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Verhängnisvolles Gold

Verhängnisvolles Gold

Titel: Verhängnisvolles Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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Treppe praktisch vollständig aus. Ihre fast drei Meter Körperlänge krümmen sich und sie schaut mich an. Als sie das Maul aufreißt, sehe ich Blut an ihren Zähnen, und ihr Atem riecht nach Kupfer und Dove-Seife. Sie hat getötet.
    »Hast einen gekriegt, was?« Ich versuche, flapsig zu klingen. »Gleich da draußen?«
    Sie bewegt den Kopf auf und ab und streift mich, als sie an mir vorbei ins Wohnzimmer tappst. An ihren riesigen Tatzen hängt Schnee, der jetzt herabfällt.
    Ich habe ein komisches Gefühl im Magen. »Woher weißt du, dass er böse war? Und, äh, nicht gut?«
    Sie antwortet nicht, sondern lässt sich mitten im Raum auf den Boden plumpsen und hebt die rechte Vorderpfote an. Ein Holzsplitter ist in das Fleisch eingedrungen.
    »Soll ich ihn jetzt rausziehen? Bevor du dich wieder verwandelst?«
    Sie schaut mich mit ihren bernsteinfarbenen Augen einfach an. Ihr Kopf ist so riesig.
    Ich hole tief Luft und setze mich vor sie auf den Boden. »Beiß mich nicht.«
    Sie verdreht die Augen.
    »Was? Du bist jetzt nur noch Tiger … ich weiß auch nicht.« Ich lächle sie an, damit sie weiß, dass ich nur Spaß mache, sozusagen.
    Ich nehme ihre Pranke in die Hand. Sie ist riesig, bestimmt so groß wie mein ganzes Gesicht. Die Krallen sind mindestens sieben Zentimeter lang. Nach einer genaueren Untersuchung entdecke ich einen kleinen Zweig, der schräg eingedrungen ist. Durch den Druck beim Auftreten sitzt er ziemlich tief,
    »Du hast ihn ganz schön reingerammt. Ich glaube, ich brauche zwei Hände.« Ich ziehe die Knie an und bette ihre Pranke darauf, damit sie ein bisschen stabiler liegt. Mit beiden Händen packe ich den Zweig. »Auf drei. Eins … zwei …«
    Mit einem Ruck reiße ich ihn heraus. Sie jault auf, aber der Splitter ist draußen. Ich drücke mit der Hand fest auf die Wunde. Das dichte Fell ist kalt und nass.
    »So. War gar nicht so schlimm, oder?« Ich lächle sie an. »Tut es sehr weh?«
    Sie schnurrt und stößt dann mit der Pranke gegen meine Brust, sodass ich rückwärts auf den Boden falle. Sie steht über mir, mit ihrem ganzen Gewicht von fast vierhundert Pfund.
    »Gram?« Meine Stimme klingt peinlich schrill.
    Ihr Kopf nähert sich meinem und dann fährt sie mir mit der Zunge einmal über das ganze Gesicht. Mit der Pranke stößt sie sanft gegen meine Hüfte und schnurrt wieder.
    »Ihhh. Nass.« Ich lache, während sie mit einem Satz über mich hinweg springt und in ihrem Schlafzimmer verschwindet, wo sie sich wieder in einen Menschen verwandelt. Ich sehe ihrem schönen Tiger-Ich hinterher. Sie schlägt mit dem Schwanz.
    »Großmutter«, ächze ich so laut, dass sie mich hört, aber sie reagiert nicht.
    Als sie wieder ins Wohnzimmer kommt, bin ich an ihrem Computer im Internet immer noch auf der Suche nach Hinweisen auf Astleys Mom.
    »Na, bist du erfolgreich?« Sie trägt ihre Uniform.
    »Welchen Spruch bringt Mom immer?«, frage ich.
    »Nadel im Heuhaufen.« Sie setzt sich neben mich und beugt sich nach vorn, um zu lesen, was auf dem Bildschirm ist. Dann dreht sie sich und mustert mich. »Danke für die Hilfe mit meiner Pfote.«
    »Schön, dass du dir die Zähne geputzt hast.«
    Sie lacht. »War dringend nötig. Elfen schmecken schrecklich nach Seife.«
    »Gut zu wissen. Und du bist sicher, dass er ein böser Elf war und nicht einer von Astleys? Denn …«
    »Er hat Devyn verfolgt.«
    »Oh. Nicht zufällig beschützt? Also sich an ihn dranggehängt, damit er sicher ist?« schlage ich vor.
    Sie knurrt und verschränkt die Arme vor der Brust. »Zara, ich konnte seine Begierde riechen.«
    »Gut, gut.« Schaudernd betrachte ich ihr von Falten zerfurchtes Gesicht, ihre leuchtenden, wachen Augen, ihr weiches, kurz geschnittenes graues Haar. »Du bist wunderschön als Tiger.«
    »Als Mensch wohl nicht, was?«, stichelt sie und schlägt mir mit der Hand auf den Oberschenkel.
    »Ach, sei still.«
    »Hast du etwa gerade deiner Großmutter den Mund verboten? Du kleines Luder«, scherzt sie und steht auf. Sie streckt sich, als wäre ihre menschliche Gestalt einfach zu eng für sie. »Ich hätte Polizist werden sollen.«
    Keine Ahnung, woher das nun kommt, aber ich gehe darauf ein. »Warum?«
    »Dann könnte ich draußen patrouillieren, statt in der Station darauf zu warten, dass ein Krankenwagen angefordert wird.«
    »Kannst du nicht einfach einen Krankenwagen nehmen?«
    »Heute Abend hat Keith Dienst. Er ist der Fahrer. Du weißt doch, dass wir nicht allein raus dürfen.«
    »Kannst du es Keith nicht

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