Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
Augen, das schwöre ich. Bibi ist schon auf den anderen Bildern zu sehen, die können wir hierfür nicht nehmen. Und Sacheverells weibliches Personal – die kommen mir wie Hundertjährige vor. Bitte, sagen Sie Ja!«
Ich erinnerte mich, wie hart Martha gearbeitet hatte, um das alles zu arrangieren. Und ich dachte an ihren Wunsch, ich möge ihr »gerecht« werden.
»Schwören Sie mir, dass Sie mich in kein handgewebtes Brautkleid stecken werden? Was Kratziges aus Hanffasern ziehe ich nicht an.«
»O Darling!« Lance lachte schallend. »Als würde ich so was verlangen! Sie müssen sich nicht einmal verkleiden. Das kriegen wir wunderbar hin, ohne großes Getue. Nur wir beide. Vertrauen Sie mir.«
7
Völlig erschöpft betrat ich mein Zimmer im Delaval Arms. Wie professionelle Models das schafften, war mir schleierhaft. Aber wahrscheinlich mussten professionelle Models keinen Duke mitsamt seiner frostigen Duchess interviewen, gleichzeitig das Fotoshooting überwachen und Brautposen einnehmen.
Ich warf mich rücklings aufs Bett und fuhr sofort wieder hoch, denn ich hatte vergessen, dass Lance darauf bestanden hatte, meine Locken für die letzten Fotos mit Stechpalmenblättern zu schmücken.
Vorsichtig zupfte ich sie aus meinem Haar und befreite es von den Strapazen des Nachmittags. Ich hatte mich auf einen ruhigen, einsamen Abend im Gasthof vorbereitet. Aber Lance wollte unbedingt mit mir zu Abend essen, und da er den Tag über sehr nett gewesen war, hatte ich erfreut zugestimmt. Natürlich fand ich ein Dinner mit einem Fremden angenehmer als am Valentinstag allein in meinem Essen herumzustochern. Sonst hätte ich zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt einen Valentinsabend ohne Gesellschaft verbringen müssen.
Nicht, dass Martin und ich viel Aufhebens um den Valentinstag gemacht hatten. Am Abend waren wir immer zu Hause geblieben, weil er meinte, alle Restaurants würden an diesem übermäßig kommerzialisierten Tag erhöhte Preise verlangen. Dafür waren wir an seinem Geburtstag im März immer groß ausgegangen. Das machte für ihn mehr Sinn, denn da wollte er uns wirklich was gönnen – immerhin war es sein Geld. Und zwei Monate hintereinander konnten wir uns das Claridge’s nicht leisten. Aber ich liebte unsere stillen Valentinsabende zu Hause. Nur wir zwei, ein spezielles Menü, das ich kochte, danach vielleicht noch eine DVD . Um mit Martin glücklich zu sein, hatte ich keine Schokoherzen und Blumen gebraucht.
Während ich mit hängenden Schultern auf der Bettkante saß, fiel mein Blick in den Spiegel. Meine Mundwinkel waren nach unten gezogen, wie bei diesen venezianischen Masken in tragischen Szenen. Reiß dich zusammen, Rory, sagte ich mir und zwang mich, mein Spiegelbild anzulächeln. Zweifellos verbringt Martin den Valentinsabend mit seiner neuen Freundin. Und du bist hier, mit einem enthusiastischen, grotesk kostümierten Amerikaner, der sicher lieber jemanden aus der Schwulenszene treffen würde. Unter diesen Umständen werdet ihr zwei das Beste aus dem Abend machen, und du wirst nicht wie eine halb ertrunkene Ophelia mit gebrochenem Herzen am Tisch zusammensinken. Schließlich könnte es schlimmer sein.
Also gab ich mir ganz besondere Mühe, als würde ich mich für ein richtiges Date anziehen, nicht für ein – ja was eigentlich? Ein Mitleidsdate? Ein Geschäftsdinner? Irgendwie ließ sich der Abend, der mir bevorstand, nicht definieren, und vielleicht war mir deshalb so komisch zumute. Ich fühlte mich am sichersten, wenn ich wusste, welche Rolle ich spielen musste, wohin ich in einem bestimmten Szenario passte.
Obwohl ich beim Interview mit der eisigen Duchess eingeschüchtert gewesen war, hatte ich gewusst, dass sie nach einigen Katzbuckeleien und mehreren Komplimenten für die Textilien ein wenig auftauen würde. Mit dem Duke war es einfacher. Ich musste mir nur ein paar gutmütige Witze über Karrierefrauen anhören und mich für seinen schwarzen Labrador begeistern. Ansonsten war ich die tüchtige, kompetente Journalistin von Country House, respektvoll, sogar ein bisschen ehrfürchtig – das genügte. Nach dem Interview lud mich der Duke zum Dinner ein. Aber die Duchess erinnerte ihn in scharfem Ton an eine Vereinbarung. Glücklicherweise erklärte Lance, er würde mich zum Delaval Arms begleiten. Wahrscheinlich hatte er ohnehin einen Vorwand gesucht, um den Valentinsplänen seiner Tante zu entrinnen. Vielleicht war es dem Duke ähnlich gegangen, als er mich eingeladen hatte. Die einstige
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