Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll
Seine Stimme klang rau und heiser.
Lägen seine Hände nicht wie Stahlklammern um ihre Schultern, wäre sie zusammengesackt. Jedenfalls fühlte es sich so an. Wie eine prall gefüllte Luftmatratze, aus der mit einem Mal die Luft entwich, bis sie keinen Halt mehr bot. Sprach er von Liebe? Einer Beziehung? Bestimmt meinte er nicht, dass er ihr keinen Sex geben konnte.
Standen ihre Sehnsüchte ihr auf der Stirn geschrieben? Sie würde sich mit allem zufriedengeben, was er ihr bot, war sogar bereit gewesen, sich auf einen One-Night-Stand einzulassen, um von diesen Gefühlen zehren zu können, bis sie vielleicht eines Tages einen anderen traf, der es schaffte, dieses Feuer in ihr zu entfachen. In tiefstem Herzen spürte sie es. Narsimha war nicht bereit, sich zu öffnen. In tiefstem Herzen spürte sie auch, dass es niemals einen anderen geben würde, der diese Gefühle aufwühlte.
Reese schob sich vor, legte die Hände auf seine Brust.
„Du braucht mir keine Sehnsüchte zu erfüllen. Sei einfach du.“ Sie griff nach seiner Hand und zog ihn durch den Flur ins Wohnzimmer. Der Raum schien mit seiner Präsenz überfüllt.
Die Berührung fühlte sich unendlich vertraut an. Reese mochte seine Hand nicht loslassen. Am liebsten hätte sie die Finger in seinem dichten Haar vergraben, die flüssige Seide gespürt, wie sie an ihrer Haut entlangrann. Ein feines Gespür hielt sie ab. Sie würde den Moment zerstören. Zögerlich ließ sie ihn los und trat einen Schritt zurück.
„Was trinkst du?“ Reese hielt seinem Blick stand, ganz ohne rot zu werden. Jede Faser ihres Herzens schien mit ihm verwurzelt. Jeder Gedanke, jede Geste strahlte eine Verbundenheit aus, als gehörten sie seit Anbeginn aller Zeiten zueinander und doch reichte ein Wort, eine winzige Berührung, um ihren Atem zum Stocken, ihre Haut zum Kribbeln zu bringen und jedes Gefühl von Zwiespalt und Verwirrung zu ersticken. Simba war ganz und gar anders als sie, anders als jeder Mensch, den sie kannte. Obwohl sie ihm erst vor wenigen Tagen begegnet war, scheute sie sich nicht mehr, ihm Vertrauen entgegenzubringen. Er würde sich offenbaren, das spürte sie. Er brauchte jemanden zum Reden – aber nicht jetzt. Das Braun seiner Augen verdunkelte sich, kleine Funken der Begierde sprühten darin. Langsam trat Reese einen Schritt nach hinten. Ein Knistern schwang plötzlich im Raum wie Elektrizität. Es prickelte auf der Haut, legte sich wie eine Membran um ihren Körper.
Als er langsam auf sie zukam, wich sie weiter zurück, bis sie ans Sideboard stieß. Er zog die Schlinge, in der sein rechter Arm ruhte, über den Kopf. Reese wollte protestieren, aber ihr Hals war viel zu trocken, als dass sie es schaffte, einen Ton hinauszubringen. Mit beiden Händen umfasste er ihre Hüften und zog sie an sich, hob sie hoch, bis ihre Füße keinen Bodenkontakt mehr hatten. Ihr Körper spannte sich erwartungsvoll an. Gleich würden seine Lippen sie berühren, sein brennender Blick mit ihrem verschmelzen. Sie fühlte sich verschlungen von der Lust, die in seinen Gesichtszügen tobte. Reese legte die Arme um seinen Hals. Wenn es jemals einen Gedanken gegeben hatte, sich besser von ihm fernzuhalten – in der Sekunde, als sich seine Lippen auf ihre Haut legten, wusste sie, dass sie rettungslos verloren war. Sie bog den Kopf zur Seite, gab ihren Hals zum Liebkosen frei und erschauderte. Sein Mund hinterließ eine heiße Spur hinab bis zu ihrem Schlüsselbein. Ihre Finger krallten sich wie von allein in sein Haar.
„Ich will dich“, raunte er an ihrem Ohr.
Ben atmet auf, als er auf die Straße tritt. Heute hat er dem Psychiater sein Zeugnis gezeigt. Nur ein einziges C – in Sport, alles andere A.
„Sehr gut“
, hat Dr. Moran gesagt.
„Du wirst einmal studieren und einen tollen Job machen. Deine Familie wird stolz auf dich sein.“
Ben schnauft. Was denkt der schon. Welche Familie? Grandpa ist wenige Wochen nach Dad – er spuckt das Wort in Gedanken beinahe aus – gestorben. Granny vor knapp einem Jahr, gleich nach seinem fünfzehnten Geburtstag. Seit Kurzem hat auch die Fürsorge aufgehört, sich um ihn zu kümmern, dabei war Mrs. Alvarado ihm in den vergangenen vier Jahren mehr Stütze als seine … „Familie“. Das Wort spricht er leise aus, horcht dem Klang nach. Warum ist er nicht fähig, mehr Verachtung in seine Aussprache zu legen? Es klingt längst nicht hart genug.
Sally wird bald von zu Hause ausziehen, sobald sie volljährig ist. Tami haben sie damals bei
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