Vergiss nicht zu atmen
du das Tischgebet?“
Wir hielten uns an den Händen und meine Mutter sprach ein kurzes Gebet. Wir alle sagten oder formten ein lautloses „Amen“ am Ende.
Mein Vater begann das Essen auszuteilen. Ich lehnte mich zu Carrie rüber und flüsterte: „Dad und Crank scheinen ja fast… kumpelhaft miteinander umzugehen.“
Sie flüsterte zurück: „Ich glaube Julia hat Vater Cranks Kontostand nach dem letzten Album gezeigt.“
Ich kicherte und meine Mutter sagte: „Mädchen, ich verstehe ja, dass ihr lange nicht hier, sondern am College gewesen seid, aber Ihr dürft Eure Manieren nicht vergessen.“
Ich nickte entschuldigend. Carrie war 26 Jahre alt und machte gerade ihren Doktor an einer der führenden Unis des Landes, sie hatte bereits eine große Menge an Forschungsergebnissen unter ihrem Namen veröffentlicht. Ich war mir sicher, dass sie, außer an diesem Tisch, nirgendwo „Mädchen“ genannt wurde.
Irgendwie war es nicht schlimm, mit Carrie unter einen Hut gesteckt zu werden.
„Adelina, ich habe heute morgen sehr beunruhigende Nachrichten gehört. Randall, der Sohn der Brewers ist verhaftet worden.“
Ich erstarrte und Carrie griff unter dem Tisch nach meinem Bein. Gegenüber von Carrie wurden Jessicas Augen größer.
„Guter Gott!“, sagte meine Mutter. „Was ist passiert?“
„Es sieht so aus, als wird ihm vorgeworfen jemand vergewaltigt zu haben. Ich bin mir sicher, dass das nicht wahr ist… Es war vermutlich eine dieser Situationen, in denen sie zu viel getrunken haben und sie es hinterher bereut hat.“
Ich erstarrte noch mehr, war unfähig zu denken, unfähig auch nur zu atmen.
„Das ist schrecklich“, sagte mein Vater. „Ich denke es wäre angebracht, wenn wir alle nach dem Essen auf einen kurzen Besuch zu den Brewers gehen. Es ist schon lange her, dass wir sie gesehen haben und es wäre gut, wenn wir ihnen die Ehre erweisen und unsere Hilfe anbieten.“
„Nein.“ Das Wort war raus bevor ich es überhaupt merkte.
Carries Griff auf meinem Bein verstärkte sich und Jessica saß mit offenem Mund da. Julia und Crank starrten mich an und mein Vater musste zweimal hinschauen. Aber es war meine Mutter, die antwortete.
„Alexandra, ich weiß, dass du trotz unserer Bemühungen Randy nie gemocht hast. Aber du wirst dich an diesem Tisch höflich benehmen. Und du wirst mit uns gehen, so wie es dein Vater vorgeschlagen hat. Er ist ein netter, junger Mann. Ich bin mir sicher, diese Anschuldigung ist einfach nur verunglimpfend.“
Ich lehnte mich auf meinem Stuhl vor, mein Magen krampfte sich zusammen und ich stellte fest, dass ich mit den Zähnen knirschte um den größten Zorn, den ich jemals in meinem Leben verspürt hatte, zurückzuhalten. Ich konnte spüren, wie der Zorn mich komplett ausfüllte und für eine Sekunde hätte ich gerne etwas kaputt gemacht, egal was.
„Deine Mutter hat Recht“, sagte mein Vater. „Wenn es nach mir gegangen wäre, hättest du die Schwärmerei für deinen Soldaten schon vor Jahren beendet und Randy geheiratet.“
Ich war wie betäubt. Ich konnte einfach nichts sagen, denn wenn ich angefangen hätte, wäre ich nicht der Lage gewesen wieder aufzuhören. Ich streckte meine Hand aus um nach meinem Weinglas zu greifen und verschüttete es stattdessen. Jetzt starrte meine ganze Familie mich wegen meines merkwürdigen Verhaltens geschockt an, oder, im Falle von Carrie und Jessica, mit blankem Entsetzen.
Meine Mutter sprang auf, um Servietten zu holen, um den verschütteten Wein aufzusaugen. Als wir fertig waren, sagte mein Vater: „Ich denke diese Unterhaltung ist beendet.“
Ich schüttelte meinen Kopf.
„Wie bitte?“
Ich sah ihn an, nicht länger in der Lage mich zurückzuhalten. Eine Träne lief über mein Gesicht.
„Ich werde noch nicht mal in die Nähe seiner Eltern gehen. Oder seines Hauses. Erwähne seinen Namen nie wieder in meiner Gegenwart. Hast du mich verstanden?“ Die Bitterkeit und der Zorn in meiner Stimme überraschten sogar mich selbst.
„Ich verstehe das nicht“, fiel meine Mutter ein. „Was ist nur in dich gefahren, Alexandra? Randy Brewer ist ein absolut netter junger Mann „
„Oh, um Himmels Willen!“ rief Carrie. „Könnt Ihr nicht sehen, was Ihr ihr antut? Seit wann seid Ihr Beide so ahnungslos?“
„Tja, ich weiß nicht…“ begann meine Mutter und brach dann ab.
Der Ton meines Vaters war so kalt wie Eis. „Wie kannst du es wagen, so mit uns zu sprechen, junge Lady?“
Carrie drehte sich zu ihm um, ihre
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