Vergiss mein nicht!
aber gewaltig.«
»Das ist es, oder? Ich fühl mich nämlich extrem komisch.«
»Hol uns was zu trinken. Außerhalb der Tribüne lässt die Wirkung nach.«
»Gute Idee.« Ich bahne mir einen Weg durch die jubelnden Fans die Betontreppe nach unten und hinter das Stadion, wo sich die Snackbar befindet. Sobald ich an der frischen Luft bin, geht es mir sofort besser. Mein Herzschlag wird langsamer und das Summen in meinem Kopf lässt nach. Ich seufze erleichtert. Ich hätte nie gedacht, dass ich so leicht zu beeinflussen bin. Mein einziger Trost ist, dass es sehr viele Stimmungscontroller sind, die bei dem Football-Spiel die Zuschauer manipulieren.
»Na! Hallo!«
Ich drehe mich um und sehe Poison an einen Betonpfeiler gelehnt stehen. Mein Herzschlag fängt sofort wieder an zu rasen, aber ich tue so, als ob alles in bester Ordnung ist. »Oh, hi. Äh, der Cola-Typ, oder? Tut mir immer noch leid.«
Er atmet aus und eine weiße Atemwolke lässt seine kantigen Gesichtszüge einen Moment lang verschwimmen. »Lass den Scheiß. Du weißt, wer ich bin.« Er macht einen Schritt auf mich zu. »Und ich weiß, wer du bist. Und wenn du und deine Freunde nächstes Mal jemanden verarschen wollt, haltet euch lieber an eure kleinen Highschool-Kumpel.«
»Ich hab keine Ahnung, wovon du sprichst.«
»Ich spreche von der Tatsache, Addie Coleman, dass du dir keinen Gefallen damit tust, mich zum Gegner zu haben.«
Er kennt meinen Namen. »Du kannst mir keine Angst einjagen«, sage ich. Ich bin panisch.
»Ohne Erkenner zu sein, behaupte ich mal, dass das nicht stimmt. Und jetzt stellt sich die Frage, ob dieses Gefühl beweiskräftig und verbindlich ist.«
Beweiskräftig und verbindlich? »Ich hab keine Ahnung, wovon du sprichst.«
Er kommt noch einen Schritt näher und ich weiche einen Schritt zurück und noch einen, und gerade als ich mich umdrehen und wegrennen will, sagt er: »Weißt du, was für ein Gefühl das ist, Addie, wenn du absolut keine Kontrolle über deine Bewegungen hast? Wenn du von jemandem gesteuert wirst?«
»Was meinst du damit?«, frage ich. Falls er ein Stimmungscontroller ist, beruhigt er mich jedenfalls nicht. Ich bin nervös und verängstigt. Und vielleicht will er mich genau da haben.
Mein Bein hebt sich und macht einen Schritt auf ihn zu. Ich gerate in Panik und versuche rückwärtszugehen, aber ich kann mich nicht rühren. Buchstäblich. Egal, wie oft ich meinem Bein den Befehl gebe, es lässt sich nicht von der Stelle bewegen.
»Grüß den Daddy deiner kleinen Freundin schön von mir«, sagt er mit heiserer Stimme, die mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. »Sag ihm, wenn er nicht zahlt, habe ich andere Methoden, mein Geld einzutreiben. So oder so. Ich werd schon an meine Kohle kommen.«
Ich nicke langsam. Er dreht sich um und geht.
20.
NORMapolieren – wenn normale Leute versuchen, ohne zusätzliche Hilfe ein Rätsel zu lösen
I ch klopfe an Trevors Haustür und ein kleiner Junge öffnet mir. Er sieht aus wie eine Miniversion von Trevor, mit großen braunen Augen und Wimpern, die verboten lang sind. Ich kann einfach nicht anders, ich muss seine Haare durchwuscheln.
»Hey«, protestiert er und streicht sie wieder glatt. »Wer bist du?«
»Addie. Ist Trevor da?«
»Addison«, sagt Trevor und kommt um die Ecke, »verweigert dir der Bodyguard den Eintritt?« Trevor klopft ihm auf den Rücken und der Kleine richtet sich auf.
»Nein. Ich war kurz davor, sie reinzulassen, aber dann hat sie mir die Haare durcheinandergebracht.«
»Tut mir leid, er ist einfach so süß.«
Trevor lacht. »Addison, das ist Brody.«
»Sie hat gesagt, sie heißt Addie«, beschwert sich Brody.
»Nur ganz wenige Leute dürfen sie so nennen.«
»Ihr Freund zum Beispiel?«, fragt Brody.
Ich starre Trevor verblüfft an und bin erstaunt, dass er es so formuliert. Eigentlich dachte ich, er wüsste gar nicht, dass Addie mein Spitzname ist. Dabei fand er wohl in Wirklichkeit, er müsste sich das Recht, ihn benutzen zu dürfen, noch verdienen. Es dauert einen Moment, bis ich bemerke, dass er meinen Blick erwidert: Mit seinem üblichen coolen Gesichtsausdruck, der im Moment allerdings noch etwas anderes als nur Gelassenheit auszudrücken scheint. Aber was genau, ist schwer zu sagen. Verlegenheit? Belustigung? Ich bin die Erste, die wegschaut, erinnere mich wieder an Brodys Frage und fühle mich jetzt peinlich berührt, weil ich Trevor ausgerechnet in dem Moment angestarrt habe, als Brody das Wort Freund erwähnt hat.
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