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Vergiss es Baby - Roman

Vergiss es Baby - Roman

Titel: Vergiss es Baby - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Sanders
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geduldiges Schaf durch das Olympia-Einkaufszentrum getrieben, bis Marlene endgültig schlappmachte. Sie täuschte einen akuten Migräneanfall vor, um ihrer optischen Neuerschaffung zu entgehen.
    »So wie du aussiehst, wird dein Neuer doch glatt denken, du kannst dir nichts Anständiges zum Anziehen leisten. Hast du dich schon um Dessous gekümmert? Das ist ja immer das Erste, was man neu anschafft.«
    »Mama, du weißt, dass ich meine Unterwäsche im Zehnerpack bei Karstadt kaufe.«
    Aber ihre Mutter ließ sich in ihrem Monolog nicht stören: »Ich war gestern in dem kleinen Wäschegeschäft in der Sendlinger Straße. Da gibt es eine aufregende apricotfarbene Kollektion von La Perla, und Palmers hat gerade diese schicken Korsagen reinbekommen. Alles aus elastischem, dehnbarem Material.«
    Danke, Mama.
    »Es passt sich perfekt dem Körper an, und Rundungen werden einfach …«
    »Mama, ich habe jetzt wirklich zu tun«, unterbrach sie Marlene.
    »Aber versprich mir, dass du nächste Woche mit deinem neuen Freund vorbeikommst.«
    In dem Moment klingelte es, und Marlene kam um eine Antwort herum. Perfektes Timing.
    »Ich muss Schluss machen«, würgte sie ihre Mutter ab. »Wir telefonieren.«
    Sie hatte mit Frau Gruber gerechnet, die sich statt über laute
Musik nun über den Renovierungslärm beschwerte. Auf Karl war sie nicht vorbereitet. Er auf sie offensichtlich schon. Ohne ein Wort drängte er sie in den Flur, lehnte sich gegen sie und presste ihren Körper mit seinem Gewicht gegen die Wand. Reden war noch nie seine Stärke gewesen, genau das schätzte sie ja auch an ihm. Aber jetzt wäre ein Hallo oder Guten Morgen nicht unpassend gewesen.
    Das Stöhnen, das seiner Kehle entwich, konnte jedenfalls kaum als Begrüßung durchgehen, es klang eher wie das Röcheln eines gehetzten Tieres. Seine rechte Hand glitt unter ihrem T-Shirt zu ihrem Busen, die linke umklammerte ihr Handgelenk.
    »Ich hab dich so vermisst«, säuselte er ihr ins Ohr. Hoffentlich versuchte er nicht, sie zu küssen.
    Sie brauchte ihre ganze Kraft, um sich aus seiner Umklammerung zu befreien, was ihn aber nicht daran hinderte, sie weiter in Richtung ihres Zimmers zu drängen. Sein Begehren, das ihr normalerweise schmeichelte und sie genau deshalb erregte, ließ sie jetzt völlig kalt. Je heftiger er sie bedrängte, desto stärker verspürte sie den Wunsch, in Ruhe gelassen zu werden. Außerdem stand die Küchentür sperrangelweit offen. Doch Valentin, der das Geschehen bequem vom Frühstückstisch aus hätte verfolgen können, schien Wichtigeres zu tun zu haben. Er klapperte demonstrativ mit Geschirr. Sie konnte es ihm nicht verdenken. Wer ging schon gern ins Theater, wenn das Stück, das gespielt wurde, nur allzu vorhersehbar war? Ihr war nicht danach zumute, Erklärungen abzugeben, und so erschien ihr die Flucht nach vorn als die einzige mögliche Lösung. Sie führte Karl an der Hand in die Küche, wo Valentin, noch immer in Boxershorts und T-Shirt, aber nun
mit Sonnenbrille auf der Nase, entspannt an seinem Müsli kaute.
    »Kaffee?« Ganz der Hausherr, erhob er sich, suchte nach einer Tasse, fand sie beim schmutzigen Geschirr und stellte sie, ohne sie auszuspülen, unter die Espressomaschine. Karl blieb der Mund offenstehen.
    »Milch?«
    Karl nickte nur, während er einen Stuhl heranzog, auf dem er dankbar zusammensackte.
    »Zucker?«
    Erneutes Nicken, um die Nuance des Kopfschieflegens erweitert, kaum wahrnehmbar und nur für Eingeweihte zu erkennen,
    »Einen Löffel?«
    Wiederholtes, heftiges Nicken.
    »Oder zwei?«
    »Ich bin Karl.« Na also. Er konnte noch sprechen. »Marlenes äh … Freund«, fügte er hinzu und legte zaghaft den Arm um sie. Schnell schüttelte sie ihn ab wie eine lästige Fliege und rückte ein wenig in die andere Richtung.
    »Und du bist …?«
    »Der Gärtner.«
    Marlene konnte sehen, wie die Farbe aus Karls Gesicht wich und es hinter seiner Stirn zu arbeiten begann. Eine Ader an seiner Schläfe pochte, während er sich zusammenreimte, was immer er für das Nächstliegende hielt. Sie tippte da mal auf das Klischee schlechthin: Dame des Hauses bedient sich aus einer Laune heraus der sexuellen Qualitäten ihres Gärtners und serviert ihren Mann, wahlweise ihren Lover, ab.

    Florian tauchte im Türrahmen auf, um der Versammlung in der Küche einen drohenden Blick zuzuwerfen.
    »Bei diesem Krach kann doch kein Mensch schlafen. Erst das Telefon, dann klingelt es an der Tür. Ich muss zwar heute arbeiten, aber eigentlich

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