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Vergiss mein nicht!

Vergiss mein nicht!

Titel: Vergiss mein nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasie West
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schaut mich dann an. Der Blick in seinen Augen macht mir Angst. Als würde er bereits vom Schlimmsten ausgehen.
    Ich lege mich in sein leeres Bett. Die Stelle, die er eben verlassen hat, fühlt sich an meinem zitternden Körper warm an. Die Matratze neben mir senkt sich ein bisschen, als er sich hinsetzt und seine Hand auf meinen Rücken legt.
    »Alles wird gut.«
    »Sag das nicht. Das weißt du doch gar nicht. Ich hätte nie wegziehen dürfen. Sie braucht mich und ich bin nicht da.«
    »Was hättest du schon tun können, Addie? Wenn du da gewesen wärst, hätte das auch nichts geändert.«
    Ich hatte zu viele verschiedene Alternativen in der Zukunft gesehen, um mich von diesen Worten trösten zu lassen. »Vielleicht doch. Ihr darf einfach nichts passiert sein.« Ich kauere mich zusammen. Zum Ausloten ist es noch nicht zu spät. Vielleicht kann ich ja etwas sehen. In meinem Hirn herrscht Chaos und die Angst in meiner Brust macht es mir unmöglich, mich zu entspannen. Es funktioniert nur dann, wenn ich es schaffe, mich zu konzentrieren.
    »Addie, es hat keinen Zweck, sich Sorgen zu machen, solange wir keine konkreten Informationen haben.«
    Der schwarze Bildschirm meines Handys verhöhnt mich. Ich wähle wieder Lailas Nummer. Keine Antwort.
    »Ich mach dir ein bisschen Milch warm«, sagt mein Dad, steht auf und geht auf die Tür zu.
    »Ich will keine warme Milch«, fauche ich.
    Er schweigt eine ganze Weile. »Möchtest du Mom anrufen?«
    Der Vorschlag lässt mich aufschluchzen und ich ziehe ein Kissen an meine Brust. »Ich will nicht mit Mom sprechen.«
    »Sie hat mir gesagt, dass du sie nicht zurückrufst. Warum gibst du ihr die Schuld an der Scheidung?«
    Die Frage ist berechtigt, aber ich bin wütend auf ihn, dass er sie mir gerade jetzt stellt.
    »Es war unser beider Entscheidung. Das weißt du doch, oder?«
    »Ich möchte nicht darüber sprechen. Meine Freundin ist in Schwierigkeiten. Alles andere ist mir egal.«
    »Ja, das ist jetzt am wichtigsten. Aber demnächst musst du mit ihr sprechen. Deine Mom vermisst dich.«
    Das ist das Letzte, was ich im Moment gebrauchen kann – dass er dafür sorgt, dass es mir noch schlechter geht. Ich habe Angst und bin traurig und ich will, dass er, in dieser Angst und Trauer bei mir ist. Stattdessen versucht er mir zu erklären, dass ich meiner Mutter das schlechte Gewissen nehmen soll wegen einer Entscheidung, die sie beide getroffen haben. »Sie ist mir egal.«
    Mir ist sofort klar, dass ich das nicht hätte sagen dürfen, denn sein Gesicht wird blass. »Es ist meine Schuld, okay?« Mit diesem einen Satz scheint er um hundert Jahre zu altern. Seine Schultern sacken nach vorne, seine Mundwinkel zeigen nach unten, seine Miene ist voller Schmerz.
    »Was?«
    »Ich wollte den Sektor verlassen. Ich konnte nicht mehr länger dort leben und mit ansehen, wie du in einer Welt aufwächst, die nur halb real ist. Und sie konnte den Gedanken nicht ertragen, den Sektor zu verlassen und dabei zu riskieren, dass sich deine Fähigkeit nicht richtig entwickelt. Wir haben uns jahrelang darüber gestritten. Vielleicht wäre es etwas anderes gewesen, wenn ich ein anderes Talent hätte, aber ich habe die Lügen gesehen, überall, egal, wo ich war. Es hat keine Rolle gespielt, wie oft sie mich überreden wollte zu bleiben, ich konnte es einfach nicht. Hasse mich dafür, dass ich so ein Egoist bin. Aber nicht sie.«
    Er lehnt an die Kommode, als hätte die Lüge ihn aufrecht gehalten, und jetzt, wo er sie sich von der Seele geredet hatte, schafft er es nicht mehr, ohne Hilfe auf eigenen Füßen zu stehen. Dachte er, dass es mir nach dieser Rede nun besser geht? Sind Eltern nicht dazu verpflichtet zu sagen: Unsere Scheidung hat nichts mit dir zu tun, es geht hier nur um uns? Ihre Trennung hat nur mit mir zu tun.
    Ich hole tief Luft. Ich hatte mich in dieser Schlacht schon früh für eine Partei entschieden. Auf der einen Seite meine Mom mit ihrer dominanten Persönlichkeit, die meinen Vater in die Flucht getrieben hatte; auf der anderen Seite mein Dad und ich, die es all die Jahre mit ihr aushalten mussten. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es verkrafte, dass ich vielleicht die falsche Entscheidung getroffen habe. Aber dann denke ich daran, was er eben gesagt hat – dass wir in einer Welt gelebt haben, die nur halb real ist. Das wollte ich auch nicht. Oder?
    »Es tut mir leid.« Er sieht furchtbar müde aus, am Boden zerstört – normal . Dann sagt er, als könne er mir die Gedanken vom Gesicht

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