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Vergiss es Baby - Roman

Vergiss es Baby - Roman

Titel: Vergiss es Baby - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Sanders
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zurückkehrte?
    Es gab nur eine Möglichkeit, das zu verhindern. Sie musste ihn warnen. Nur wie? Er hatte sich ein neues Handy zugelegt, aber sie hatte es dummerweise versäumt, ihn nach der Nummer zu fragen.
    Und wenn Mr. X es nicht nur auf Valentin, sondern auch auf sie und ihre Mitbewohner abgesehen hatte? Sie legte keinen Wert auf Publicity und auch nicht darauf, ihr Bild in der Zeitung bewundern zu dürfen.
    Marlene nahm ihren Tee, der inzwischen kalt geworden war, mit in die Abstellkammer im Flur. In dem kleinen fensterlosen Raum verstellten Putzzeug und leere Getränkekisten, die von der letzten Party übrig geblieben waren, den Weg.
    Auf dem Wandregal suchte sie nach den Klamotten, die Aisha dort stapelweise deponierte. Aisha war eine aufgemotzte Sechzehnjährige, ein glitzerndes Discogirl, das sich neben
der Schule mit Putzen etwas dazuverdiente. Ihr Lebensstil und die Kleidervorschriften ihrer streng muslimischen Familie waren nicht unbedingt kompatibel, so dass man ihr ab und zu den älteren Bruder als Anstandswauwau aufdrängte. Er holte sie donnerstags immer ab, nachdem sie ihren minikurzen Stretchrock und das bauchnabelfreie T-Shirt aus- und das lange türkische Gewand angezogen hatte.
    Hier mussten doch irgendwo ihre Kopftücher rumliegen? Sie fand gleich zwei davon und ein langes, graues Etwas, das glücklicherweise weit und lang genug war, um es über ihre Jeans zu ziehen. Perfekt.

Kapitel vierzehn
    Das Frühstück in der gemütlichen Pension im Herzen Münchens war einfach, aber erstklassig. Der sonnendurchflutete Raum im sechsten Stock, in dem Valentin und Alibek sich bei Kaffee, Eiern, Brezen, Semmeln, Joghurt und Müsli gegenübersaßen, bot einen herrlichen Blick über den Viktualienmarkt, das Tal und die Schrannenhalle. Von hier aus hatte es der Tourist nicht weit, wenn er in den Genuss von Tradition, Kultur und Nachtleben kommen wollte.
    »Ob man hier auch Weißwürste bekommt?«, fragte Alibek. Valentin schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Das würde ich dir nicht raten. Die spült man traditionell mit einem Weißbier herunter.«
    Erwartungsgemäß ließ Alibek die Idee fallen und schenkte sich lieber noch eine Tasse Kaffee ein. Dann biss er mit Genuss in eine Breze. Die bessere Wahl nach dem gestrigen feuchtfröhlichen Abend. Valentin und sein Freund hatten ihn in den umliegenden Straßencafés und Kneipen am Gärtnerplatz verbracht und sich bei reichlich Alkohol so festgeredet, dass Valentin es vorgezogen hatte, die Nacht bei Alibek in der Pension zu verbringen, die ganz in der Nähe lag. Sie waren spät aufgestanden, und er fühlte sich, obwohl er kaum geschlafen und wirr geträumt hatte, auf eine merkwürdige Weise ausgeruht.
    »Ehrlich gesagt, Valentin«, Alibek sah ihn mit der gleichen
Besorgnis an, die Valentin bereits gestern aufgefallen war, bevor er es vorgezogen hatte, diese und andere Beobachtungen in Augustiner Bier zu ertränken, »mir ist nicht wohl dabei, dich hier allein zu lassen und heute zurückzufahren.«
    Valentin seufzte. Die Fürsorglichkeit seines Freundes rührte ihn, auch wenn er nicht recht wusste, wie er damit umgehen sollte.
    »Ich habe hier keine geschäftlichen Termine mehr«, fuhr Alibek fort, »aber wenn du willst, dann bleibe ich noch. Magda und die Kinder kommen sicher noch eine Weile ohne mich aus.«
    Allmählich fühlte sich Valentin wie eine gescheiterte Existenz, die sich selbst aufgegeben hatte und nur noch Mitleid verdiente.
    »Das ist wirklich nicht nötig«, beeilte er sich, Alibek zu versichern, während er eine Semmelhälfte mit Käse belegte.
    »Ich bin groß. Ich bin erwachsen. Ich kann auf mich alleine aufpassen.«
    »Es ist diese Marlene, nicht wahr?« Alibek blickte ihn durchdringend an. Gestern hatte sein Freund ihn bereits nach seinem Verhältnis zu ihr ausgefragt, doch Valentin hatte sich gesträubt und nur widerstrebend das Nötigste preisgegeben. Unbedeutende Details, wie die Ehe mit ihr, hatte er vorsichtshalber verschwiegen.
    »Ich verstehe einfach nicht, was dich mit ihr verbindet.«
    Konnte Alibek es nicht endlich gut sein lassen? Genervt schob Valentin einen Teller mit Joghurt, den er liebevoll mit Aprikosen und Bananen dekoriert hatte, von sich. Ihm war der Appetit vergangen.

    »Ich meine, es ist ja nett, wenn du für eine Weile bei ihr wohnen kannst«, meinte Alibek. »Wahrscheinlich sieht sie hinrei ßend aus, ist eine Granate im Bett und kocht auch noch gut. Aber inzwischen hat sich die Lage doch beruhigt. Du brauchst sie nicht

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