Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
Vom Netzwerk:
englischen Schiffe gesehen. Dürftige Verpflegung. Kein Fleisch.«
    »Dann sollen Engländer Schafe züchten. Engländer züchten doch auch Rinder.«
    Er machte keine Fortschritte mit den Hottentotten, aber als er ins Fort zurückkam und den Offizieren von dem im Landesinneren vorhandenen Reichtum berichtete, wurden sie hungrig nach Rindfleisch und wollten eine Expedition organisieren, um ein paar Rinder zu fangen. Van Doorn erhob den Einwand, daß sie, wenn sie das täten, die Beziehungen zu den braunen Menschen erschweren würden, aber die anderen Seeleute stimmten den Offizieren zu; wenn es dort drüben bei den Hügeln Rinder gab, sollten sie gegessen werden.
    Die Meinungsverschiedenheit wurde Anfang August gelöst, als Jack mit ungefähr fünfzig Hottentotten zum Fort kam und nicht nur Schafe, sondern auch drei kräftige Ochsen mitbrachte, die sie entbehren konnten. »Seht ihr«, sagte van Doorn, als der Handel abgeschlossen war, »wir haben unsere Absicht ohne Kampf erreicht.« Als aber die Offiziere Jack auftrugen, ihnen regelmäßig Rinder zu liefern, erhob er Einwände. »Nicht genug.«
    Die Offiziere glaubten, er meine, die Waren, die sie ihm zum Tausch angeboten hatten, genügten nicht, und versuchten zu erklären, daß sie durch den Schiffbruch der »Haerlem« ihre normalen Tauschwaren verloren hatten und ihnen nur Gewürze und kostbare Stoffe geblieben waren. Jack sah sie mißtrauisch an, als ob er nicht verstünde, was sie sagten, und so verschaffte sich einer der Offiziere ein Boot und fuhr mit sechs Hottentotten zu dem verrottenden Schiffsrumpf hinaus, damit die kleinen Männer selbst nachsehen und irgendwelches Material wählen könnten, das sie im Tausch gegen ihre Rinder haben wollten.
    Die Fahrt war vergeblich. An Bord des knarrenden Wracks waren nur noch die schweren Kanonen und Anker und die zerbrochenen Holzteile vorhanden, und die fanden keinen Anklang bei den Hottentotten, die von Coree nach seiner Rückkehr aus London unterwiesen worden waren. »Holz nichts, Messing alles.« Das Messing war längst ausgegangen. Aber während die anderen ins Boot zurückstiegen, fand Willem zufällig eine versteckte Schublade, die etwas von unschätzbarem Wert enthielt. Als er hörte, daß der Offizier nach unten kam, um ihn zu rufen, schloß er rasch die Lade und folgte den Hottentotten an Land.
    Als die anderen in dieser Nacht schliefen, sagte er der Wache: »Ich möchte mir die >Haerlem< noch einmal ansehen«, und ruderte leise zu dem Schiff hinaus, das nun schon drei Meter tief im Sand lag. Er befestigte seine Leine an einer Strebe, kletterte an Bord und hastete zur Kapitänskajüte, wo er die Schublade öffnete. Und dort lag es, mit dicken Messingbeschlägen an den Ecken und Messingschließen in der Mitte.
    Vorsichtig öffnete er die Messingschlösser, schlug den Deckel zurück und sah die außergewöhnlichen Worte: »Biblia: Die Heilige Schrift, übersetzt ins Holländische. Henrick Laurentz, Buchhändler, Amsterdam, 1630.« Es war eine gedruckte Ausgabe der gleichen Bibel, die seine Mutter in Ehren gehalten hatte, und er wußte, daß es höchst ungehörig gewesen wäre, ein so heiliges Buch im Meer versinken zu lassen. Er barg die Bibel unter seinem Hemd und trug sie zurück ins Fort, wo er sie unter seinen wenigen Habseligkeiten versteckte. In den kommenden Tagen schlug er gelegentlich, wenn niemand in der Nähe war, seine Bibel auf und las einige Stellen. Es war sein Buch, und zu Neujahr borgte er sich eine Feder und schrieb in die erste Zeile der für Familienaufzeichnungen bestimmten Seite:    »Willem van
    Doorn, sein Buch, 1. Januar 1648.«
    Die holländischen Seeleute an der Tafelbucht wurden nicht vergessen. In den zwölf Monaten, die sie dort blieben, kamen fast hundert Handelsschiffe auf der Hin- und Rückfahrt zwischen Amsterdam und Batavia vorbei, blieben jedoch draußen in der offenen See, während sie das Kap umschifften. Einige englische Schiffe segelten in die Bucht und boten ihnen
    Hilfe an. Im August gingen drei Schiffe der Kompanie unweit des Forts vor Anker und brachten Post, Nachricht und Werkzeug.
    Der Kapitän der »Tiger«, der die Flottille anführte, stürzte Willem in einen schweren Konflikt, als er am Abend vor seiner Abreise nach Java verkündete, Seeleute, die für eine zusätzliche Dienstzeit zu dieser Insel zurückkehren wollten, seien ihm willkommen. Daraufhin meldeten sich drei Matrosen. »Wir laufen morgen mittag aus«, sagte der Kapitän. Intuitiv scheute Willem

Weitere Kostenlose Bücher