Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
beinahe sofort wieder, als wären Flammen in einem Kamin nur kurz aufgelodert und ohne genügend Nahrung wieder in sich zusammen gefallen.
„ Voodoo … Hm?“
Brock ahnte ungefähr, wie ihre Fähigkeit funktionierte. Jeder andere hätte es bestimmt als Spinnerei abgetan aber nicht Brock Wolfe. Er selbst verfügte über dieses kleine Extra, das er nur den sechsten Sinn nennen konnte, also warum sollte Romy nicht auch Dinge sehen, die anderen unzugänglich waren? Sie war eben etwas ganz Besonderes.
Romy lächelte. Warm und liebevoll, aber leider eher so, als wäre er ein Schuljunge, der eine besonders knifflige Aufgabe gelöst hatte. Sie ließ das Kreuz auf seine Brust zurückfallen und legte ihre Hand auf seine inzwischen bartschattige Wange, weil die letzte Rasur schon eine Weile lang her war.
„Wie hast du das nur fertig gebracht, Brock? Du allein gegen Vier? Und schwer verletzt? Wer… bist… du?“
Romys Gehirn schaltete sich langsam wieder ein, nahm den erdigen Duft des Tabaks wahr, der eindeutig von Brock ausging und nichts mit Zigaretten zu tun hatte. Der Duft nach Muskat holte sie endgültig auf die Erde zurück. Brock war in jedem Fall jemand, den sie beschützen musste und nun war er ihretwegen verletzt worden.
Brock ahnte nicht im Geringsten die Gefahr, in der er sich immer noch befand oder ahnte sehr wohl und ließ es durch seine kleinen Sticheleien darauf ankommen, gekillt zu werden. Offenbar gab es nicht mehr viel in seinem Leben, was er verlieren könnte. Abgesehen von dem Fall, an dem er gerade arbeitete natürlich. Romy wiederzusehen, war schließlich nicht von dem erhofften Erfolg gekrönt worden.
Die beiden tauschten weitere, für Rys nicht ganz durchsichtige Erinnerungen aus. Der Krieger hätte dem Bullen gern die Zunge rausgerissen. Er versetzte Romy so viele kleine Hiebe, dass es kein Wunder war, wenn sie sich am Ende auch noch Schuld für den widerfahrenen Angriff der Ghouls gab.
Immerhin machte Brocks ätzende Art Rys bewusst, seine eigene Zunge in Zukunft ein bisschen mehr im Zaum zu halten und besser darauf zu achten, Romy nicht zu verletzen.
Ja, wer bist du? – Und was verbindet dich mit Romy?
Eine Frage, die in Rys brannte wie ein Feuerwerk kurz vor der Explosion. Er machte sich so seine eigenen Gedanken, was Brocks Geruch, die heftige Reaktion auf Romy und die Lust auf ihr Blut anging, die stark darauf hinwiesen, Brock könnte durchaus eine männliche Breed sein, was aber wiederum nicht mit seinem fortgeschrittenen Alter kompatibel war. Dreißig Lebensjahre waren die absolute Obergrenze für Breeds der zweiten Generation.
Der Krieger runzelte die Stirn und begann zu überlegen, ob Brock durchaus der ersten angehören könnte, aber dann hätte er das doch gleich spüren müssen.
Romy seufzte schwer und wandte den Kopf.
„Rys, würdest du mir bitte helfen, Brock nach oben in meine Wohnung zu schaffen? Wir müssen ihn versorgen… Er hat ziemlich viel… Blut verloren.“ Und das ausgerechnet zu einer Zeit, wenn sie von dem Gedanken an den roten Lebenssaft beherrscht wurde.
Brock zuckte mit dem Kopf zurück und löste sich damit von ihrer nun unwillkommenen Berührung. Mitleid brauchte er bestimmt keins. Außerdem wusste sie doch, mit wem sie es zu tun hatte. Er hatte hier nicht die Überraschungsbeißer ausgepackt. Er schnellte von seiner Sitzgelegenheit hoch, so dass er Romy nun wieder locker überragte. Aber nicht lange. Seine Knie wollten nicht so wie er. Sehr zu seinem Leidwesen packte Romys Macker beherzt zu und dirigierte ihn ihren Anweisungen folgend nach oben. Irgendein Nico sollte kommen, um sich um ihn zu kümmern und Brock stöhnte, als er den Mund nicht aufbekam, um zu protestieren, dass hier niemand seine schwulen Tatscher auf ihn legen würde.
Er endete auf einem Bett, das unter seinem Gewicht wahrscheinlich zusammen brechen würde.
Romy hatte ihn nicht in ihr Zimmer bringen lassen, weil sie nicht wollte, dass Rys oder er sich deswegen ein falschen Bild machten, also musste Bekkys Zimmer herhalten. Nico würde hoffentlich nicht lange auf sich warten lassen. Das viele Blut machte sie langsam wieder hungrig, doch sie würde sich unter allen Umständen zurückhalten.
„Keine Sorge, beim nächsten Mal habe ich Handschuhe dabei.“, bemerkte Rys bissig, für den Fall, das Brock erneut Bemerkungen über seine Dreckspfoten machen sollte, die ihm ganz und gar nicht gefielen. Ein echter Mann wie er hatte eben seine Schwierigkeiten damit, sich wie ein Opa helfen lassen
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