Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pippa Wright
Vom Netzwerk:
ist nicht unfähig, Tante Lyd«, verteidigte ich ihn. »So was verstehst du nicht.«
    »Was verstehe ich nicht? Bin ich etwa während der Siebziger in unvorteilhaften, sackleinenen Latzhosen rumgelaufen, damit meine Nichte dreißig Jahre später abserviert wird, weil sie nicht ordentlich bügelt?«
    »Hast du wirklich sackleinene Latzhosen getragen?«, fragte ich skeptisch. Ich hatte Fotos von Tante Lyd aus jener Zeit gesehen. In mehreren Familienalben gab es Beweise für ihre damals verbrannten BH s. Aber ihr Look hatte mich eher an Joan Collins erinnert als an ein Antiatomkraft-Frauencamp. Ihr Bob war dunkler gewesen, fast schwarz. Und falls sie in den Jahren zwischen 1977 und 1983 jemals auf einen knallroten Lippenstift verzichtet hatte, war das fotografisch nicht dokumentiert worden.
    »Nur für ein paar Wochen, das gebe ich zu«, schnaubte sie, erbost über meine Zweifel. »Wie hätten die Casting-Regisseure denn einen Eindruck von meiner Figur kriegen sollen, wenn ich in diesen Schlabberdingern posiert hätte? Aber lenk nicht vom Thema ab, Rory. Was für Männer sind das, die heutzutage von ihren Freundinnen noch verlangen, dass sie bügeln ? Ist der Feminismus denn endgültig tot?«
    »Bügeln ist nicht antifeministisch«, protestierte ich. »Weil Martin einen ambitionierteren, stressigeren Job hat als ich, haben wir vereinbart … Na ja, gut, vielleicht nicht direkt vereinbart … es war eher so ein stillschweigendes Abkommen. Er kümmerte sich um die Finanzen, ich mich um die Hausarbeit.«
    Sie stöhnte missbilligend. Halb und halb erwartete ich, dass sie gleich ein Exemplar von Betty Friedans Der Weiblichkeitswahn aus dem Handschuhfach zerren und mir auf den Kopf hauen würde.
    »Es ging nicht nur ums Bügeln«, gestand ich. In meinen Augen brannten Tränen. »Er – er fand, dass ich mich nicht genügend um mein Aussehen bemühte. Und ich hab mich auch kaum darum gekümmert. Ich war noch nicht mal beim Friseur in den letzten Monaten«, jammerte ich und fasste in meine widerspenstigen roten Locken. Eigentlich hatte ich sie für charmant zerzaust gehalten. Aber jetzt sah ich den Spliss an den Spitzen. »Meinst du, es lag daran , Tante Lyd? Hatte er mich satt, weil ich mich habe gehen lassen?«
    Ruckartig fuhr ihr Kopf zu mir herum. Selbst durch den dichten Qualm ihrer allgegenwärtigen Zigarette konnte ich erkennen, dass ihre Stirn in tiefen Falten lag. »Mit neunundzwanzig kann man sich noch gar nicht gehen lassen, selbst wenn man wollte, glaub mir. Also mach dich nicht lächerlich, Rory! So was Dummes habe ich noch nie gehört!«, fauchte sie. »Du bist immer noch ein Baby. Warte mal, bis du zweiundsechzig bist, in der Buchhandlung mit Beryl Bainbridge verwechselt und gebeten wirst, acht Exemplare von Master Georgie zu signieren. Dann darfst du mit mir übers Gehenlassen reden.«
    Schniefend blickte ich auf. »Hast du sie etwa signiert?«
    »Klar. An diesem blöden Irrtum waren ja die schuld.«
    »Dass sie schon tot ist, weißt du, oder?«
    » Ich weiß es, Aurora. Wenn die esnicht wissen, ist es ihr Problem. Jedenfalls hätte es die liebe Beryl sehr genossen.«
    Prüfend blickte ich sie durch ihre Rauchwolke an. Es war tatsächlich möglich, dass sie Beryl Bainbridge persönlich gekannt hatte. In ihrer längst vergangenen Jugend waren beide Schauspielerinnen gewesen. Doch bei meiner Tante konnte man nie wissen. Alles, was sie erzählte, war voller vager Andeutungen und Anspielungen. Es konnte genauso gut sein, dass sie nur wegen ihrer Ähnlichkeit mit der Autorin verwechselt worden war. Vielleicht hatten ihre dichten Ponyfransen die Leute in der Buchhandlung verwirrt – oder die hohen, runden Wangenknochen, die Visionen von Eskimos im verschneiten Norden heraufbeschworen. Doch es konnte auch – weniger schmeichelhaft – der starke, schale Zigarettengeruch gewesen sein, der Tante Lyd stets umwehte.
    Sie zündete sich eine neue Zigarette an, inhalierte tief und blies zwei Rauchwolken aus den Nasenlöchern. »Ich weiß schon, was du denkst.« Hinter uns kreischten Bremsen, während sie das Feuerzeug umständlich ins Armaturenbrett zurücksteckte. »Du glaubst, es ist nur eine vorübergehende Trennung, er wird dich vermissen und zurückholen.«
    Die Lippen fest zusammengepresst, antwortete ich nicht.
    »Überleg mal, Aurora. Seine letzte E-Mail hat er mit ›Alles Gute‹ beendet. So was tut kein Mann, der seinen Entschluss bereut. So was tut ein Mann, der bereits neue Ziele im Visier hat.«
    Sie verstand

Weitere Kostenlose Bücher