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Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Titel: Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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immer wieder darüber nachgedacht, ob sie Simba heute noch anrufen sollte, ob sie wollte, dass sie im Fahrstuhl übereinander herfielen. Eine Antwort hatte sie nicht gefunden und sie wusste, jetzt musste die Entscheidung fallen.
    „Hast du noch Hunger? Ich könnte unterwegs einen Snack besorgen.“ Nichts als eine Ausrede, um Zeit zu schinden, dabei wuchs mit jedem Atemzug die Gewissheit, in dieser Nacht nur eines kosten zu wollen: ihn!
    „Nein, danke. Du?“
    Plötzlich hatte sie es mehr als eilig, zu ihrem Wagen zu kommen. Sie überflog mit einem Blick den Parkplatz und eilte los. Nur mit Mühe unterdrückte sie einen abfälligen Ton, der ihr aus der Kehle schlüpfen wollte, weil sie sich eben noch vor lächerlicher Panik beinahe in die Hosen gemacht hätte. Ihre Finger zitterten trotzdem, als sie die Fahrzeugtür öffnete. Gut, dass die Zentralverriegelung per Fernbedienung betätigt wurde, sie war nicht sicher, ob sie sich nicht beim Aufschließen den Lack zerkratzt hätte. Im Wagen drückte sie umgehend auf den Schalter, der die Türen von innen verriegelte.
    „Ich auch nicht.“
    „Bist du erkältet?“
    Reese räusperte sich. Gott, Hitze schoss ihr in den Kopf und sie errötete wie ein Teenager. „Nein.“
    „Ich bin unterwegs. Bis gleich.“
    „Bis gleich“, murmelte sie und beendete das Gespräch.
    Sie war froh, als sie vom Parkplatz auf die Straße abbog. Wenn ihr tatsächlich jemand auflauern wollte, hätte sich dieser bestimmt nicht von dem Telefon an ihrem Ohr abschrecken lassen und auch nicht von den verriegelten Türen. John Smith hätte die Scheibe eingeschlagen. Und überhaupt: Ihre überreizten Nerven ließen sie verrückt spielen. Die Müdigkeit tat ihr Übriges.
    Je weiter sie sich ihrem Apartmentblock näherte, desto rutschiger fühlte sich das Lederlenkrad an. Sie wischte die Hände an der Jeans trocken. Ob Simba bereits da war, wenn sie ankam? Mit jedem Schritt aus der Tiefgarage zu ihrer Wohnungstür wuchs die Enttäuschung, doch sie hatte den Schlüssel noch nicht ins Schloss gesteckt, da läutete die Türklingel. Simba füllte beinahe den gesamten Türrahmen aus mit seinen breiten Schultern. Das Deckenlicht gab seinem blauschwarzen Haar einen silbrigen Schimmer und seine Haut lockte wie süßer, dunkler Honig. Reese schaffte es nicht, zu widerstehen und streckte eine Hand nach ihm aus, berührte mit den Fingerspitzen seine Wange. Er trat näher an sie heran, legte einen Arm um ihre Taille. Sein Bartschatten kribbelte unter den Fingerkuppen und ein sanftes Prickeln floss durch ihren Leib. Reese hatte geglaubt, sie würden wie Tiere übereinander herfallen, sobald sie sich gegenüberstanden. Die Situation hatte sie sich bis ins Detail ausgemalt und einen betörenden Rausch der Begierde empfunden. Die Realität sah anders aus. Die Sanftheit und Zurückhaltung ihrer beider Berührungen riss sie in einen viel gewaltigeren Strudel. In ihrem Magen schien sich ein Betonklotz zu verfestigen, der sie zu Boden zerren wollte. Der Atem wurde knapp, obwohl sie gleichmäßig Luft holte und ein immer stärker werdender Schwindel drängte sie an seine Brust. Simba hielt sie, presste sie an sich. Die Härte in seinem Schritt drückte ihr beinahe schmerzhaft in den Magen. Gott, sie brauchte ihn. Sie wollte ihn. All ihre Befürchtungen, sich mit diesen Bluttests auf ein nicht wiedergutzumachendes Verhängnis eingelassen zu haben, verschwammen in der Flut ihrer Gefühle, ohne den Hauch eines schlechten Gewissens zu hinterlassen. Sie wusste, sie hatte richtig gehandelt, würde es immer wieder tun, egal, welche Konsequenzen sie zu fürchten hatte.
    Sie suchte seinen Blick. Simba spielte auf ihrem Rücken mit einer Haarsträhne. Nie im Leben hätte sie sich so viel Verwegenheit zugetraut, die sie förmlich zwang, sich noch fester an ihn zu schmiegen. Seine Augen verdunkelten sich, als zöge eine Wolke am Himmel vorüber und beschattete sein Gesicht. Ein Muskel neben seinen Lippen zuckte. Simba betrachtete ihr Gesicht. Es fühlte sich beinahe an wie eine zärtliche Berührung, die bis in den Ausschnitt prickelte. Dann bannte er ihre Augen in einen Zauber, der sie zum Zittern brachte, doch sogleich spürte sie, wie sich Simba ein winziges bisschen versteifte. Langsam beugte er sich herab, seine Lippen berührten hauchzart ihre Stirn.
    Sie wollte den Kopf noch weiter zurücklegen, ihm den Mund zum Küssen darbieten, doch plötzlich schob er sie von sich.
    „Ich kann dir nicht geben, was du dir ersehnst.“

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