Verhängnisvolle Sehnsucht (German Edition)
schwerer Fall von Trunkenheit am Steuer, danach ist er nie wieder aufgefallen.«
Alyssa legte eine Hand auf Kyles Oberschenkel. »Jetzt weiß ich auch, warum er mir vertraut vorkam, er hat eine gewisse äußerliche Ähnlichkeit mit dir.«
Kyle schnitt eine Grimasse. »Danke.«
»Das meinte ich positiv, ich bin sicher, unter anderen Umständen sieht er sehr gut aus.« Alyssa strich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. »Aber ich verstehe immer noch nicht, was das alles miteinander zu tun hat. Warum sollte sich Kyles Cousin als Tourist ausgeben und gerade in einem Dessous-Laden jemanden nach dem Weg fragen? Die meisten Männer würden doch eher einen Bogen darum machen.«
»Das ist die große Frage. Aber so, wie es aussieht, ist Sean im Moment mein Hauptverdächtiger, er hat seine Identität geheim gehalten, er war zum Tatzeitpunkt vor Ort, und er hat sich verdächtig benommen.«
Kyle fuhr mit den Händen durch seine Haare. »Aber welchen Grund könnte er haben, Carries Laden zu zerstören? Ich glaube nicht, dass er etwas gegen erotische Unterwäsche hat, und ich wüsste auch nicht, was er gegen Carrie haben könnte, zumal er sie ja auch gar nicht kennt.«
Sams Blick ging zu Alyssa, und ihre Nackenhaare richteten sich auf. »Ich kenne ihn auch nicht. Was für einen Grund könnte er haben, mir etwas anzutun?«
»Genau das müssen wir herausfinden. Wobei ich denke, es könnte eher etwas mit Kyle zu tun haben.« Sam sah ihn ernst an. »Du hast in all den Jahren nichts mehr von Sean gehört?«
Stumm schüttelte er den Kopf. »Kein Wort. Onkel Harold hat meinem Vater bis zu seinem Tod hin und wieder eine Nachricht geschickt oder ihn angerufen. Danach ist der Kontakt völlig abgebrochen.« Kyle stand auf und ging zum Fenster. »Ich habe mich aber mit Sean immer gut verstanden, ich wüsste nicht, warum er etwas gegen mich haben sollte. Und vor allem, warum er dann Carries Laden in die Luft sprengen oder Alyssa verletzen sollte.«
Sam hob eine Augenbraue. »Wirklich nicht? Jeder mit Augen im Kopf konnte sehen, dass du dir etwas aus Alyssa machst.«
Röte stieg in Kyles Wangen. »Das kann gar nicht sein. Unter den Trümmern haben wir das erste Mal mehr als ein Wort miteinander geredet.«
»Das mag sein, aber wer dich gut kennt, konnte dir deine Gefühle ansehen, glaub es mir. Wenn du überhaupt in die Stadt gekommen bist, hast du dich in der Nähe der Bibliothek aufgehalten oder beim Diner, wo Alyssa manchmal essen geht.«
Kyle drehte sich abrupt um und starrte aus dem Fenster. »Selbst wenn es so wäre, gibt es keinen Grund für Sean, Alyssa etwas anzutun.«
Nachdenklich blickte Sam ihn an. »Aber vielleicht will er dir wehtun. Ich würde dir jedenfalls raten, sehr vorsichtig zu sein.«
Sams warnende Worte klangen noch immer in Kyles Ohren, als er einige Tage später die Bibliothek betrat. Er hatte sich extra von Alyssa ferngehalten, doch jetzt hielt er es nicht mehr aus, er musste selbst sehen, dass es ihr gut ging. Zwar hatte er versucht, ihr zu erklären, warum er sie im Moment nicht treffen konnte, aber er glaubte nicht, dass sie es verstanden hatte. Vermutlich dachte sie, er habe nur das eine von ihr haben wollen und sie abgeschoben, als er es bekommen hatte. Nichts konnte der Wahrheit ferner sein. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er jede einzelne Sekunde mit ihr zusammen verbracht. Aber nicht, wenn er sie damit in Gefahr brachte. Zwar konnte er sich immer noch nicht vorstellen, dass es wirklich Sean gewesen war, und er wusste nicht, was sein Cousin gegen ihn haben könnte, aber wenn es um Alyssas Leben ging, war er lieber übervorsichtig.
Deshalb hatte er auch beschlossen, sie heute in der Bibliothek aufzusuchen und nicht zu Hause. Hier waren genug Leute in der Nähe, sodass sie relativ sicher sein konnten. Außerdem hatte Sam sowohl ihm als auch Alyssa einen Notrufsender gegeben, über den sie jederzeit Hilfe herbeirufen konnten. Kyle hatte versucht, Alyssa dazu zu bewegen, für einige Zeit zu Hause zu bleiben, aber davon wollte sie nichts wissen. Ihrer Meinung nach würde die Bibliothek zugrunde gehen, wenn sie nicht jeden Tag dort war. In der Beziehung war sie äußerst dickköpfig und ließ nicht mit sich reden.
Trotz seiner Anspannung lächelte Kyle, als er sich in der Bibliothek umsah. Bevor Alyssa hierhergekommen war, hatte es sich mehr um eine wüste Ansammlung von Büchern gehandelt. Jetzt stand alles an seinem Platz, war katalogisiert, signiert und allen zugänglich. Die Holzböden glänzten
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