Verhängnisvolle Sehnsucht (German Edition)
gebissen hatte. Etwas stieß gegen das Dach und beulte es nach innen ein. Wenige Zentimeter weiter links, und es hätte ihren Kopf getroffen.
Oh Gott, sie würde sterben!
Diese Abhänge waren lang und steil, die Wahrscheinlichkeit, das hier zu überleben, war extrem gering. Hatte sie wirklich gedacht, dass es nicht noch schlimmer kommen konnte?
Während sie weiter herumgewirbelt wurde, dachte sie an Sam. Würde er es bedauern, wenn sie starb? Oder würde er einfach zum nächsten Fall, zur nächsten Frau übergehen, als hätte ihre kurze Episode überhaupt keine Bedeutung? Nein, selbst wenn er sich nicht so viel aus ihr machte, wie sie gerne hätte, würde er trotzdem dafür sorgen, dass sie geborgen wurde, und sicher um sie trauern. Oder? Bevor sie weiter darüber nachgrübeln konnte, wurde ihr Wagen ein weiteres Mal herumgeschleudert und rutschte auf dem Dach weiter den Abhang hinunter.
Mit einem unheilvollen Knirschen stoppte die Vorwärtsbewegung schließlich vollständig. Hilflos hing sie im Gurt und versuchte, sich irgendwie festzuhalten, doch die Kräfte waren zu stark. Ihr Kopf schlug erneut gegen die Scheibe, und die Welt versank um sie herum.
5
Zum sicher tausendsten Mal blickte Sam auf die Uhr. Wie lange brauchte Carrie noch, um nach Hause zu kommen? Oder war sie vielleicht doch umgekehrt oder gleich zu Alyssa und Kyle gefahren? Aber dann hätte doch sicher jemand daran gedacht, ihn zu informieren. Sam verzog das Gesicht. Vielleicht aber auch nicht. Schließlich hielt er es nicht mehr aus und wählte Carries Nummer. Anstelle eines Klingeltons erklang wieder gleich die Ansage der Mailbox. Frustriert und mehr als nur ein wenig besorgt beendete Sam die Verbindung. Entweder wollte Carrie nicht mit ihm sprechen und hatte deshalb das Handy ausgeschaltet, oder sie war in einer Gegend ohne Empfang. Das kam hier öfter vor, selbst im Ort brach manchmal die Verbindung ab. Schon wenige Meilen außerhalb zeigte das Handy oft nicht mal ein einziges Empfangssignal. Trotzdem machte er sich Sorgen; besonders bei der derzeitigen Wetterlage war es nicht ungefährlich, in der Dunkelheit durch die Hügel zu fahren, die den Ort umgaben.
Als er es nicht mehr aushielt, wählte Sam Kyles Nummer. Hoffentlich war Carrie dort oder hatte sich zumindest gemeldet! Zwar würde es ihn treffen, wenn sie ihm weiterhin aus dem Weg ging, aber wenigstens würde er dann wissen, dass es ihr gut ging.
»Ja?«
»Kyle, hier ist Sam. Hat sich Carrie noch mal bei euch gemeldet?«
Einen Moment lang herrschte Stille. »Nein, wir dachten, sie wäre bereits angekommen und ihr hättet anderes zu tun, als anzurufen.«
Sam schnitt eine Grimasse. Er hätte es durchaus begrüßt, wenn das passiert wäre. Doch dazu hätte Carrie erst einmal ankommen müssen. »Ich habe bisher nichts von ihr gehört.« Er ging zum Fenster und blickte auf die Einfahrt. Es stand nur sein eigener Wagen dort. »Ich dachte, sie hätte vielleicht mein Auto gesehen und wäre gleich zu euch weitergefahren. Auf ihrem Handy meldet sich nur die Mailbox.«
»Mist!« Sam konnte hören, wie Kyle leise mit Alyssa redete, dann wurde seine Stimme wieder lauter. »Als Carrie vorhin angerufen hat, war sie gerade bei der Absperrung angekommen und wollte umdrehen. Selbst wenn sie wegen des Wetters extrem vorsichtig gefahren ist, müsste sie inzwischen längst da sein. Oder hast du etwas gehört, dass sich die Verhältnisse noch weiter verschlechtert haben?«
»Nein. Und wenn noch mehr abgesperrt werden müsste, hätte mich jemand informiert.« Sam fuhr mit der Hand durch seine Haare. »Ich werde mich erkundigen und dann selbst hinfahren. Es ist nur noch eine Straße offen; wenn sie dort ist, werde ich sie finden.«
Kyle gab einen zustimmenden Laut von sich. »Soll ich mitkommen?«
Sam überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. »Nein, danke. Es gibt keinen Grund, warum wir uns beide dem elenden Wetter aussetzen sollten. Wenn ich etwas erfahre, sage ich dir Bescheid.«
»Okay. Finde Carrie, sie ist ein Stadtkind und kennt sich mit solchen Gegebenheiten nicht aus.«
Sam biss die Zähne zusammen, als er sich vorstellte, dass Carrie dort draußen alleine war. »Das werde ich.« Er beendete die Verbindung und rief beim Sheriffsbüro an. Der dortige Wachhabende bestätigte, dass keine weiteren Meldungen über Straßensperrungen oder unpassierbare Wege hereingekommen waren. Aber das bedeutete nur, dass bisher niemand davon wusste, nicht, dass es sie nicht gab.
Entschlossen schnappte
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