Vergiss es Baby - Roman
zu drücken und seinen Waschbrettbauch mit heißen Küssen zu bedecken, übermächtig wurde. »Die Wohnung hier ist das reinste Chaos«, beschwerte sie sich. »Von wegen, wir renovieren. Alles bleibt liegen. Nichts geht vorwärts. Nirgendwo hat man seine Ruhe.«
Der Trick, durch Vorwürfe und Gemecker romantische Gefühle bereits im Keim zu ersticken, klappte nicht so richtig. Sie schaffte es einfach nicht, ihre Augen von Valentins Körper zu lösen.
»Meine Höhle wird von feindlichen Elementen okkupiert.« Am besten, sie redete einfach weiter. »Angeblich bin ich sogar eine Bindung mit ihnen eingegangen. Was nun wirklich nicht meine Art ist. Seitdem bete ich, einer von uns beiden möge aufgeben und endlich verschwinden.«
Valentin grinste, während er aufstand, einen Kochlöffel zur Hand nahm und hingebungsvoll im Topf rührte.
»Wenn ich mich unbedingt lächerlich machen will, gehe ich joggen oder so ein Quatsch. Stattdessen war ich heute gezwungen, mich zu verkleiden«, setzte sie ihre Litanei der Ungeheuerlichkeiten fort, für die einzig und allein Valentin verantwortlich war. »Als Türkin.«
»Warum?«
»Irgendjemand beobachtet uns. Gestern ist mir ein Mann vorm Haus aufgefallen, und ich glaube, er weiß, wer du bist. Es würde mich interessieren, was er vorhat.«
»Und wo ist der Mann jetzt?« Er drehte ihr immer noch den Rücken zu.
»Nun ja.« Natürlich hatte sie nach ihm Ausschau gehalten, ihn aber nirgends entdecken können, was ja nicht unbedingt heißen musste, dass er nicht da war. »Also ehrlich gesagt, habe ich ihn heute noch nicht gesehen.«
»Aha.«
Valentin glaubte ihr nicht. Und wenn schon.
»Jedenfalls bitte ich dich, vorsichtig zu sein. Ich will nicht noch weiter in dein Leben hineingezogen werden.«
»Ich hätte dich gerne mit Kopftuch gesehen.« Seine Art, alles ins Lächerliche zu ziehen, selbst wenn es der Situation absolut nicht angemessen war, störte sie. Wieder einmal.
»Dabei bin ich ganz und gar nicht der orientalische Typ.« Valentin drehte sich zu ihr herum und betrachtete sie neugierig.
»Das sehe ich anders. Du hast viel von Scheherazade. Der Prinzessin aus Tausendundeiner Nacht.«
»So?«
»Auf jeden Fall ebenso viel Fantasie.« Er produzierte sein charmantes Lächeln. »Nehmen wir nur deinen neuen Job als Beraterin. Das ist eine gewaltige Herausforderung. Und, ehrlich gesagt, habe ich nicht die leiseste Ahnung, wie du in dem Haifischbecken klarkommen willst.«
»Soll das etwas heißen, du traust mir nicht zu, dich angemessen zu vertreten?«
Das war ja wohl die Höhe. Zwar glaubte sie selbst nicht daran, aber ihre Zweifel gingen Valentin nichts an. Ihr Motto, erst mal irgendwie anfangen, und dann sehen, was sich so ergab, wirkte vielleicht nicht besonders organisiert, aber als Newcomerin in dem Job hatte sie jedes Recht, auf ihren guten Willen, Zufall und Glück zu vertrauen. Es blieb ihr auch gar nichts anderes übrig.
Natürlich hatte sie mit seinem Widerstand gerechnet, trotzdem kränkte es sie, nicht auf die Unterstützung ihres Göttergatten zählen zu können. Gut, sie hatte ihm gedroht, ihn unter Druck gesetzt, vielleicht sogar erpresst, damit er sie machen ließ. Aber das war doch noch lange kein Grund, ihr die Gefolgschaft zu versagen, oder? Wenn schon Valentin nicht an sie glaubte, wer dann?
Sanft legte er ihr die Hand auf die Schultern, als spüre er, wie sehr sie sich insgeheim nach seiner Zustimmung sehnte. Langsam entspannte sie sich ein wenig. Doch seine Worte, die
folgten, machten den beruhigenden Effekt gleich wieder zunichte.
»Sehen wir doch den Dingen ins Auge. Dir fehlen Kontakte. Und natürlich Erfahrung. Außerdem bist du völlig unbekannt, eine Einzelkämpferin, von der noch niemand in der Branche gehört hat.«
»Das lässt sich ändern«, antwortete Marlene halbherzig. Sie wusste nur zu gut, wie recht er hatte.
»Die Tatsache, dass du einen Klienten am Hals hat, der bislang wenig Gelegenheit hatte, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen, macht es auch nicht leichter für dich, Babe. Mal abgesehen von der Geschichte mit Becker.«
Der Gedanke war ihr auch schon gekommen. Trotzdem war sie nicht bereit, sich entmutigen zu lassen. Sie würde ihre Chance nutzen, und sei sie auch noch so gering.
Nachdem ihr Ehemann seinen Vortrag über die Widrigkeiten des Jobs beendet hatte, bot er ihr am Ende doch noch seine Unterstützung an. Marlene war erleichtert, sie brauchte jede Hilfe, die sie kriegen konnte.
Er hatte sogar schon ein
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