Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
Zähne und sah ihn herausfordernd an. Wenn er es wagte, ihn zu blenden, dann war es sein Kopf, der als nächster rollte.
In den Tiefen seines Mantels befand sich für den Notfall eine Box mit Plasma. Rys griff in die Innentasche, um sie hervorzuholen, die Lost Soul anzupfeifen und ihr das Ding mit einem geschickten Pass zuzuwerfen. Das würde ihre Nase schneller heilen lassen, ohne dass sie irgendwen bemühen musste.
Den anderen konnte er nicht helfen. Rys lächelte schmal mit weiterhin gebleckten Zähnen. Pflaster mit Häschenmotiv ließ er für gewöhnlich zuhause. Sie würden sich selbst verarzten oder in irgendeine Notaufnahme einliefern müssen, um die Biss-und Kratzwunden verbinden zu lassen und sich gegen Wundstarrkrampf impfen zu lassen. Er für seinen Teil würde sich nach so einer Attacke alles Mögliche verpassen und verschreiben lassen. An den toten Viechern konnte alles haften. Wer wusste schon, ob die Aryaner in ihren Kellern nicht immer noch Pestkulturen züchteten oder sonst was durch die Gegend schleppten. Schließlich wechselten sie nur einmal alle hundert Jahre ihre Kleider. Böse gesagt.
„Was seid ihr?“, fragte er mit dunkler Stimme in die ebenso fragenden, fremden Gesichter hinein. „Jäger?“
Waffen, Bowie-Messer und die elektronischen Sicherungsvorkehrungen, die zwar geknackt aber nicht unsichtbar für ein geübtes Auge waren, hatte er beim Betreten der Halle nicht übersehen. Bereits vor dem Aufschlagen hatte ihm Nathans GPS-Chip im Mobiltelefon alle Daten der Umgebung übermittelt.
„Ziemlich dumm von euch, in diese Stadt zu kommen und die Regeln der Höflichkeit zu vergessen. – Oder seid ihr etwa Abtrünnige, die sich einen Deut darum scheren, wer Freund oder Feind ist?“
In dem Fall würde es ihm nicht leid tun, sofort zuzugeben, dass sie sicher nicht zur Rettung dieser Bande sondern wegen Cat hier aufgetaucht waren.
Nathan und er wären sowieso zu spät gekommen. Die Party war schon vorbeigewesen, bevor sie auch nur in der Nähe des Grills gewesen waren. Noch ein energischer Tritt gegen einen verkohlten Kadaver, der an dem Glatzkopf mit der Lampe vorbei in eine dunkle Ecke flog, folgte.
Die Immaculates hatten mit einigen Jäger-Clans Verträge geschlossen. Abkommen, die ein gegenseitiges Abschlachten und erbitterte Belagerungen zugunsten von sterblichen Zivilisten eindämmen, besser noch ganz verhindern sollten.
In einer Stadt wie New York, in der es eben direkt eine Gilde von Kriegern gab, hatten sich die Jäger entweder ganz aus der Jagd nach Aryanern herauszuhalten oder sich zu erkennen zu geben, wenn sie auf Immaculates trafen. Beide Seiten verließen sich dabei auf die Ehrlichkeit des anderen, der schließlich die Situation auch für sich ausnutzen konnte, wenn es ihm beliebte.
In diesem Fall waren die Aryaner allerdings noch vor den Jägern und den Kriegern am Zug gewesen. Man konnte von Glück sagen, dass es keine ernsthaften Bisswunden oder andere Verletzungen gab. Die Menschen hätten sterben können. Ein Risiko, das sich zwar in Kauf nehmen aber nur schwer akzeptieren ließ, wenn man tatsächlich seinem Schöpfer gegenüberzutreten hatte.
„Nichts für ungut, aber das hier ist eine ziemliche Sauerei. –Wer hat das zu verantworten? Habt ihr die Aryaner freiwillig hierher gelockt oder ist man euch heimlich gefolgt?“
Rys nickte in Richtung des zerstörten Oberlichts und auf die Viecher am Boden, die aus den verschiedensten Ecken in das Gebäude geströmt waren. Außerdem roch es nach totem Fleisch. Menschenfleisch. Bis auf die Knochen zerfressen. Opfer, die offenbar den Wachdienst hatten übernehmen dürfen. Für Rys ein unverzeihlicher Fehler der Jäger, die sich nicht auf diesen Schutz und ihre Technik hatten verlassen dürfen. Nicht in einer Stadt wie dieser. Eigentlich etwas, das man wissen musste.
Mina fing den Beutel beinahe blind auf und verzog das Gesicht zu einem grimmigen Lächeln: „Immaculate! Ihre Gastfreundschaft ist wie immer herzerfrischend. Besten Dank.“
Mina wusste, wen sie vor sich hatte. Die Krieger in Amerika und Europa waren zeitgleich in den 1860ern berufen worden und damals waren sie und Manasses beinahe unzertrennlich gewesen. Das war kurz nach ihrer Rettung vor dem Flammentod gewesen.
Therons kleiner Bruder. Grimmig aber sie war so abgehärtet, dass nicht einmal der berühmt berüchtigte Anführer der amerikanischen Krieger sie nervös hätte machen können. Sie prostete ihm in einer spöttischen Geste mit dem Beutel zu.
Ihre Augen
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