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Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)

Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)

Titel: Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Oberkörper aus, als hätte ein Rudel Wölfe versucht, ihn zu reißen. Ja, so ungefähr hatte es wahrscheinlich ausgesehen, als sie sich auf ihn gestürzt hatten, um sich ihren Anteil von ihm zu holen. Er war schließlich ein gutes Stück Fleisch. Man erkannte tiefe Bisswunden und Kratzspuren von Fingern, die sich in sein Fleisch gegraben hatten. Natürlich hatte sich inzwischen Narbengewebe gebildet, das sich unschön von seiner gebräunten Haut abhob.

    Rys Bedauern und Anteilnahme hielt sich in Grenzen. So wie Brock sich anstellte, würde er niemals mit einem Blumenkranz um den Hals und güldenen Anstecknadeln für diesen Einsatz zufrieden geben. Sie waren hier auch nicht bei der Preisverleihung zum besten Zivilistenkrieger des Jahres. Es galt einzig das Überleben. Der Cop hatte überlebt und hinterher wahrscheinlich noch eine ganze Weile daran zu beißen gehabt.
Tja, das Leben kann schön sein, muss es aber nicht.
Rys blieb wachsam, als die schon wesentlich mitleidigere Romy, noch immer nicht ganz Herrin über ihre Sinne aber gegen den wachsenden Blutdurst ankämpfend, erneut auf Brock zuging. Noch immer klebte das Blut des Cops an ihrem Gesicht und es kostete Rys einiges an Überwindung diese Tatsache als Verwirrung und nicht als Anmache hinzunehmen. An ihr wollte er nur noch das Blut ihrer Feinde, das eigene oder seines kleben sehen. Wäre bereits aufgehender Vollmond gewesen, dann hätte Brock die Begegnung heute Abend nicht überlebt. Es war besser, ein wenig auf Abstand zu gehen. Ein wütendes Grollen und die zum Schlag erhobene Faust hätten Brock fast ins Land der Träume befördern können, als er Romy aus Unwissenheit mit den Schweinehunden über einen Kamm scherte.

    „Das… Das war früher noch nicht da… Brock… Was ist das…?“, fragte Romy immer noch von dem Anblick gefesselt, den Brocks verstümmelter Oberkörper ihr bot.
Sie stand nur auf Armeslänge von Brock weg und hob die rechte Hand, um das Kruzifix aufzunehmen, das sie ihm geschenkt hatte. Sie starrte es eine Weile lang so an, als könnte sie nicht fassen, dass er es immer noch trug.
    Sein Herz schien ihm in die blutende Kehle hüpfen zu wollen, als sie den beinah verzweifelten Blick zu ihm anhob. Er konnte sich nicht rühren. Sie so nah bei sich zu spüren, war unter diesen Umständen mehr als unerträglich und doch wünschte er sich, sie würde noch näher kommen. Ihm waren Fangzähne und glühende Augen völlig egal. Die Person, die hier vor ihm stand, war immer noch Romy. Wahrscheinlich nicht mehr sein, aber… Brock zwang sich, nicht nach seinem Konkurrenten zu schielen, der in der Nähe lauerte, als wollte er ihn gleich weiter tranchieren, falls er sich daneben benahm.
    „Das weißt du doch, ich sollte es immer bei mir tragen… Muss die reine Sentimentalität meinerseits gewesen sein… Du trägst deins ja auch noch.“, antwortete er absichtlich falsch auf ihre Frage, die nicht auf den Anhänger abgezielt hatte.
    „Oh… Brock… Ich wusste damals nicht, warum ich unbedingt wollte, dass du es trägst… Nun kenne ich den Grund… Du etwa auch?“, hakte sie nach, nachdem sie kurz zusammen gezuckt war.
Sie tickte immer noch so wie früher. Sie selbst war absolut verschlossen und in sich gekehrt, allerdings konnte sie es nicht ertragen, wenn andere – in ihren Augen Schwächere – litten. Man konnte sich in ihrer Fürsorge eingehüllt fühlen. Das hatte ihm am meisten an ihr imponiert. Sie war tough und wenn es rau wurde noch tougher, aber ihr Herz war butterweich, ohne dass sie dabei ihre Stärke einbüßte.
Wusste der Arsch das überhaupt zu schätzen? Hatte er überhaupt Gefühle? Oder ging es nur um Blut?
Brocks Miene wurde abweisend, weil in seinem Kopf sich Gedankenmodelle entspannen, um zu erklären, wie aus Romy ein… Geschöpf der Nacht geworden war. Er wusste im Moment nicht, wie er es hätte anders ausdrücken sollen.
    In dem Moment senkten sich ihre Fingerspitzen auf einer der unschönen Narben und ihm war, als würde man ihm ein Messer hinein rammen und es langsam und genüsslich in der Wunde drehen. Er konnte genau sehen, wie ihre Augen groß wurden, bis die Pupille beinahe die gesamte Iris vereinnahmte. Diesmal konnte er genau beobachten, wie das rötliche Glühen seinen Anfang nahm. Es blieb auf dem Bogen um die Iris beschränkt, diese dunkelgrüne Umrandung, die ihn früher schon so fasziniert hatte, weil es ihren Augen zuweilen einen besonders geheimnisvollen Ausdruck verliehen hatte. Das Glühen verlosch

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