinde gemacht hat, während er im Knast saß?«
    Grønningen hebt den Blick. »Nicht dass ich wüsste«, antwortet er. »Wieso fragen Sie?«
    »Weil ich nicht ganz verstehe, warum Tore ausgerechnet zu mir Kontakt aufgenommen hat. Die norwegische Presselandschaft ist ziemlich klein, zumindest was Kriminaljournalisten angeht. Ich schließe nicht aus, dass Tore möglicherweise wusste, wer ich bin, bevor er eingebuchtet wurde. Aber woher wusste er, dass ich wieder angefangen habe zu arbeiten?«
    Grønningen fixiert Henning einige Sekunden, ehe er den Blick abwendet.
    »Haben Sie es ihm erzählt?«
    »Ich? Nein.«
    Henning sagt nichts, sieht ihm nur tief in die Augen. »Wissen Sie, ob Tore mich vor seiner Inhaftierung kannte?«
    »Keine Ahnung.«
    Henning holt tief Luft. So komme ich nicht weiter, denkt er. Totalblockade.
    »Okay«, sagt er und signalisiert, dass er gehen will. »Danke für den Kaffee.«
    Grønningen nickt.
    »Dann sehen wir uns wohl am Dienstag«, fährt Henning fort. »Viel Erfolg mit der Rede.«
    »Danke.«
    80
    Die Türglocke vom Kraft & Respekt klingelt energisch, als Henning den lila Teppich betritt. Er geht direkt zum Empfangstresen. Die Frau vom letzten Mal sitzt dahinter. Sie hebt den Blick und schiebt den Brustkorb vor, als sie ihn sieht. Eine Comicfigur, die er kennt, strahlt ihm entgegen.
    »Kent Harry Hansen?«, fragt er und notiert im Stillen, dass sie ihn wiedererkennt.
    Sie ringt sich ein knappes Nicken in Richtung Hinterzimmer ab, ehe sie die Haare wieder vors Gesicht fallen lässt.
    Henning bedankt sich und setzt sich in Bewegung. Ein bekannter Primavera-Schweden-Schlager tönt aus den Lautsprechern. Henning marschiert, ohne zu klopfen, in Hansens Büro.
    »Ich melde mich wieder«, sagt Hansen in den Telefonhörer und legt auf, während er aufsteht und Henning ansieht. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    »Ja«, antwortet Henning aggressiv, ohne sich vorzustellen. »Der Mann, der Sie gestern interviewt hat, liegt mehr tot als lebendig im Krankenhaus.«
    »Tut er das?«
    »Ja, das tut er.«
    Henning sieht in Hansens ungerührtes Gesicht, dann auf seine Hände.
    Keine frischen Kampfspuren.
    »Manchmal hat er eine ziemlich große Klappe. Seiner eigenen Aussage nach hat er Sie ziemlich provoziert.«
    »Ja, aber deswegen zieh ich nicht los und schlag jemanden zusammen.«
    »Nein, Sie sicher nicht. Aber Sie haben hier ja genug Leute um sich herum versammelt, die sich um solche Dinge kümmern könnten.«
    Hansen schnaubt. »Ich hab schon zu Ihrem Kollegen gesagt, dass ich echt keine Ahnung habe, was ihr für Vorstellungen habt, was wir hier treiben. Und ich weiß auch nicht, für wen Sie sich halten, dass Sie hier einfach so reinplatzen und mich beschuldigen …«
    »Ich heiße Henning Juul«, fällt Henning ihm ins Wort. »Ich habe Iver Gundersen gebeten, Sie zu Tore Pulli zu befragen. Ich habe ihn in diesen Mist reingezogen. Ich weiß nicht, was er Sie konkret gefragt hat, aber den Stoff hatte er von mir. Wenn Sie ein Problem mit der Presse haben oder es nicht ertragen, dass jemand kritisch hinterfragt, was Sie hier treiben, klären Sie das mit mir, statt Leute in dunklen Seitengassen zu verprügeln.«
    »Hallo, für wen halten Sie sich eigentlich …«
    »Entweder haben Sie oder Even Nylund ein paar Gorillas losgeschickt, um Iver Gundersen das Maul zu stopfen.«
    »Ich glaube, Sie gehen jetzt besser.«
    »Ach, schlagen Sie mich sonst auch grün und blau?«
    Hansen sieht Henning an, ist mit wenigen Schritten um seinen Schreibtisch herum, packt ihn am Oberarm und schiebt ihn aus seinem Büro. Der Schlager ist inzwischen beim Refrain angelangt, hört Henning, als er einen Stoß in den Rücken bekommt und einen Stützschritt nach vorn machen muss, um nicht zu fallen.
    »Raus hier!«, brüllt

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