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Vergiss nicht zu atmen

Vergiss nicht zu atmen

Titel: Vergiss nicht zu atmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Sheehan-Miles
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das natürlich nicht sehen konnte. „Manche Dinge vergisst man nicht, Sherman.“
    „Gott, manchmal bist du wie ein Mädchen, Paris. Völlig aufgedreht.“
    „Das bin ich“, sagte ich.
    „Mal ernsthaft, Mann. Viel Glück. Vielleicht kann Carrie schon mal eine gute Grundlage schaffen. Ich weiß, dass sie auch für dich hofft.“
    „Danke, Mann.“
    „Dafür sind Freunde da. Verpass deinen Flug nicht.“
    Wir legten auf und ich schaute ungeduldig auf die Infotafel. Noch zwanzig Minuten bis zum Einsteigen. 
    Ich war natürlich schon einmal im Haus ihrer Eltern gewesen. Im Sommer nach meinem Abschlussjahr an der High School. Damals war ich mit einem Greyhoundbus dreieinhalb Tage quer durch den Kontinent gefahren. Es war eine sehr, sehr merkwürdige Reise gewesen. Sieben Tage im Bus, um vier Tage mit ihr zu verbringen.
    Die Sache war die, selbst nach dieser Reise quer durch das Land um sie zu sehen, selbst danach war es mir nicht möglich gewesen, mich ihr komplett zu öffnen. Ich hatte nicht gesagt, was ich wirklich hatte sagen wollen, nämlich: „Warum versuchen wir nicht, zur gleichen Uni zu gehen? Warum denken wir nicht darüber nach, irgendwann zu heiraten?“
    Natürlich waren wir zu jung. Und natürlich war ich völlig verängstigt. Und ich hätte mir niemals vorstellen können, wie mein Leben sich weiter entwickeln würde. 
    Als das Flugzeug zum Einsteigen bereit war, war ich einer der Ersten in der Schlange.

    Ein netter junger Mann (Alex)

    Das würde ein absolut schreckliches Abendessen werden, dachte ich.
    Ich saß auf der Couch und las die New York Times über mein Telefon. Ich hätte es besser wissen müssen. Die Schlagzeile im Lokalteil sagte schon alles: Columbia Student wegen Vergewaltigung verhaftet. Das Foto darunter zeigte Randy Brewer auf einem Fahndungsfoto. Auf dem Foto waren seine Augen geweitet, sahen fast erschrocken aus. Irgendwie sah er, unrasiert wie er war, mit zerzaustem Haar und den geweiteten Augen, aus, als wäre er verrückt. 
    Julia und ihr Ehemann Crank (ja, er heißt wirklich so) waren spät dran, was meine Eltern, während des Wartens, dazu veranlasste eine Menge kritischer Kommentare von sich zu geben.
    Carrie und ich saßen zusammen im Wohnzimmer, sie war damit beschäftigt eine Menge SMS mit Ray hin und her zu schicken. Carrie trug eine schlichte aber attraktive schwarze Hose und eine rosenrote Bluse mit Rüschen. Ich trug ein ärmelloses, weißes Kleid mit einem leichten Pulli, der mit Rosen bestickt war. Jessica saß bei uns, sie trug ein schön bedrucktes Kleid und las ebenfalls Nachrichten auf ihrem Telefon. Wir sahen aus wie eine glückliche Familie, alle in unsere elektronischen Geräte vertieft.
    Im Gegensatz dazu trug Sarah zerrissene schwarze Jeans, ein löchriges T-Shirt auf dem das Cover des Albums „Beyond Redemption“, der Death Metal Band The Forsaken gedruckt war, zumindest glaube ich, dass das die Band war. Oder war es vielleicht umgekehrt? Das war nicht unbedingt mein Musikgeschmack, deshalb war ich mir nicht sicher. Das Foto auf dem Shirt würde meine Eltern auf jeden Fall verärgern: Es sah aus wie ein schreiender, blutiger Schädel. Sie starrte jeden an, der ihr zu Nahe kam.
    Mein Vater war noch nicht aus seinem Büro gekommen, aber meine Mutter war schon ein paar Mal zwischen der Küche und dem Büro hin und her gelaufen, und jedes Mal hatte sie angehalten und Sarah gesagt sie solle sich für das Abendessen umziehen. Die einzige Antwort war mürrische Stille.
    Ich wäre gerne in die Küche gegangen und hätte meiner Mutter geholfen, sie sah gestresst aus und ich wusste sie war ziemlich beschäftigt damit ein Abendessen für acht Personen zuzubereiten. Aber, wenn einer von uns in ihr privates Refugium eindringen würde, würde sie stinksauer werden. So war meine Mutter: eine absolute Märtyrerin, sauer, wenn man ihr nicht half, aber wenn man Hilfe anbot, lehnte sie sie ab.
    Es klingelte und die Spannung löste sich. Ich packte mein Telefon weg und fühlte mich erlöst.
    „Ich gehe schon!“, riefen Jessica und Sarah gleichzeitig.
    Sie starrten sich für eine Sekunde an, dann setzte sich Jessica wieder hin und verschränkte ihre Arme vor der Brust, damit sah sie genauso aus wie Sarah vor einer Minute. Sarah trampelte in ihren Kampfstiefeln die Treppe hinunter.
    Zwei Minuten später ging sie hinter meiner Schwester Julia und ihrem Mann Crank die Stufen wieder hoch.
    Bevor Sie denken, dass Julia adoptiert ist, oder als Kind von Aliens entführt

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