Vergiss es Baby - Roman
mehr sein. Da reichte auch ein Esslöffel nicht.
Die Ingredienzen im Mixer wurden mit Vollmilch aufgegossen, dann kam noch ein Spritzer Mineralwasser hinzu. Einmal kurz durchgequirlt - schon füllte Valentin das Getränk in zwei Gläser und hielt ihr eins davon hin.
»Ich weiß, du trinkst und isst nichts Gesundes.« Er grinste sie an, und sie hätte ihn augenblicklich erwürgen können. Diese Sportler hatten wirklich keine Ahnung. Was war so falsch daran, einer neuen Herausforderung mit einem dicken Polster zu begegnen? Falls ihre Mission schiefging - was natürlich niemals passieren würde, aber falls eben doch -, dann hatte sie wenigstens ein paar Reserven. Und die würde sie brauchen, wenn sie statt auf dem Gipfel des Ruhms in der Gosse zerstörter Erwartungen landete. Je mehr Speck sie dann auf den Rippen hatte, desto weicher fiel sie.
»Hier.« Noch immer hielt er das Glas in der Hand. »Probier das mal.«
Es gab zwei Gründe, die Finger von dem Shake zu lassen. Erstens musste er nicht aufgetaut werden und zweitens war er nicht von Öttken. Und auch nicht von McDonald’s. Und damit waren es sogar schon drei. Aber als Agentin war sie gut beraten, flexibel zu sein, also nippte sie vorsichtig an der Bananenmilch.
Wow! Das Zeug war verdammt gut! Es schmeckte ihr sogar wesentlich besser als diese dickflüssigen Nullachtfünfzehn-Shakes,
die so verdammt süß waren. Aber lieber hätte sie eine Woche lang auf Schokolade verzichtet, als das zuzugeben. Na ja. Wohl eher einen Tag.
»Das kann man auch mit Buttermilch machen.« Ja, sicher.
Valentin schenkte ihr nach, und sie ertappte sich dabei, wie sie sich die Lippen leckte. Anschließend reinigte er die Gerätschaften, trocknete sie ordentlich ab und packte sie wieder an ihren Platz.
Dann deckte er den Frühstückstisch und stellte Obst, Joghurt und Flocken, die verdächtig nach Müsli aussahen, in die Mitte. Immerhin brachte er einen perfekt aufgeschäumten Milchkaffee zustande. Getreidekaffee, so wie ihn Rosanna manchmal trank, hätte ihr gerade noch gefehlt.
»Hast du dir eigentlich jemals etwas gekocht?« Er schuf ein kleines Kunstwerk aus Mangos und Ananas, indem er sie fächerartig um einen Klecks Joghurt arrangierte. Darüber streute er eine Handvoll klein gehackter gemischter Nüsse und vervollständigte seine Kreation mit einem Schuss Flüssigkeit, die sich als Sanddornsaft entpuppte. Ein Megaeisbecher mit einer Extraportion Sahne, Schirmchen und Schokosoße hätte nicht verführerischer aussehen können.
»Ich koche jeden Tag. Sieh doch mal in die Gefriertruhe. Oder in den Schrank. Da liegen jede Menge Gerichte.«
Er sah sie an mit einem Lächeln an, das augenblicklich ihre Knie erzittern ließ. Gut, dass sie saß. Sie konnte spüren, wie sie errötete, was sie hasste, aber immer noch besser war, als vor Verlegenheit nach dem Joghurt greifen zu müssen. Um Valentin nicht ansehen zu müssen, schälte sie einen Apfel.
»Das ist doch schon ein guter Anfang.«
»Ich weiß nicht. Normalerweise esse ich die zu Mus zermanscht und mit in Rum getränkten Rosinen, umschlossen von Strudelteig.«
Als sie noch überlegte, ob sie den Apfel und den mysteriösen Sanddornsaft miteinander bekannt machen sollte, klingelte das Telefon.
Natürlich war es zwecklos, ihrer Mutter wieder einmal zu erklären, dass sie am Wochenende nicht vor zehn Uhr gestört werden wollte. Marlene tat es trotzdem.
»Aber Kind!«, entgegnete ihre Mutter prompt. »Du bist doch sowieso immer früh auf den Beinen.« Sicher. Um ungestört mit ihr telefonieren zu können. »Hör mal, wir wollten dich heute Mittag zum Essen einladen. George kocht sein weltberühmtes Bœuf Stroganoff.«
»Mama, das ist schlecht heute. Wir renovieren gerade, und ich habe versprochen zu streichen«, log sie.
»Na, das ist auch wirklich mal nötig. Hoffentlich hast du gute Handwerker, die dich nicht übers Ohr hauen. Wenn du willst, dann kann George nach dem Rechten zu sehen.
»Ich schaff das schon, Mama.«
»Dann komm doch heute Abend auf einen Sprung vorbei.«
»Es geht wirklich nicht. Ich muss zusehen, wie die Farbe trocknet.«
»Am Samstagabend? Also wirklich, Marlene, mir brauchst du nichts vorzumachen! Ich weiß doch längst, dass du einen neuen Lover hast. Oder gar einen neuen Freund?«
Schlimmer. Viel, viel schlimmer.
»Überlass anderen das Streichen, und komm heute Mittag. Wir können nach dem Essen noch einkaufen gehen.«
Bitte nicht! Das letzte Mal hatte ihre Mutter sie so lange wie ein
Weitere Kostenlose Bücher