Verhängnisvolle Sehnsucht (German Edition)
Regen unter den hohen Bäumen etwas geringer wurde und sie besser vorankam. An der rechten Straßenseite ging die Böschung steil hoch, während auf der Fahrerseite die in graue Schatten getauchte Landschaft einem Abhang Platz machte. Bei gutem Wetter war das ein toller Ausblick, jetzt jedoch wirkte es beunruhigend.
Ihre Finger schlossen sich fester um das Lenkrad, während sie den Blick nicht mehr von der Straße nahm. Das dunkle Band schlängelte sich durch die Landschaft und war bereits nach wenigen Metern nicht mehr mit den schwachen Scheinwerfern zu erkennen. Carrie schaltete das Fernlicht an, doch das half auch nur bedingt. Die Umgebung erschien ihr dadurch noch dunkler, sie konnte nur noch den durch die Nässe spiegelnden Asphalt erkennen. Sie kniff ihre Augen zusammen, doch auch das half nicht. Inzwischen war sie fast im Schritttempo unterwegs, aber das war okay, solange sie heil ankam.
Ein gleißender Blitz spaltete den Himmel, dicht gefolgt von einem lauten Knall. Aus Reflex schloss Carrie die Augen, doch es war zu spät. Helle Punkte behinderten ihre Sicht, und sie trat automatisch auf die Bremse. Erleichtert atmete sie auf, als der Wagen langsam ausrollte und dann auf der Straße stehen blieb. Mit den Fingern rieb sie über ihre Augen. Der Ärger regte sich wieder in ihr. Es schien wirklich so, als hätte sich alles gegen sie verschworen. Vielleicht würde ihr ja als Nächstes der Himmel auf den Kopf fallen …
Ein Grollen ertönte plötzlich und wurde immer lauter. Ängstlich blickte Carrie sich um. Was war das? Carrie zuckte zusammen, als es laut krachte. Bildete sie sich das ein, oder neigte sich einer der Bäume immer weiter in ihre Richtung? Unbewusst trat sie auf das Gaspedal, und der Wagen schoss vorwärts. In diesem Moment ertönte ein ohrenbetäubendes Geräusch, und wie in Zeitlupe stürzte der Baum um. Direkt vor ihr prallte er auf die Fahrbahn. Carrie machte eine Vollbremsung und schaffte es gerade noch, zu halten, bevor ihre Stoßstange mit dem Stamm Bekanntschaft machte. Ihr Herz raste, ihr Atem klang laut in der plötzlichen Stille. Verdammt, das war knapp gewesen!
Mit brennenden Augen starrte sie auf den riesigen Baumstamm. Auf keinen Fall würde sie an ihm vorbeifahren können. Und da die Straße hinter ihr gesperrt war, gab es keine Möglichkeit, von hier zu entkommen. Carries Hand zitterte, als sie nach ihrem Handy griff. Für einen winzigen Moment dachte sie darüber nach, sich bei Sam zu melden. Was würde sie darum geben, jetzt seine Stimme zu hören! Doch sie entschied sich, Alyssa anzurufen. Vielleicht hatte Kyle eine Idee, wie sie aus dieser Situation herauskommen könnte. Die Nacht hier verbringen zu müssen stellte sie sich alles andere als gemütlich vor. Und vor allem war es viel zu gefährlich. Wer wusste schon, ob nicht noch mehr Bäume umstürzen würden?
Gerade als sie in ihrem Handy Alyssas Nummer aufgerufen hatte, hörte sie wieder ein lautes Grollen und Krachen. Ihr Kopf ruckte herum, und im ersten Moment verstand sie nicht, was sie da sah. Der dunkle Hang über ihr schien sich zu bewegen. Was zum Teufel …?
Ein Erdrutsch!
Carrie griff nach der Automatikschaltung, um den Rückwärtsgang einzulegen, doch es war zu spät. Ihr Wagen wurde von durchnässten Erdmassen erfasst. Ein lautes Knirschen ertönte, und Carrie erwartete schon fast, dass sie im Auto zerquetscht würde. Doch dann bewegte sich der Hang weiter und schob den Wagen mit sich zum Straßenrand. Aus dem Fenster konnte sie sehen, wie der Abhang bedrohlich näher kam. Sie musste hier raus!
Ihre Hand tastete nach dem Türgriff, doch bevor sie ihn fand, schleuderte ein brutaler Stoß sie gegen die Tür. Fast wie in Zeitlupe kippte der Wagen über die Kante in den Abgrund. Carries entsetzter Schrei echote durch das Wageninnere, als das Auto inmitten der Geröllmassen den steilen Abhang hinunterrollte. Hilflos hing sie im Gurt, während sich alles um sie herum drehte. Schmerz durchzuckte ihren Körper, als ihre Gliedmaßen sich verdrehten und gegen das Innere des Wagens schlugen. Schlamm klebte an den Scheiben und verwehrte ihr den Blick nach draußen. Nur durch einen kleinen Spalt hinter dem Seitenspiegel konnte sie etwas sehen – allerdings fast nur Schwärze, bis auf sehr kurze Momente, in denen der hellere, graue Himmel zu sehen war.
Übelkeit kam in ihr auf, und ihr Kopf kippte nach vorne. Schmerzhaft schlug ihre Schläfe gegen das Seitenfenster, Blut lief in ihren Rachen, weil sie sich auf die Zunge
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