Vergiss mein nicht!
gemeint?
So nennen wir meinen Dad.
Oh. Hast du Probleme mit deinem Dad?
Ja.
Ich hab die Gang heute Abend eingeladen, bei mir vorbeizukommen. Hast du auch Lust?
Gehöre ich jetzt mit zur »Gang«?
Du hast die Mission ›Wackelkopffigur‹ erfolgreich absolviert. Ich denke, du bist drin.
Ich geh kurz fragen.
Ich laufe durch den Flur zum Zimmer meines Dads. Seine Tür ist angelehnt, und gerade als ich klopfen will, höre ich seine Stimme durch den Spalt. Er muss am Telefon sein.
»Wie sind Sie an diese Nummer gekommen?« Pause. »Drohungen lasse ich mir nicht gefallen, Mr Paxton.«
Mir bleibt der Atem im Hals stecken.
»Sagen Sie einfach die Wahrheit, dann brauchen Sie sich um meinen Beitrag auch keine Sorgen zu machen.« Eine weitere Pause. »Nein, es handelt sich hier nicht um ein subjektives Talent; meine Untersuchungsergebnisse sind beweiskräftig und verbindlich. Auf Wiederhören, Mr Paxton, und dieses Gespräch wird mit ins Protokoll aufgenommen.«
Ich zähle bis zehn, versuche wieder, normal zu atmen, und klopfe.
»Komm rein.«
Ich will erst so tun, als hätte ich nichts gehört, aber mein Herz pocht und ich bin mir sicher, dass mir die Angst im Gesicht geschrieben steht. »Alles in Ordnung, Dad? Wer bedroht dich?«
»Hast du etwa an der Tür gelauscht?« Seine Stimme ist ganz ruhig, aber für einen kurzen Moment kann ich erkennen, wie angespannt sein Blick ist.
»Entschuldige.«
Er streicht mit seiner Hand leicht über mein Haar. »Ist schon okay. Und mir geht’s gut. Nichts, womit ich nicht umgehen kann.«
Manchmal wünschte ich auch, ein Lügendetektor zu sein, um festzustellen, ob er die Wahrheit sagt. Aber dann rufe ich mich zur Ordnung. Mein Dad lügt mich nicht an. Sein Blick gleitet nach unten auf mein Handy, das ich fest umklammert halte. »Brauchst du irgendetwas?«
»Ach ja. Trevor hat mich zu sich nach Hause eingeladen, um einen Film zu gucken. Es kommen jede Menge Leute.«
Er löst seine Krawatte. »Eine Party?«
Ich lasse mich auf sein Bett plumpsen und strecke mich aus. »Nein, wir sind nur zu zehnt oder so.«
»Sind seine Eltern zu Hause?«
»Weiß ich nicht.«
»Wenn sie zu Hause sind, darfst du gehen.«
Ich komme mir kindisch vor, Trevor zu fragen, aber mir ist klar, dass mein Dad es sofort herausbekommt, wenn ich’s nicht tue. Ich halte mein Handy hoch und tippe: Mein Dad will wissen, ob deine Eltern zu Hause sind .
Die Krawatte meines Dads landet in meinem Gesicht. Ich knülle sie zusammen und werfe sie nach ihm, als er in seinen begehbaren Kleiderschrank flüchtet. Die Krawatte schafft es allerdings nicht sehr weit, sie fällt auf den Boden. Er lacht über meinen Versuch.
Mein Handy piept. Trevors Antwort. Jupp. Und mein kleiner Bruder auch.
Das wird ihm gefallen. Schickst du mir die Wegbeschreibung, dann sehen wir uns bald.
»Seine Eltern und sein kleiner Bruder sind zu Hause«, sage ich zu meinem Dad.
»Okay, viel Spaß.«
Als ich das Zimmer verlasse, werfe ich meinem Dad noch einen letzten Blick zu. Er knöpft sich bereits das Hemd auf und zieht sich ein frisches aus dem Schrank. Ich hoffe, dass Poison ihm wirklich nicht über den Kopf wächst, wie er behauptet hat.
19.
disPARAt – ungleich, verschieden, gegensätzlich
M ein Herz rast und in meinem Kopf hämmert es. Um mich herum kreischen jubelnde Fans. Die Musik der Band pulsiert in meinen Ohren und ich fühle mich wie in einer Nebelwolke. »Das ist ja der totale Wahnsinn!« Weiße Atemwölkchen begleiten meine Worte. Ein Pfiff ertönt und Duke rennt wieder auf das Spielfeld.
»Ja, oder?« Laila reibt sich ihre Arme, die in einer viel zu dünnen Jacke stecken. Sich warm zu halten, war offenbar nicht wirklich ihre Absicht – Mode ist ihr wichtiger. »Warum können die Illusionisten uns nicht auch das Gefühl geben, dass es warm ist?« Sie deutet mit dem Kopf auf die Blitze, die seit Spielbeginn über den Himmel zucken. »Ich friere.«
»Weil eine Illusion nun mal eine Illusion ist. Die Realität ist real trotz der Fassade.« Ein greller Blitz ohne Donner leuchtet auf, zeitgleich mit dem Anspiel.
Duke holt zu einem Pass aus. Als er den Ball loslässt, fliegt er im Zickzack über den Himmel – hin und her gezerrt von den Telekineten, die versuchen, ihn unter Kontrolle zu bringen. Die Nummer sechsundsiebzig in unserem Team schnappt sich den Ball und ich fange an, laut kreischend hochzuspringen.
Laila wirft mir einen Blick von der Seite zu. »Okay, die Stimmungscontroller übertreiben es heute Abend
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