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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Betracht gezogen, dass er so eventuell einen Hitzschlag bekäme, wäre sie vielleicht nicht so hartnäckig gewesen.
    Die Tür war zu schmutzig, um sich anzulehnen, daher blieb Jeffrey daneben stehen und schwitzte sich den Arsch ab, während er darauf wartete, dass Nick ihm ein Alles-klar-Zeichen gab. Um einen anklagefähigen Fall zu haben, musste eine Lieferung stattfinden, und dazu musste auch nachgewiesen werden, dass der Laster da draußen Magazine geladen hatte.
    Damit die Zeit schneller verging, fing Jeffrey an zu zählen. Er war bei fünfundsiebzig, als er Nick rufen hörte: » Hinlegen! Auf den Boden!«
    Jeffrey zog die Waffe und stieß die Tür auf. Nick hatte den Verdächtigen bereits gestellt: Ein schlaksig wirkender Mann in schwarzem Anzug lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden, die Arme über dem Hinterkopf verschränkt.
    » Rühr dich ja nicht, du perverses Dreckschwein«, herrschte Nick ihn an und tastete ihn nach Waffen ab. » Finde ich was, an dem ich mich schneiden könnte?«
    Der Mann murmelte irgendwas, und Nick versetzte ihm einen Fußtritt. » Finde ich was?«, wiederholte er.
    Diesmal bekam er ein deutliches » Nein« zur Antwort.
    Drei weitere Agenten des GBI hatten den Mann im Visier. Daher schob Jeffrey seine Waffe wieder ins Holster.
    Nick war durch die geglückte Verhaftung und seinen Adrenalinpegel derart aufgepeitscht, dass er noch immer brüllte, als er Jeffrey fragte: » Ist das dein Mann? Dieser Abschaum?«
    Jeffrey erkannte sofort, dass es nicht Teddy Patterson war, ganz abgesehen davon, dass Teddy mindestens Superman sein müsste, um so schnell von Grant nach Augusta zu kommen.
    » Dreh ihn um«, sagte Jeffrey und legte die Hand an den Griff seiner Waffe.
    Nick packte den Mann an seinen gefesselten Händen und riss ihn so unsanft herum, dass Jeffrey zu hören meinte, wie ihm die Schulter ausgerenkt wurde.
    » Aufhören«, schrie der Mann. Er warf Nick einen wütenden Blick zu und wollte desgleichen mit Jeffrey tun, als er merkte, wen er vor sich hatte. Alle Farbe wich aus seinem Gesicht, und seine Lippen öffneten sich leicht, so verblüfft war er.
    Jeffrey vermutete, dass er selbst nicht weniger schockiert aussah.
    Nick fragte: » Kennst du ihn?«
    Jeffrey versagte die Stimme. Er musste sich zuerst ein paar Mal räuspern, bevor er Nick antworten konnte: » Er heißt Dave Fine.«

Achtzehn
    B rock’s Funeral Home befand sich in einem der ältesten Gebäude Grants. Der Mann, der damals für die Wartung des Eisenbahndepots verantwortlich gewesen war, hatte dieses viktorianische Schloss einschließlich der zierenden Türmchen erbauen lassen, bevor seine Bosse in Atlanta sich die Frage stellten, woher er eigentlich all das Geld hatte, um sich ein so pompöses Haus zu bauen. John Brock wiederum hatte es bei einer Auktion zu einem lächerlich niedrigen Preis ersteigert und kurz darauf schon im Parterre und im Untergeschoss ein Bestattungsinstitut eröffnet. Familie Brock wohnte im ersten Stock über den Geschäftsräumen, und Dan Brock hatte sich schier endlos von den anderen Kindern hänseln lassen müssen. Das begann, wenn der Schulbus ihn morgens direkt vor dem Haus abholte, und hörte erst auf, wenn er nach einem langen Schultag dort wieder abgesetzt wurde. So hatte Dan schon in jungen Jahren gelernt, sich zur Wehr zu setzen, und gedroht, sie allesamt mit seinen Leichenfingern zu berühren, wenn sie ihn nicht zufriedenließen. Allesamt, bis auf Sara. Die hatte sich nie der krakeelenden Meute angeschlossen, sondern die Busfahrten eher dazu genutzt, ihre Hausaufgaben zu machen. Gewöhnlich saß er im Bus neben Sara, denn alle anderen Kinder hatten Angst, von ihm Filzläuse zu bekommen.
    Das Parterre des Beerdigungsinstituts war mit schweren Samtvorhängen und einem dicken grünen Teppich ausgestattet. Kronleuchter, die vom Anfang des letzten Jahrhunderts stammten, hingen an den gegenüberliegenden Seiten des Vestibüls. Lange Bänke standen an der Wand, hier und da unterbrochen von kleinen Tischen mit Kleenex-Schachteln und Tabletts mit Wasserkrügen und sauberen Gläsern. Zwei große Abschiedsräume befanden sich vorn in der Empfangshalle, und ein kleinerer lag hinten gegenüber dem Ausstellungsraum für Särge. Die ursprüngliche Küche des Hauses fungierte als Büro. Sara stand vor der schweren Eichentür dieses Büros und klopfte zweimal. Als niemand antwortete, öffnete sie die Tür und schaute hinein. Audra Brock, Dans Mutter, war eingeschlafen, den Kopf auf dem

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