Verheißene Erde
unserem bleiben, lassen sie uns in Frieden.«
Willem fand es amüsant, daß die Hottentotten von diesem Feind als »die Kleinen« sprachen, aber Jack überzeugte ihn, daß die San wirklich viel kleiner waren: »Wir halten unsere Rinder nahe am Meer. Schwieriger für die Kleinen, sich dort einzuschleichen.«
So wurde ein offener Krieg zwischen den Hottentotten und den Holländern vermieden. Einer der Männer schrieb einen Bericht für Amsterdam, in dem er das Kap für unbewohnbar erklärte; es sei wirklich nichts wert und unfähig, den Nachschub zu beschaffen, den die Flotten der Kompanie brauchten:
Es ist viel besser, wir versorgen uns weiter auf St. Helena. Es besteht kein Grund, weshalb irgendwelche Schiffe der Kompanie in Zukunft in diese gefährliche Bucht einlaufen sollten, besonders da drei verschiedene Feinde jede Niederlassung bedrohen: die Strandloopers, die Hottentotten und diese kleinen Wilden, die mit ihren vergifteten Pfeilen im Busch leben.
Als dieser Mann seinen Bericht zusammenstellte, wanderte ein Offizier durch die Festungsgärten und bemerkte, daß es seiner Sonderabteilung von Gärtnern gelungen war, mit den aus dem Wrack der »Haerlem« geretteten Samen Kürbisse, Wassermelonen, Kohl, Karotten, Rettich, Steckrüben, Zwiebel und Knoblauch zu züchten, während seine Jäger den Köchen
Elenantilopen, Flußpferde, Pinguine von der Robbeninsel und Schafe liefern konnten, die sie von den Weiden der Hottentotten gestohlen hatten.
Im Januar beobachteten die Seeleute im Fort eines der größten Rätsel der See. Am 16. September 1647 waren zwei prächtige Schiffe der Kompanie aus Holland ausgelaufen, die beabsichtigten, die lange Reise nach Java und zurück zu machen. Das konnte zwei Jahre dauern, wenn man die Zeit einrechnete, die mit zusätzlichen Fahrten zu den Gewürzinseln oder nach Japan verstreichen würde. Die »Weiße Taube« war eine kleine, schnelle Fleute mit einer Besatzung von achtundvierzig Mann, die von einem Kapitän befehligt wurde, für den Sauberkeit und die Verhütung von Skorbut ebenso wichtig waren wie gute Navigation. Als er am Kap eintraf, um sich zu verproviantieren, waren all seine Leute dank Zitronensaft und eingelegtem Kohl gesund, und er war begierig, seine Fahrt nach Java fortzusetzen. Er erklärte der Besatzung im Fort, daß die »Siebzehn Herren« an sie dächten und ihnen besonders für die Bergung der Pfefferkörner dankbar wären, die von immensem Wert sein würden, wenn sie schließlich nach Amsterdam kämen.
»Wir schätzen den Dank«, brummte der Festungskommandant, »aber wann können wir von hier fort?«
»Die Weihnachtsflotte aus Batavia«, meinte der Kapitän, »wird Sie sicherlich von hier abholen.« Er fragte, ob irgendwelche Seeleute mit ihm nach Java zurückkehren wollten. Niemand meldete sich, aber Willem war wieder tief bewegt.
Er schwankte mittlerweile nicht mehr zwischen Holland und Java, sondern überlegte fieberhaft, wie er seine Rückkehr zum Kap am besten sicherstellen könnte. Für ihn vereinte es die
Anziehungskraft Javas mit der Verantwortlichkeit Hollands und bot den Anreiz eines neuen Kontinents, den es zu unterwerfen galt. Es war eine Herausforderung von solchem Ausmaß, daß sein Herz wild klopfte, wenn er davon träumte, eine Handelsniederlassung einzurichten, eine Arbeitsvereinbarung mit den Hottentotten zu treffen, die Welt der mörderischen kleinen San zu erforschen und, vor allem, nach Osten vorzudringen, über die dunkelblauen Hügel, die er von der Kuppe des Tafelbergs aus gesehen hatte. Nirgends konnte er Amsterdam und Batavia wirkungsvoller dienen als hier.
Als die »Weiße Taube« sich zur Abfahrt rüstete, war er immer noch verwirrt, denn er konnte sich nicht entschließen, ob er mitfahren solle oder nicht. Seine Aufmerksamkeit wurde abgelenkt, als ihr Schwesterschiff, der hochragende Ostindienfahrer »Princesse Royale«, sich langsam in die Bucht schleppte. Sie war ein neues Schiff, groß und imposant, mit einem Hüttendeck wie ein Schloß, und sie hatte, anstelle der achtundvierzig Mann der »Weißen Taube«, eine vollständige Besatzung von dreihundertsechzig Mann an Bord. Ihr Kapitän war ein Veteran, der nicht mit sich spaßen ließ und Zitronensaft und Fässer voll Sauerkraut verachtete: »Ich befehlige ein großes Schiff und werde es durch die Stürme führen.« Infolgedessen waren sechsundzwanzig Mann seiner Besatzung bereits tot, weitere siebzig lagen auf dem Totenbett, und die Hälfte der Reise lag noch drohend
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