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Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Titel: Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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den Jungen in der Regentonne. Das Mädchen in der Holzkiste. Maggie Garner. Nie im Leben hatten solche gegensätzlichen Emotionen in ihrem Inneren gewütet. Konnte sich ein Mensch zerrissener fühlen?
    „Ich frage mich“, sagte Ben, „warum du sie bis heute derart konsequent in Schutz nimmst? Was verbirgst du, Sally?“
    Diesmal war Sally es, die hart und abgehackt lachte. „Du weißt es wirklich nicht?“
    „Ich werde schon noch drauf kommen.“
    „Dann helfe ich dir auf die Sprünge. Wer war denn Jaclyns beste Freundin, he?“
    Ben Ogan stöhnte. „Oh mein Gott.“
    Das Keuchen hinter ihr wurde immer schlimmer, näherte sich einem Hyperventilieren. Reese roch Schweiß und bemerkte plötzlich, dass ihre Hände schlotterten und panisch an Ogans Arm zerrten.
    Er schüttelte sie ab. „Halt still. Es ist gleich vorbei.“
    Kraftlos ließ sie die Arme fallen. Sie erkannte seine Stimme nicht wieder, als er zu sprechen anhob, sich mehrmals räuspern musste, ehe eine flüssige Erzählung aus dem Stammeln wurde. Reese fühlte sich, als würde sie in einen Film hineingerissen.
    „Blut. Alles war voller Blut, als ich erwachte.“
    „Hattest du ein Déjà-vu, Ben?“
    Reese erkannte auch Sally nicht wieder, deren Gesicht zu einer hässlichen Fratze verzerrt war. Ihre Stimme troff vor Hass und überschlug sich in einem irren Kichern.
    „Tami war Jaclyns beste Freundin.“ Ben schluckte. „Sie erzählte es mir, als wir ein paar Wochen miteinander gingen. Es war eher Zufall, dass wir darauf kamen – und dann hätte ich die Welt umarmen können, als mir klar wurde, dass ich meine kleine Schwester wiedergefunden hatte. Ich war so glücklich, dass ich sogar vergaß, dich zu würgen, weil du es viel länger gewusst haben musstet als ich. Tami, Jaclyn und ich wurden unzertrennlich, haben zu dritt Pläne geschmiedet und uns die Zukunft ausgemalt. Ihr ging es gut. Sie war glücklich. Sie hatte es perfekt getroffen mit ihren Pflegeeltern. Sie sagte sogar Mom und Dad zu ihnen. Tami und ich haben uns ein einziges Mal über die Vergangenheit unterhalten und sie erzählte mir, sie wolle sich nie mehr an dieses Kapitel ihres Lebens erinnern, es gehöre zu einer anderen Existenz, aus der nur ich mich als wichtig für sie herausgeschält habe. Dass sie damit umgehen konnte, obwohl ich sie durch mein Aussehen an alles erinnern musste, hat sie mich noch mehr lieben lassen. Sie hatte kein Problem mit mir, so wie du und Mom.“ Ben atmete tief durch. „Sie war wie ich mehrere Jahre in psychiatrischer Betreuung. Sie hatte es fast geschafft, ein neues Leben aufzubauen. Sie hätte es geschafft, war so dicht dran. Und dann bin ausgerechnet ich es gewesen, der alles zerstört hat.“
    Das Schluchzen hinter ihr drang aus einem gequälten Geist. Reese schauderte erneut. Erst jetzt spürte sie, dass ihr Tränen über die Wangen liefen.
    „Es war an Tamis sechzehntem Geburtstag.“ Er lachte hart. „Irgendwie scheint die sechzehn eine scheiß Zahl zu sein. Ich war gerade volljährig geworden und Jaclyn und ich planten, am nächsten Tag fortzugehen. Unsere Sachen waren bereits gepackt, lagen in ihrem Wagen. Die Party sollte nicht nur Tamis Geburstagsparty sein, sondern auch unsere Abschiedsparty. Gleich danach wollten wir los. Ich sehe wieder den mit Girlanden und Fackeln geschmückten Garten, den beleuchteten Pool. Es war Juni, warm, die Luft voller schwerer Düfte von blühenden Pflanzen. Ich habe mit Tami getanzt. Sie war leicht wie ein Schmetterling in meinen Armen. Ich weiß nicht, wie oft ich ihr versprechen musste, das wir uns bei ihr melden. Sie verlangte Briefe, Anrufe. Wollte, dass sie uns in den Semesterferien besuchen dürfe und dass wir sie nachholen würden, sobald sie die High-School beendet habe. Ihre Pflegeeltern waren einverstanden. Sie hatten sogar versprochen, Jaclyn und mich finanziell zu unterstützen, sollte es einmal eng bei uns werden und angeboten, wir könnten hin und wieder ein Wochenende bei ihnen verbringen und den Rasen mähen oder den Pool reinigen, weil wir es abgelehnt hatten, Geld als Geschenk anzunehmen. Gott, die ganze Welt lag vor uns. Zum Greifen nah.“
    Reeses Augen brannten. Sie hielt den Atem an. Heiliger! Was war geschehen, um das Leben dieses Mannes aus der Bahn geraten zu lassen? Warum hatte es kein Glück für den misshandelten Jungen gegeben, der es geschafft hatte, aus seinem Elend zu entfliehen? Sie dachte an Simba, der mit vier Jahren von seinen Eltern im Wald ausgesetzt worden war und Nani-ji

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