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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Job«, sagte Nick und wischte sich mit einem Taschentuch den Nacken.
    Jeffrey verkniff sich einen sarkastischen Kommentar und fragte stattdessen: » Wie spät ist es?«
    Nick sah auf die Uhr. » Zehn nach«, sagte er, » aber bleib ganz cool, Chief. Kriminelle haben ihr eigenes Zeitgefühl.«
    » Ja«, machte sich Joe Stewart bemerkbar. Er war der von Nick erwischte Täter, der gesungen hatte, und so wie er sich verhielt, hatte ihm Nick wohl die eine oder andere Straße Koks spendiert, damit er bei der Stange blieb. Jedenfalls war er bis in die Haarspitzen unter Strom.
    Jeffrey sagte: » Und du weißt wirklich nichts über ein vermisstes Mädchen?«
    » Wie alt ist die Kleine?« Joe leckte sich die Lippen. » Ham’se mal ’n Foto von ihr?«
    » Setz dich«, befahl Nick und trat mit seinen spitzen Cowboystiefeln nach Joes Schienbeinen. Nick war aufs Ganze gegangen, um den Pädophilen zu mimen. Er trug ein frisch gebügeltes schwarzes Hemd und hatte sich in das engste Paar Jeans gezwängt, das Jeffrey je an einem Mann gesehen hatte. Er hatte sogar seine Goldkette abgelegt und sich extra zu diesem Anlass den Bart gestutzt. Jeffrey konnte sich gut vorstellen, dass Aktionen dieser Art Nicks Lebensinhalt waren. Eigentlich ging das jedem Cop so, den Jeffrey kannte. Ihm selbst ja auch.
    » Hab dir doch gesagt, du sollst sitzen bleiben«, erinnerte Nick seinen Informanten.
    Der ließ sich aufs Bett fallen und kratzte sich an den Armen, während er tonlos vor sich hin maulte. Er war ein dürres Bürschchen, wahrscheinlich Ende zwanzig. Pickel zierten sein Gesicht. Einige hatte er aufgekratzt, dass sie bluteten.
    Jeffrey sah Nick an. » Musstest du ihn derart auf Touren bringen?«
    » Hättest du es lieber, dass er sich vor Angst in die Hose pisst?«, fragte Nick.
    » Würde auch keinen großen Unterschied machen«, behauptete Jeffrey. Joe roch nämlich fast so schlimm wie das Dreißig-Dollar-Hotelzimmer, in dem sie sich befanden.
    Jeffrey fragte: » Bist du sicher, dass die Klimaanlage nicht funktioniert?«
    » Wenn wir die anmachen, können wir nicht mehr mithören. Entspann dich, Chief. Es ist ja bald überstanden.«
    » Was ist mit Atlanta?«, fragte Jeffrey.
    Nick warf Joe einen schnellen Blick zu. Das Postfach in Grant, das Dottie für ihre Kreditkarte benutzt hatte, diente nur der Ablenkung. Eine Nachsendeadresse war angegeben worden, sodass alle Post nach Grant automatisch an ein Postfach in Atlanta weitergeleitet wurde. In der Hoffnung, dass Dottie dort auftauchen würde, hatte Jeffrey Nick gebeten, für Überwachung zu sorgen.
    » Ist alles geregelt«, versicherte Nick. » Sobald ich was weiß, weißt du es auch.«
    Jeffreys Handy vibrierte, und er löste es vom Gürtel. Vielleicht hatte Patterson das Treffen abgesagt. » Hallo?«
    » Hi«, sagte Frank. » Patterson hat seinen Trailer nicht verlassen, seit seine Frau heute Morgen gestorben ist.«
    Jeffrey fühlte die Anspannung von sich abfallen. Vielleicht hatte Patterson das Treffen doch abgesagt. » Bist du sicher?«
    » Sicher bin ich sicher«, sagte Frank empört. » Er ist nicht mal in das andere Krankenhaus gefahren, um seinen Sohn zu besuchen.«
    Jeffrey klappte das Handy zu und gab die Nachricht an Nick weiter.
    » Könnte sein, dass Dottie hier auftaucht«, spekulierte Nick. » Patterson ist nicht dumm. Er weiß genau, dass er überwacht wird.«
    Wie aufs Stichwort wurde zweimal an die Tür geklopft und dann nach einer kurzen Pause noch einmal.
    Jeffrey schlüpfte ins Bad und ließ die Tür einen kleinen Spalt breit offen. Angeekelt von dem Gestank in dem winzigen Raum verzog er das Gesicht.
    Joe sagte: » He, Mann«, und die Tür ging quietschend auf.
    » Wer ist das?«, fragte der Mann. Jeffrey gab sich alle Mühe, die Stimme zu erkennen, aber mit Sicherheit gehörte sie nicht Dottie Weaver.
    » Freund von mir«, sagte Joe. » Mag kleine Mädchen.«
    » Kleine, kleine Mädchen«, flötete Nick. » Weißt schon, was ich meine, Kumpel?«
    » Bringen wir es hinter uns«, sagte der Mann unwirsch. » Ich hab den Lieferwagen am Hotel geparkt. Also los.«
    Jeffrey wartete, bis sie gegangen waren, bevor er das Bad verließ. Er vergegenwärtigte sich immer wieder die Stimme des Mannes und versuchte, sie einzuordnen, aber die Erleuchtung wollte nicht kommen. Dafür jedoch noch mehr Schweiß, und Jeffrey löste den Gurt an seiner Weste. Er wünschte, er hätte sie gar nicht erst angezogen. Sara hatte ihn darum gebeten, und er hatte es ihr versprochen. Hätte sie in

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