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Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Titel: Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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war“, nahm er den Faden auf.
    Sally lachte voller Gehässigkeit. „Mach dich nicht lächerlich. Du warst nie normal. Nicht mal als kleines Kind. Du hast nie was kapiert, warst ein Spätzünder, weshalb die Gleichaltrigen dich gemieden haben.“
    „Nach und nach wird alles immer klarer. Mir war nie bewusst, dass es ein schwarzes Loch in meiner Erinnerung gibt und mir ein Stück meines Lebens fehlt. Ich war sechzehn, als Alec seine Schwester zum ersten Mal mit nach Hause gebracht hat, an einem Tag, den ich zufälligerweise einmal nicht im Keller verbracht habe. Zwischen Jaclyn und mir hat es gefunkt.“ Ben holte tief Luft. „Ich war erst sechzehn, nicht achtzehn.“ Seine Stimme klang, als hätte er ein Rätsel der Menschheit entschlüsselt. „Und unsere Beziehung hielt zwei Jahre, nicht nur ein paar Tage. Ich habe Jaclyn und die Zeit mit ihr vollkommen verdrängt.“
    Klang so ein Serienmörder? Noch immer zitterten Bens Glieder, und ein raues Schluchzen rang sich aus seiner Kehle. Reese spürte, der Moment wäre günstig, um ihn zu überrumpeln. Seine Gefühle überwältigten ihn. Sie könnte versuchen, mit einem Ruck das Messer zu packen und es von ihrer Kehle zu reißen. Ihre Finger zuckten, für eine Sekunde geriet sie in Versuchung, doch dann spürte sie, dass es nicht richtig wäre. Er würde ihr nichts mehr tun. Sie wusste nicht, was ihr die Gewissheit gab. Vielleicht war es die Nähe zu seinem Körper, seine Verzweiflung, die sie am eigenen Leib zu spüren glaubte. Vielleicht war es auch das Verlangen, die ganze Wahrheit zu erfahren.
    Erneut holte Ben tief Luft. „Jaclyn bestand darauf, sich jedes Mal mit mir zu treffen, wenn ihr geprobt habt. Von da an war es vorbei mit dem Keller und der Kartoffelkiste. Ich habe es mir nicht länger gefallen lassen, von dir und Mom schlimmer als Aschenputtel behandelt zu werden.“
    „Du hättest dich nicht in unsere Clique drängen dürfen.“
    „Jaclyn und ich haben uns von euch ferngehalten, so weit es ging“, erinnerte Ben seine Schwester an eine Zeit, die ihm mehr als offensichtlich gerade erst zu Bewusstsein kam. Reese spürte seine Erschütterung. „Sie war das Beste, das mir je im Leben begegnet ist. Sie hat mich aus einem Loch geholt, in dem ich zugrunde gegangen wäre.“
    „Das wärst du nicht nur, das bist du. Du bist ein Killer, ein erbärmliches, menschenverachtendes Schwein. Nicht einmal vor Tieren hast du Halt gemacht. Oder glaubst du, ich weiß nicht, was du mit ihnen im Keller angestellt hast?“
    Ben zischte. „Menschenverachtend? Darüber musst du gerade reden. Ich weiß zwar nicht genau …“ Er verstummte für einen Moment, dann ging ein Ruck durch seinen Körper, der sich auf das Messer an ihrer Kehle übertrug. Reese schrie auf. Der Druck ließ sofort nach.
    „Das mit den Tieren tut mir leid. Ich hätte das nicht tun dürfen und das war mir auch völlig klar, als ich einige Zeit mit Jaclyn zusammen war, du blöde Nutte!“
    Sally kreischte. „Halt dein verfluchtes Maul!“
    „Ich war kurz davor, mich endgültig zu verlieren, als wir uns kennenlernten. Jaclyn war ein halbes Jahr älter als ich und wusste schon genau, wie sie ihr Leben gestalten wollte. Sie wollte Sozialpädagogin werden. Ich habe ihr alles erzählt, was in unserer Familie passiert war. Alles, nur über die vier Jahre im Keller habe ich nie mit ihr gesprochen. Ich war darüber hinweg.“ Er kicherte. „Kannst du dir das vorstellen? Eine traumatische Erfahrung über eine so lange Zeit hinweg – und Jaclyn hat sie mich vergessen lassen. Damals. Ich fühlte mich wie neugeboren. Ich habe Zeitungen ausgetragen, jeden Cent gespart. Später haben wir gekellnert. Wir haben unser Geld zusammengetan und wollten gemeinsam studieren. Zwei Jahre lang haben wir gespart.“
    „Ich hatte auch meine Pläne, verdammt. Du hast mich beklaut.“
    „Ich? Im Leben nicht. Ich war nie an deinem beschissenen Kleiderschrank.“
    „Wer soll es sonst gewesen sein?“
    „Spatzenhirn! Vielleicht denkst du mal darüber nach, dass es Mom gewesen sein könnte oder einer ihrer Lover, die Kohle für Schnaps brauchten.“
    „Mom kann nichts dafür, dass sie zur Alkoholikerin geworden ist. Sie hat sich ihr Schicksal nicht ausgesucht.“
    Reese war, als rollte eine Welle von Traurigkeit über sie hinweg. Der Mann in ihrem Rücken geriet in ihren Augen immer mehr fort von einem seelenlosen Killer zu einem bedauernswerten Opfer, obwohl es ihr schwerfiel, wenn sie an die Klapperschlange dachte oder an

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