Vergiss es Baby - Roman
wollte ich erst am späten Vormittag damit anfangen.«
Er schnappte sich eine saubere Tasse, spulte die übliche Kaffeezubereitungsprozedur ab und verschwand wieder.
Karl, inzwischen zur Salzsäule erstarrt, hatte noch nicht einmal ein angedeutetes Kopfnicken für ihn übrig gehabt. Anscheinend waren seine Muskeln durch seine überzeugende Darstellung eines Wackeldackels auf der Hutablage ein paar Minuten zuvor erschlafft.
»Gärtner?«, wiederholte er fassungslos. »Wenn ich richtig informiert bin, dann ist die Rolle schon von Florian besetzt.« Bestimmt überlegte er gerade, wie die Chancen auf Beendigung der Liaison standen, waren die Parkanlagen erst einmal zur Zufriedenheit gepflegt.
»Was läuft hier eigentlich?« Hastig war er aufgesprungen und fuchtelte, den Kaffeebecher in der Hand, dicht vor Valentins Gesicht herum. Einen Moment lang sah es aus, als fordere er Valentin heraus. Leider besaß er nicht genug Mumm, also umkreiste er lieber den Tisch und markierte auf diese Weise sein Revier, während Valentin ihn seelenruhig ansah.
Marlene nutze die Gelegenheit, um in die Gefriertruhe zu greifen und ein paar Heidelbeermuffins aus der Großpackung zu entnehmen.
»Und warum zum Teufel trägst du eine Sonnenbrille?« Sie hatte sich auch schon gefragt, wo er das Ding so plötzlich hergezaubert
hatte. Es ging doch nichts über einen Mann, der bei jeder Gelegenheit mit den passenden Accessoires aufwarten konnte. Nicht, dass sie dieser ganz und gar überflüssigen Eigenschaft irgendetwas abgewinnen konnte, aber im Moment waren gewisse positive Aspekte nicht zu leugnen.
»Schutzbrille. Ist nützlich beim Schleifen. Von Parkett.« Marlene sah den verwirrten Ausdruck in Karls Gesicht und lächelte still in sich hinein.
»Hallo, Karl. Sag mal, trinkst du da aus meinem Becher?« Rosanna stand im Türrahmen. Augenblicklich knallte der Becher auf den Tisch und begleitete das »Pling« der Mikrowelle. »Du weißt doch, dass ich das nicht leiden kann.«
Karl warf ihr einen schiefen Blick zu.
»Sagtest du nicht, du bist Gärtner?«
Er ließ nicht locker. Eine Eigenschaft, die Marlene fremd war. Wenn Karl im Bett doch nur halb so viel Ausdauer an den Tag legen würde! Dann wäre Marlene zufrieden. Na ja, fast. Bis auf das Minigurkenproblem.
Valentin starrte auf seine nackten Füße und schwieg, so dass Karl nichts anderes übrig blieb, als sich an Marlene zu wenden. »Also, wie jetzt?« Angestrengt schichtete Marlene die Muffins auf einen Teller und vermied seinen Blick. Kein Grund zur Be unruhigung. Alles halb so wild. Nur ein ganz normaler Samstagmorgen in ihrer WG.
»Marlene?«
Sie war wirklich beschäftigt. Wieder ging sie zur Gefriertruhe. Notfalls würde sie einfach den ganzen Tag in der Küche verbringen und das tun, was sie am besten konnte: Tiefgekühltes und Fertiggerichte in die Mikrowelle schieben.
Florian erschien, frisch geduscht, in seine grüne Gärtnerlatzhose gekleidet, ein makellos weißes Tuch um seinen Hals geschlungen. Er klopfe Karl derart jovial auf die Schulter, dass dieser leicht zusammenzuckte. Falls er ahnte, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte, schien es ihm egal zu sein. Trotzdem beschloss Marlene, ihn im Auge zu behalten.
»Karl, es besteht wirklich kein Grund, sich aufzuregen.« Marlene trat mit den heißen Muffins, die verführerisch dufteten, an den Tisch und drängte Karl, sich zu bedienen. Brenzlige Situationen meisterte man am besten, wenn man etwas im Magen hatte. »Valentin ist verheiratet!«
Tatsächlich schien sich Karl ein wenig zu entspannen. Ob es an dem Gebäck lag, das er sich gerade einverleibte, oder an Marlenes Erklärung, war nicht zu erkennen.
»Verheiratet?«, fragte Florian, während er den Kühlschrank nach einer Milchpackung absuchte. »Was soll das heißen, verheiratet? Du meinst, du bist mit einer Frau zusammen?«
Er hatte keine Milch gefunden, und bemerkte erst jetzt, dass sie auf dem Tisch stand. »Na, Gott sei Dank! Und ich dachte schon, du stehst kurz vor deinem Coming-out.« Er setzte sich und grinste Valentin an. Der grinste zurück. »Jetzt muss ich mir wenigstens nicht überlegen, wie ich so ein schnuckeliges Kerlchen wie dich ins Bett kriege.«
Marlene schob schnell den Teller mit Muffins in Florians Richtung, um ihn von dem delikaten Thema, das Valentins Liebesleben offenbar darstellte, abzubringen.
»Da bin ich aber verdammt erleichtert! Ihr wisst ja gar nicht, wie anstrengend diese ganze Anbaggerei ist«, seufzte er, goss Milch in
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