Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
dass sie es auf ihre Kinder weitervererbt hatte. Sie konnte von Glück sagen, dass Valeriu nicht über das besondere Näschen verfügte, mit dem er sie mit Leichtigkeit entlarvt und auf der Stelle hingerichtet hätte. Aber wahrscheinlich wusste er längst, was er da unter seinem Dach beherbergte und glaubte der Geschichte der geraubten und vergewaltigten Ehefrau kein Stück. Wäre er nur ein wenig klüger und berechnender gewesen, dann hätte er das erste Kuckuckskind weiter für sich ausnutzen und alle anderen auf ihre Abstammung hin überprüfen können.
Wahre Horrorszenarien taten sich vor Nathans innerem Auge auf, als er zwei umwandelte wilde Kreaturen in Gestalt von Catalina und Vulcan auf imaginäre Immaculates zustürzen sah. Mit der Absicht, sie zu töten, da sie so dumm gewesen waren zu glauben, die beiden gehörten nicht zum Feind. Es war ihr Glück, dass die Jäger sich in manchen Ansichten immer noch gegen Fortschritt und Entwicklung sträubten. Zumindest die rumänische Seite. Was mit Bogdana in absehbarer Zukunft passierte, war ihm daher vollkommen gleichgültig. Sie hatte noch ganz andere Dinge als den Tod verdient.
„Schaut ihn euch an. Ist er nicht süß?“ Damon verschränkte grinsend die Arme vor der Brust, achtete aber sorgfältig darauf, Cat jederzeit von der anderen Seite her zu stützen, sollte sie mehr als nur die Hilfe ihres Freundes brauchen.
„Leider zeigt sich da auf der Wange schon ein kleiner Anflug von Bart. Das mit dem Baby-Vampir ist also schon nicht mehr aktuell. Vom Hunger mal abgesehen. Bevor er uns die Haare vom Kopf frisst, geh ich lieber mal ein bisschen Plasma besorgen. Ich bin gleich wieder da. – Nathan?“
Damon nickte seinem Waffenbruder über Cats Schulter hinweg zu und dieser dirigierte seine Soulmate dann auf die Matratze, wo er sie nicht mehr halten musste. Er musste ebenfalls etwas trinken und da war es besser, wenn er Damon gleich begleitete.
Cat starrte mit glasigem Blick auf das Krankenbett, in dem Vulcan lag. Das letzte Mal, dass sie sich so schwach und ausgelaugt gefühlt hatte, war kurz nach ihrer eigenen Umwandlung gewesen. Sie konnte keine Einzelheiten erkennen, aber Nico sprach mit sanfter Stimme auf ihren Bruder ein, so dass sie sicher war, dass er am Leben war. Sie stützte sich schwer auf Nathan neben sich, von dessen Auftauchen sie nichts mitbekommen hatte. Sie schmeckte sein Blut noch auf ihren Lippen.
Vulcan hatte von ihr getrunken!
Es war vollkommen anders gewesen, als sie Nicos Vater umgewandelt hatte, der weit weniger von ihrem Blut benötigt hatte. Das war geradezu ein Kinderspiel gewesen im Vergleich zu dem heutigen Erlebnis. Sie setzte sich mit immer noch sehr schwachen Knien auf die Matratze und sah mit angehaltenem Atem zu, wie Vulcan ihr das Gesicht zuwandte. Es war vollkommen blutverschmiert, doch das störte sie nicht. Er lebte!
Nico machte sich daran, sein Gesicht mit vorsichtig tupfenden Bewegungen von der sich gerade eintrocknenden Schicht Blutes zu befreien, während Vulcan seine Hand nach seiner Schwester ausstreckte, was Nico mit Argusaugen beobachtete. Damon hatte nicht ganz Unrecht. Vulcans gieriger Hunger würde ihnen gefährlich werden können, obwohl er schon Catalinas Blut, Nicos Blut und dann noch einmal das Blut seiner Schwester genommen hatte. Wenigstens würde ihn das Schmerzmittel langsamer und weniger unberechenbar machen.
Cat würde in ihrem Zustand zulassen, dass er zu viel nahm, das musste man unbedingt verhindern, deshalb wich Nico nicht von ihrer Seite. Sie hatte schon die Stunden voller Bangen an ihrer Seite ausgeharrt und würde sich nun mit ihr an dem Wunder erfreuen, mit dessen Eintreten bestimmt niemand gerechnet hatte. Am allerwenigsten sie selbst.
„Catalina…“, begann Vulcan und sprach dann einige Sätze in seiner Muttersprache, die ihr die Tränen in die Augen trieben. So etwas hatte noch nie jemand zu ihr gesagt. Jedenfalls nicht auf Rumänisch.
„Oh, Vulcan…“ Ihre Stimme wollte ihr nicht richtig gehorchen und sie blinzelte heftig, um die Sicht zu verbessern, da ihre langen Wimpern von Tränen schwer sich nach unten bogen und das Sehfeld einschränkten. Sie wurde beinahe von dem rotgoldenen Glanz geblendet, da die kleinen Tröpfchen das einfallende Sonnenlicht brachen.
Cat stutzte und blinzelte noch einmal, dieses Mal in Richtung Fenster, dann zurück zu ihrem Bruder, wo Nico gerade den letzten Fleck auf seiner linken Wange entfernte.
„ Zeu meu! *“, entfuhr es ihr und ihre Augen
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