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Verhängnisvolles Gold

Verhängnisvolles Gold

Titel: Verhängnisvolles Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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Autos. Ich klammere mich an Astley, während er eine Lichtung unweit der Highschool ansteuert. Beim Näherkommen erkenne ich unterschiedlich große weiße, schwarze und graue Grabsteine – ein Friedhof. Die Elfen haben sich zwischen den Grabsteinen versammelt, einige stehen sogar auf ihnen. Jeder scheint irgendein Licht zu halten. Ein schwindelerregendes Aufgebot von Schatten und Gestalten bewegt sich vor dem weißen Schnee. Angst drängt meine Kehle herauf. Als wir langsam an Höhe verlieren, drehen sich alle von uns weg, als wollten sie unsere Gegenwart nicht wahrhaben.
    »Sie kennen meine Probleme beim Landen«, erklärt Astley und räuspert sich. Irgendwie riecht er, als wäre es ihm peinlich.
    Ich erinnere mich an seine schwierigen Landungen, aber trotzdem ist es eigenartig, jetzt diesen allgemeinen Respekt ihm gegenüber zu sehen, der ihm die Demütigung erspart. Meine Freunde würden mich permanent damit aufziehen und mir beim Fallen absichtlich zuschauen, damit sie was zu lachen haben. »Sie drehen sich aus Respekt vor dir um?«
    »Sie sind freundlich. Halt dich fest.« Er landet mit den Füßen zuerst hart im Schnee und fällt dann nach hinten. Ich liege halb auf ihm und halb neben ihm. Seine Miene ist so frustriert und verlegen, dass ich unwillkürlich lachen muss. Ich strecke ihm die Hand hin und helfe ihm auf. Nachdem er losgelassen hat, klopfe ich den Schnee von meinen Schlafanzughosen und meinem Sweatshirt. Er macht dasselbe. Oh, Mann … ich präsentiere mich in einem Häschen-Pyjama meinem Elfenvolk. Das geht eigentlich gar nicht. Angesichts des ganzen Aberwitzes entfährt mir ein leises Lachen.
    Die Elfen kreisen uns ein. Fast alle tragen ganz normale Klamotten – allerdings ohne Häschen – wie Jeans oder Cordhosen, ein paar haben auch diese groben braunen Arbeitshosen mit den vielen Taschen an. Dazu tragen sie Leder- oder Daunenjacken. Eine Frau ist in einen langen, pupurfarbenen Königsmantel gehüllt. Ein paar Kleider gibt es und einen Kilt, was alles wahnsinnig unpassend erscheint. Mit ihrem Zauber haben sie sich alle möglichen Hautfarben zugelegt und gehören verschiedenen Altersstufen an, allerdings sind alle mindestens so alt, dass sie zur Highschool gehen könnten. Viele haben Taschenlampen und richten die Lichtkegel vor sich auf den schneebedeckten Boden. Einige halten auch Kerzen.
    Überwältigt berühre ich Astleys Arm. »Es sind so viele.«
    »Das ist nur die, die mit mir hierhergekommen sind. Es gib noch mehr, noch viele Hundert.« Er hört auf, sich den Schnee von den Schenkeln zu klopfen, und hebt die Hand, als wolle er meine Wange berühren. Ich weiche zurück. Seine Hand verharrt kurz in der Luft und macht dann eine große ausgreifende Bewegung. »Dreht euch um, mein Volk, und begrüßt eure Königin.«
    Wie auf ein Kommando drehen sie sich um. So viele Augen starren mich an. Ich hole Luft, während mein Magen in Aufruhr ist.
    »Das ist jetzt auch dein Volk«, sagt er, während er mit einem Finger an seinem Kiefer entlang streicht.
    Mein Volk. Meine Elfen. Meine Verantwortung. Das Flattern in meinem Magen ballt sich zu einem ausgewachsenen Knäuel von Angst zusammen.
    Ich berühre einen Grabstein. Joseph Thompson 1971–1990. So viel Tod, hier und überall. Ich möchte keinen Grabstein aufrichten für Nick oder Astley oder sonst jemanden, den ich liebe oder für den ich verantwortlich bin.
    Astley nimmt meine Hand und springt auf ein flaches Grabmal, das an eine große Schachtel aus Granit erinnert. Er zieht mich mit sich. Die Elfen bewegen sich durch den Schnee immer näher auf uns zu. Er wirft mir einen Blick zu, der mich beruhigen soll, aber es ist schwer, ruhig zu sein, wenn man von Elfen eingeschlossen ist, auch wenn sie angeblich deine Elfen sind und deshalb auf der Seite des Guten stehen. Eine Wolke schiebt sich vor den Mond, aber es ist immer noch so hell, dass ich die Gesichter sehen kann, die zu mir heraufschauen. Fast gegen meinen Willen umfasse ich seine Hand noch ein bisschen fester.
    Er steht sehr aufrecht da und wirkt majestätisch, schrecklich majestätisch. Neben ihm sehe ich bestimmt beklagenswert mickrig aus. Aber ich bin nicht beklagenswert und mickrig. Ich war eine Prinzessin, und jetzt soll ich eine Kriegerin sein, auch wenn ich eine pinkfarbene Schlafanzughose mit Häschen trage.
    »Elfen der Sterne«, verkündet er und seine Stimme schallt warm und laut über den Friedhof. »Elfen der Birke. Ich stelle euch eure Königin vor.«
    Einer nach dem anderen

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