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Vergiss mein nicht!

Vergiss mein nicht!

Titel: Vergiss mein nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasie West
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Club.«
    »Allein?«
    »Nein, ich bin selten allein.«
    »Haben Sie Zeugen dafür?«
    »Alle, die mich im Club gesehen haben.«
    »Mr Paxton, sind Sie an diesem Abend mit irgendjemandem zusammen aus gewesen?« Die Stimme lässt erkennen, dass der Sprecher langsam die Geduld verliert.
    »Der Club war voller Leute.«
    »Nennen Sie mir einen Namen.«
    »Wessen Namen hätten Sie gerne?«
    »Erkennen Sie dieses Mädchen, Mr Paxton? Sie ist sechzehn.« Der Tisch, an dem Poison sitzt, leuchtet auf und er sieht hinunter. Unwillkürlich erwarte ich, dass die Kamera wie in einem Film mitschwenkt, sodass ich auch einen Blick auf das Foto werfen kann, aber das tut sie nicht. Ich habe keine andere Wahl, als auf Poisons fettigen Kopf zu starren, während er sich das Foto auf dem Tischbildschirm ansieht. Ich frage mich, ob ich das Mädchen kenne, das er gerade betrachtet. Freburg, hatte der Beamte gesagt. Kannte ich irgendeine Freburg? In Jackson gibt es nur drei Highschools.
    »Nein, habe ich noch nie gesehen.«
    »Das ist aber merkwürdig.« Ein Zettel gleitet ins Blickfeld. »Die Aufzeichnungen ihrer Telefonate zeigen aber, dass das Mädchen Sie im letzten Monat mindestens zweimal am Tag angerufen hat.«
    Er beugt sich vor und tut offensichtlich so, als würde er sich das Bild noch einmal genauer ansehen. »Ach ja, möglicherweise kenne ich sie doch.«
    »Sie ist tot, Mr Paxton.«
    Obwohl ich das schon weiß, zucke ich zusammen, er aber reagiert fast überhaupt nicht. »Tut mir leid, das zu hören.«
    »Man hat es so aussehen lassen, als hätte sie sich das Leben genommen.« Der Tischbildschirm flimmert und wahrscheinlich wechselt das Bild, aber Poison wirft nicht einmal einen Blick darauf. Er sieht geradeaus in die Kamera und sagt: »Vielleicht hat sie’s ja getan.«
    Ich weiche ein wenig zurück. Sein Blick macht mir Angst. Seine Augen wirken kalt und völlig ohne jede Furcht. Er sitzt im Dezernat unter Mordverdacht in einem Verhör und hat kein bisschen Angst. Weil er unschuldig ist? Aber wenn er es wäre, würde er dann nicht um einen Scan bitten, um seine Unschuld zu beweisen? Um ihn zu einem Scan zu zwingen, bräuchten sie mehr Beweise. Es ist ganz klar, warum sie dieses Band meinem Dad geschickt haben – er weiß genau, ob Poison lügt.
    »Wir glauben, dass Sie es getan haben, Mr Paxton«, sagt die Stimme.
    »Sie können mir nicht den Mord anhängen, bloß weil wir zusammen waren. Das war gegenseitig. Sie hat mich sowieso nur ...«
    Ich spüre unter meinen Füßen das Rumpeln des Garagentors, das sich gerade öffnet. Ich springe auf, schalte den Fernseher aus und stopfe die DVD hastig zurück in ihre Hülle und lege sie wieder auf den Fernseher, gerade noch rechtzeitig, bevor mein Dad ins Haus kommt.
    »Hi, Daddy«, sage ich etwas zu eifrig. Allein am Ton meiner Stimme wird er hören, dass ich etwas zu verbergen habe. Das ist seine Gabe. Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche und tue so, als würde ich eine SMS lesen. Ich hab ihn schon mal versucht anzulügen, ohne Erfolg.
    »Was machst du gerade, Kleines?«, fragt er.
    Ich würde ihn am liebsten nach dem Verhör fragen, nach Poison und zu welchem Ergebnis er gekommen ist. Aber ich weiß, dass er mir das nicht sagen darf. Ich nehme mir vor, Laila morgen zu fragen, ob sie von irgendeinem vermissten Mädchen in den Nachrichten gehört hat. »Oh, ich simse bloß einer Freundin.« Im Ernst? Musste ich mir ausgerechnet etwas Konkretes ausdenken? Ich hätte einfach bloß mit den Schultern zucken und sagen können: »Nichts.« Das hätte in dem Moment wenigstens gestimmt.
    Mein Dad erstarrt in der Bewegung und zieht die Augenbrauen zusammen. Das ist unfair. Ich tippe schnell: Lügendetektoren nerven manchmal total, und drücke auf Senden. Laila wird sich totlachen. Ich halte mein Handy hoch, sodass er es sehen kann. »Ich simse bloß«, wiederhole ich. Diesmal ist es die Wahrheit.
    »Klingt aufregend.« Er setzt seinen Weg in Richtung Flur fort. »Ich geh mich eben umziehen.«
    »Okay.«
    Mein Handy piept und ich schaue drauf. Die SMS besteht aus drei Fragezeichen und ist von Trevor. Wie konnte das denn passieren? Dann wird mir klar, dass ich bloß davon ausgegangen war, dass Laila die Letzte war, der ich eine SMS geschickt habe. Aber es war Trevor. Er hat mich gestern Abend per SMS nach den Hausaufgaben in Regierungskunde gefragt und am Ende haben wir uns den ganzen Abend lang Nachrichten geschickt.
    Tut mir leid, die war eigentlich für Laila bestimmt.
    Was hast du damit

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