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Verhängnisvolle Sehnsucht (German Edition)

Verhängnisvolle Sehnsucht (German Edition)

Titel: Verhängnisvolle Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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sich Sam seinen Autoschlüssel und verließ das Haus. Diesmal bemerkte er den Regen kaum, der auf seinen Kopf prasselte und ihn in kürzester Zeit durchnässte. Alles, woran er denken konnte, war Carrie. Sam sprang in den Wagen und gab Gas.
    Glücklicherweise waren die Straßen wie ausgestorben, und er konnte so schnell fahren, wie es die widrigen Wetterbedingungen erlaubten. Rasch ließ er die Stadt hinter sich und bog auf die Landstraße ein, die ihn zu Carries letztem bekanntem Standort führen würde. In zahlreichen Kurven wand sich die schmale Straße in die Hügel hinauf.
    Durch die tief hängenden Wolken und die Dunkelheit war kaum etwas zu erkennen. Sam schaltete den Suchscheinwerfer auf dem Dach ein, wodurch sich die Sicht aber nur minimal verbesserte. Er mochte sich nicht vorstellen, dass Carrie hier mit ihrem kleinen Auto hätte entlangfahren müssen. Konnte es sein, dass sie wirklich wieder umgedreht war? Aber dann hätte sie sich doch sicher bei Alyssa gemeldet. Er wusste, dass Carrie normalerweise sehr verantwortungsbewusst war. Selbst wenn ihr Handy vielleicht nicht aufgeladen war oder keinen Empfang hatte, hätte sie einen Weg gefunden, ihre Freundin zu informieren, damit sie sich keine Sorgen machte.
    Also war sie entweder noch unterwegs, oder sie befand sich in einer Notlage und brauchte dringend Hilfe. Je weiter er fuhr, desto mehr breitete sich das schlechte Gefühl in Sam aus. Carrie hätte ihm schon längst entgegenkommen müssen.
    Sam griff nach seinem Handy, erkannte aber nach einem Blick auf das Display, dass er keine Verbindung hatte. Verdammt! Er warf es auf den Beifahrersitz und nahm das Sprechteil vom Funkgerät in die Hand.
    »Hier ist Sheriff Mayweather. Ich bin gerade auf halbem Weg zur Sperrung. Wissen Sie etwas Neues über die Straßenverhältnisse auf der anderen Seite?«
    Der Wachhabende meldete sich sofort. »Nein. Offenbar gibt es dort freien Zugang bis zur Sperrung.«
    Wenn Carrie zurückgefahren war, müsste sie also schon aus den Hügeln heraus sein. »Überprüfen Sie, ob Carrie Bishop dort zurückgekommen ist. Vielleicht hat sie sich ein Hotelzimmer genommen.«
    »In welchem Umkreis, Sheriff?«
    Sam starrte auf die nasse Straße. »Höchstens dreißig Meilen. Ich denke mal, dass sie sich im nächstliegenden Ort ein Zimmer nehmen würde.«
    »Okay, ich mache mich sofort dran.«
    »Danke, und setzen Sie sich auch mit Kyle Barnes in Verbindung. Mein Handy hat keinen Empfang mehr. Wenn sich Carrie bei jemandem meldet, dann bei ihm.«
    »Wird gemacht.«
    Sam hängte das Funkgerät zurück und konzentrierte sich wieder auf das Fahren. Immer wieder glitt sein Blick aus dem Seitenfenster den steilen Abhang hinunter. Wenn Carrie die Kontrolle verloren hatte und in einer Kurve abgestürzt war, würde er sie in der Dunkelheit nie finden. Die Ungewissheit quälte ihn, und die Vorstellung, eventuell bis zum Morgen warten zu müssen, und nicht zu wissen, wo sie sich befand und was mit ihr passiert war, schnürte ihm die Kehle zu. Auf keinen Fall konnte er Suchmannschaften bei diesem Wetter hinausschicken, wenn nicht mal feststand, ob Carrie überhaupt hier gewesen war. Dafür war das Gebiet viel zu groß und die Bodenverhältnisse zu gefährlich. Er konnte keine Menschenleben riskieren, nur weil er ein schlechtes Gefühl hatte. Egal, wie viel ihm Carrie auch bedeutete. Aber das hieß nicht, dass er selbst nicht so lange suchen würde, bis er sie gefunden hatte.
    Sollte sich dann herausstellen, dass sie irgendwo in Sicherheit war und sich aus Sturheit nicht gemeldet hatte, würde er ihr die Leviten lesen – und sie dann in die Arme nehmen und so lange festhalten, bis die Angst um sie aus seinem Körper vertrieben war. Und das konnte sehr, sehr lange dauern.
    Beinahe zu spät bemerkte er die unförmigen Brocken, die mitten auf der Fahrbahn lagen. Schlitternd kam der Wagen zum Stehen, nur wenige Zentimeter vor der Barriere. Vom Rücksitz griff Sam sich einen Regenmantel und seinen Hut und zog sie rasch an. Dann stieß er die Fahrertür auf und stieg aus. Wasser prasselte so laut auf seine Kapuze, die er über den Hut gezogen hatte, dass er kaum etwas anderes hörte. Mit dem Fuß stupste er einen der Brocken an. Durchgeweichte Erde fiel auseinander und wurde vom Regen davongespült. Im Licht der Scheinwerfer konnte er weitere Klumpen erkennen, weiter hinten sah er nur Dunkelheit. Sein Herz klopfte schneller, als er langsam vorwärtsging. Erde, Schlamm, kleinere Felsbrocken, Vegetation.

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