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Vergiss es Baby - Roman

Vergiss es Baby - Roman

Titel: Vergiss es Baby - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Sanders
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konnte es ihnen nicht verdenken.
    Ihr erster Weg führte zu Hallhuber. Gerade öffnete der Laden. Zwar konnte Marlene sich nicht erinnern, ihn jemals betreten zu haben, aber Mama kaufte da ab und zu ein paar »schrille Teile«, wie sie sich ausdrückte. Egal. Eine Boutique war so gut wie jede andere, um anzufangen, und Klamotten gab es schließlich überall. Notfalls auch in Secondhandläden. Oder in Kaufhäusern.
    Valentin blieb vor dem Schaufenster stehen, wo er ein cremefarbenes Kostüm mit Kaninchenpelz am Rocksaum betrachtete, bevor er zu ihr hinüberblickte. Das war nichts für sie. Der Minirock war so eng und kurz, dass er ihren Hintern gar nicht erst erreichen würde. Er würde schon auf halber Strecke aufgeben und einfach irgendwo zwischen Kniekehlen und Oberschenkel stecken bleiben. Und sie konnte sich nicht erinnern, dass fellbesetzte Thera-Bänder in Deutschlands Fitnessstudios der letzte Schrei waren. Noch nicht einmal in München.
Und wenn, so wäre sie mit Sicherheit die Letzte, die davon erfuhr.
    Als sie den Laden betraten, der so groß war wie ein Warenhaus, steuerte Valentin zielstrebig auf einen Ständer mit Tank-Tops und Wickel-T-Shirts zu. Als er ein rosafarbenes Gebilde mit Spaghettiträgern in die Höhe hielt, das mit Strassapplikationen verziert war, verdrehte Marlene die Augen.
    »Das würde dir gut stehen«, meinte er und hielt es ihr an. »Danke. Ich glaube, dafür bin ich nicht blond genug.«
    »Du könntest dir die Haare bleichen.« Natürlich könnte sie das. Sie könnte sich auch in eine Barbiepuppe verwandeln, die auf Rosa stand. Mensch Valentin, krieg dich wieder ein.
    »Wie wär’s denn damit?« Jetzt war er bei den Blazern angelangt, riss mehrere Modelle von den Bügeln und beäugte sie kritisch. Die Größe stimmte - leider! -, aber diese peppigen, mit großen Blumen gemusterten Sommerteile wären wohl selbst für ihre Mutter eine Spur zu gewagt.
    »Das, was ich suche, ist eher dort zu finden.« Mit einem Kopfnicken deutete sie in die hintere Ecke des Ladens und schritt voraus.
    »Aber das ist die Herrenabteilung.«
    »Ich weiß.«
    Ein jugendlicher Verkäufer mit Designerjeans und spitzen Lederschuhen legte auf der Ablage in der Mitte des Ladens T-Shirts zusammen. Marlene beachtete ihn nicht weiter, Valentin nickte ihm freundlich zu.
    »Dunkelblau oder schwarz?«
    »Wie bitte?«
    »Na, die Uniform.« Valentin musterte die Sommeranzüge an
der Kleiderstange. »Mein Chauffeurs-Outfit. Die meisten Männer in dem Job tragen doch Anzüge in gedeckten Farben. Und damit du es weißt: Ich bestehe auf einer Mütze. Aber ich glaube nicht, dass wir sie hier finden. Vielleicht sollten wir gleich zu Herrenausstatter gehen?«
    »Das mit den maßgeschneiderten Anzügen und den seidenen Hemden kommt später. Ich muss erst mit Georg sprechen. Der kennt die richtigen Adressen.«
    Marlene war schon weitergelaufen, und Valentin dackelte folgsam hinterher. Der Laden hatte mehrere Stockwerke, und sie war durchaus gewillt, alle zu erkunden, sollten sie im Erdgeschoss nichts Passendes finden.
    »Ich habe eher an Freizeitkleidung gedacht. Leger und bequem. Aber ausgefallen genug, um aufzufallen, wenn du verstehst, was ich meine.« Täuschte sie sich, oder hatte die Erwähnung der Wörter »ausgefallen« und »auffallen« eine gewisse Irritation in ihm ausgelöst?
    »In den abgerissenen Sachen kannst du dich nicht mit mir sehen lassen. Erst recht nicht in der Öffentlichkeit.« Öffentlichkeit. Ein prima Wort, das die Anwesenheit vieler Menschen beschrieb. Sie wusste, sie war auf dem richtigen Weg. Nicht mehr lange, und ihr Göttergatte würde sich wünschen, sie niemals kennengelernt zu haben.
    »Hör mal, Babe, ich weiß deine Sorge um mein Aussehen zu schätzen, aber es ist wirklich nicht nötig, mich neu einzukleiden.«
    »Deine Spielerberaterin ist da komplett anderer Meinung.«
    »Spielerberaterin?« Er grinste, auch wenn sich seine Miene leicht verdüstert hatte.

    »Ich bevorzuge das Wort Agentin, klingt irgendwie cooler. Auch wenn ich nicht vorhabe, die Menschheit aus den Klauen raffgieriger Schurken zu befreien. Die Welt jeden Tag ein kleines bisschen besser zu machen, ist nicht mein Ding. Nicht gerade politisch korrekt, ich weiß. Aber so bin ich nun mal.«
    Marlene wühlte sich durch einen Stapel weißer Hemden mit Klettverschlüssen. Ideal für Leute, die noch nie davon gehört hatten, dass man abgefallene Knöpfe auch wieder annähen konnte. Ihr selbst würden die Oberteile sicher auch gut

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