Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
Journalistin in eurer Redaktion, und sie habe dich deshalb ausgesucht.«
»Tatsächlich?« Das sah Martha kein bisschen ähnlich, und ich fühlte mich nicht übermäßig geschmeichelt. Wahrscheinlich hatte sie das nur gesagt, um die Delaval-Familie zu beruhigen, und wohl kaum, weil sie es wirklich dachte.
»O ja, und du hast Bibi goldrichtig behandelt. Sie kann eine furchtbare Nervensäge sein – der Himmel möge mir verzeihen, wenn ich das sage. Aber alles hat reibungslos funktioniert.«
Die Ankunft einer Kellnerin mit drahtigem Haar und einer ähnlich bedrohlichen Miene, wie sie der Oberkellner aufgesetzt hatte, ersparte mir ein Dilemma. Sollte ich Lance zustimmen und meine Gastgeberin beleidigen? Oder widersprechen und andeuten, er sei indiskret und hinterhältig, weil er so über seine Tante redete?
Vorsichtig hob die Frau die Champagnerflasche aus dem Eiskübel, umwickelte sie mit einer Serviette und füllte die zwei Gläser mit einer Hand, die andere auf dem Rücken. Dabei verbeugte sie sich knapp – eine Geste, die keineswegs devot wirkte. Vielmehr gab uns die Kellnerin damit zu verstehen, dass sie uns einen großen Gefallen erwies, indem sie uns bediente. Während ich sie beobachtete, neigte ich meinen Kopf unwillkürlich in ihre Richtung. Dann schaute ich rasch weg, denn sie sollte nicht glauben, ich würde sie herablassend behandeln, so als wäre ich die Duchess und nicht deren unwichtiger Gast in einem High-Street-Kleid.
Die Kellnerin reichte uns kleine, handgeschriebene Speisekarten mit übersichtlicher Auswahl, die eindeutig einen Michelin-Stern anstrebten – lauter Schäumchen und Gelees. Einen tröstlichen Eintopf hätte ich bevorzugt. In der Hoffnung, die Frau etwas freundlicher zu stimmen, und weil mir zugegebenermaßen einiges auf der Karte fremd war (Krähenfuß-Wegerich?), ließ ich mich von ihr beraten. Ich merkte ihr an, dass sie dachte, die Ehre des besten Tisches würde mir nicht zustehen. Und Lance wirkte ihr wohl nicht britisch genug. Aber um Lance hatte ich mich umsonst gesorgt, denn als er mit der Bestellung an der Reihe war, flirtete er mit ihr, bis er sie zu einem widerwilligen Lächeln zwang.
Sobald wir wieder allein waren, flüsterte er: »Zusammengebissene Zähne muss man manchmal lockern, nicht wahr?«
»Ich?«
»Nein, um Gottes willen, nicht du! Ich meine Mrs. Zimtzicke, die Kellnerin – eine Portion gefrostete Arroganz an einem Schäumchen Missgunst.«
»Da hast du recht«, stimmte ich erleichtert zu. »Sie hat mich total erschreckt. Keine Ahnung, was ich bestellt habe – ich war zu verängstigt, um noch einmal nachzufragen.«
Vertrauensvoll beugte er sich über den Tisch zu mir. »Zum Glück geht’s dir auch so. Und ich dachte schon, sie würde nur mich und mein linkisches Kolonialbenehmen hassen.«
»Hättest du nach der Bestellung deiner Vorspeise nicht die amerikanische Nationalhymne gesungen und › USA , USA ‹ geschrien, wäre sie vielleicht zugänglicher gewesen.«
»Machst du das immer?« Lance runzelte kaum merklich die Stirn.
»Was?«
»Nachahmen, wie andere Leute sprechen.«
»Großer Gott, tu ich das?«, murmelte ich verlegen.
»O ja.« Glücklicherweise lächelte er, also war er nicht beleidigt. »Schon den ganzen Tag. ›Total‹ und ›Okay‹. Schon gut, es stört mich nicht. Bei Sacheverell und Bibi hast du’s auch gemacht, lauter abgehackte Vokale wie in dem Film The King’s Speech . Und als die Kellnerin den Champagner einschenkte, hast du ihre Körpersprache imitiert.«
Verlegen zerknüllte ich die Serviette auf meinem Schoß. »Tut mir leid, Lance, ich wollte wirklich nicht unhöflich sein. Ich habe schon immer die Akzente anderer Leute nachgeahmt, seit meiner Kindheit. Das ist mir so peinlich …«
Gleichmütig zuckte er die Achseln. »Unsinn, das muss dir nicht unangenehm sein. Ich glaube, damit willst du nur erreichen, dass man sich in deiner Gesellschaft wohlfühlt. Und dein kalifornischer Akzent klingt gar nicht so übel.«
»Ach, halt den Mund !«, schimpfte ich und lachte. Diesmal hatte ich Paris Hilton gemimt.
»Du solltest Schauspielerin werden«, hänselte er mich.
»Ich kann nichts dagegen tun. Als ich klein war, sind wir dauernd umgezogen, im ganzen Land. Und du weißt ja, wie Kids sind – ich meine, Kinder. In York musste ich meinen Geordie-Akzent möglichst schnell loswerden.«
»Geordie?«
»Äh – ja. Wie sich das anhört, weißt du vermutlich nicht. Ein Dialekt aus dem Nordosten mit viel Singsang.«
»Keine
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