Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
Bibi Wishart war wohl kaum der Frauentyp, der einen Ehemann mit einer DVD und einem Abend in den eigenen vier Wänden davonkommen ließ.
Auf dem Weg zum Speiseraum wurde mir bewusst, dass ich viel mehr für mein Aussehen getan hatte als an den letzten fünf Valentinsabenden mit Martin. Ich war frisch geduscht, trug High Heels und ein lavendelblaues Kleid von Topshop. Eine volle halbe Stunde hatte ich für mein Make-up geopfert statt der üblichen fünf Minuten für eine Runde Mascara und Lipgloss. Stimmte Martins Behauptung, ich hätte mich gehen lassen? Ich hatte nicht zugenommen und hatte auch nicht aufgehört, meine Beine zu rasieren, aber größere Mühen vermieden, weil wir so selten ausgegangen waren. Hätte ich mich mehr anstrengen sollen, um mir sein Interesse zu sichern? Hätte ich merken müssen, dass ein Mann wie Martin stolz auf die Frau an seinem Arm sein wollte? Ich hätte die Beziehung nicht für selbstverständlich halten dürfen. Seltsam – ich hatte nichts mehr von ihm gehört, außer einem korrekten Scheck über meinen Anteil an der Anzahlung für das Haus. Als würde ich für ihn gar nicht mehr existieren, obwohl er in meinem Hirn immer noch so viel Platz beanspruchte. Denk nicht mehr an ihn, ermahnte ich mich und straffte die Schultern. Brust raus, Kinn hoch. Wenn ich auch kein Selbstvertrauen besaß, konnte ich es an diesem Abend wenigstens heucheln.
Lance erwartete mich bereits am Tisch, in engen Jeans, einem bis zum Hals zugeknöpften karierten Hemd und einem passenden violetten Cardigan. Während er sich umsah, bekundete seine Miene milde Belustigung. Lächelte er über sich selbst, über mich oder über die unwirkliche Situation? Unser Tisch stand auf einem Podest am Ende des Raums, etwas oberhalb der anderen Gäste, für alle sichtbar. Prominente Persönlichkeiten mochten das für den besten Tisch des Lokals halten. Jedenfalls schien der Oberkellner das anzunehmen, als er mich zu Lance führte – halb ehrerbietig, halb herablassend, so nach dem Motto: Da Sie diesen Tisch bekommen haben, müssen Sie wichtig sein, aber ich möchte Ihnen klarmachen, dass ich keine Ahnung habe, wer Sie sind, und es interessiert mich auch nicht.
Fast alle Tische waren besetzt, und ich sah mehrere Paare mit strahlenden Gesichtern, sichtlich entschlossen, sich zu amüsieren. Einige Männer wirkten leicht gestresst, und ich überlegte, ob wir auf unserem Aussichtspunkt diverse Heiratsanträge beobachten würden.
»Rory!«, rief Lance und sprang auf. Ich küsste seine Wange. Im Lauf des Tages waren wir vertrauter geworden. Dann rückte der Kellner mir einen Stuhl zurecht, schüttelte meine fächerförmig gefaltete Serviette auseinander und breitete sie über meinen Schoß, was nach meiner Meinung etwas zu weit ging.
»Großartiger Tisch«, sagte ich. Nicht, dass ich es genießen würde, auf dem Präsentierteller zu sitzen. Aber ich dachte, Lance hätte das arrangiert.
»Peinlich, nicht wahr?«, antwortete er und verdrehte die Augen. »Das war Sacheverells Idee. ›Für unseren Besuch von Country House nur das Beste‹, hat er gesagt. Hey, hübsches Kleid. Wie ich sehe, hast du mein telepathisches Funksignal empfangen«, fügte er hinzu und zeigte auf seinen Cardigan. »Wir passen fantastisch zusammen. Er und sie in Lavendel. Urkomisch.«
Diese amerikanische Art, etwas komisch zu nennen, ohne zu lachen, hatte mich immer etwas irritiert. Als würde man über ein Gespräch reden, statt tatsächlich zu reden.
»Ja – urkomisch«, bestätigte ich. Wenigstens lächelte ich dabei. Und es war ja auch amüsant – unser farblich aufeinander abgestimmtes Outfit, der romantische Tisch mit Champagnerkelchen und einem geschmackvollen Rosenstrauß. Womöglich eine Szene für ein weiteres Country-House- Foto? »Wir werden doch nicht fotografiert, oder?«
Lance lachte unbekümmert. »Nur keine Bange, du hast alle deine Pflichten erfüllt, Rory. Mit diesem Dinner will ich mich bei dir bedanken. Heute Abend verlange ich nichts mehr von dir, das schwöre ich. Zumindest nichts, was du mir nicht freiwillig gewähren würdest.«
Seine Augen funkelten abenteuerlustig. Wenn er nicht schwul wäre, würde ich glauben, dass er mit mir flirtete. Ich kicherte nervös.
»Nein, im Ernst, wir waren alle ziemlich besorgt, nachdem Martha plötzlich abgesprungen war. Kein gutes Omen, verstehst du? Aber es war ein grandioser Tag, und ich weiß, du wirst einen erstklassigen Artikel schreiben. Martha versicherte uns, du seist die beste
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