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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Gruppen, die den Tafelberg bestiegen.
    In diesen ruhigen Tagen gab es nur ein ungewöhnliches Ereignis. Eines Nachmittags gegen Sonnenuntergang näherte sich eine kleine Gruppe von Hottentotten mit Rindern. Als die Holländer das Vieh, das frisches Fleisch bedeutete, auf sich zukommen sahen, schrien sie hurra. Aber die Besucher hatten andere Pläne. Jack, ihr Anführer, erklärte in gebrochenem Englisch: »Nicht verkaufen. Wir wohnen in Fort. Bei euch.«
    Die Offiziere trauten ihren Ohren nicht; als Willem jedoch Jacks Vorschläge bekräftigte, begannen sie zu lachen. »Wir können doch nicht Wilde bei uns wohnen lassen. Sag ihnen, sie sollen die Rinder hierlassen und fortgehen.« Jack versuchte jedoch weiter, den Holländern seine Vorstellungen zu erklären: »Ihr braucht uns. Wir arbeiten. Wir züchten Rinder für euch. Wir machen Gemüse. Ihr gebt uns Stoff. Messing. alles, was wir brauchen. Wir arbeiten zusammen.«
    Dies war der erste ernstgemeinte Vorschlag zu einer Zusammenarbeit von Weißen und Eingeborenen bei der Erschließung dieses wundervollen Landes. Jack wurde jedoch brüsk abgewiesen.
    Van Doorn war der einzige unter den Weißen, der begriff, was der Vorschlag bedeutete, und er versuchte vergebens, die Offiziere umzustimmen. »Zusammenarbeiten?« erbosten sich die Offiziere. »Wie könnten die uns helfen?« Dabei wies einer hochfahrend auf die holländischen Gewehre, die Leitern, die Holzkisten und anderen Geräte einer überlegenen Kultur. »Sie könnten uns helfen, Rinder zu züchten, Sir«, schlug van Doorn vor.
    »Sag ihnen, wir wollen nur über die Tiere mit ihnen verhandeln.« Jack und seine kleinen Männer wollten jedoch kein Tauschgeschäft abschließen. »Wir kommen. Leben bei euch. Helfen euch. Wir geben euch diese Rinder. Noch viele andere. Aber keinen Handel mehr.«
    »Nehmt das Vieh!« befahlen die Offiziere, aber der junge van Doorn widersprach: »In den Dörfern jenseits der Hügel wohnen viele Hottentotten. Wenn wir Streit beginnen.«
    »Er beginnt den Streit. Sag ihm, er soll sein Vieh nehmen, und wenn er jemals wieder hierherkommt, wird er erschossen. Fort mit ihnen!« Die Offiziere ließen keine weiteren Verhandlungen zu, und die Hottentotten wurden weggeschickt. Langsam und traurig trieben sie ihr fettes Vieh zusammen und machten sich auf den Heimweg, ohne zu verstehen, warum ihr vernünftiger Vorschlag abgelehnt worden war.
    Willem sah Jack unter bedauerlichen Umständen wieder. Eine Gruppe von sechs Matrosen bat um Erlaubnis, acht oder neun Tage lang im Gebiet weit nördlich des Forts zu jagen, und da Fleisch benötigt wurde, lag es nahe, Ausschau nach einem Flußpferd oder einem Nashorn zu halten, die beide ausgezeichnetes Fleisch lieferten. Sie blieben länger fort als geplant, und als sie zurückkamen, waren sie nur noch fünf.
    »Sie wurden von Hottentotten überfallen, und van Loon fiel einem Giftpfeil zum Opfer.« Sie hatten den Pfeil dabei, ein bemerkenswertes Ding, das aus drei Teilen bestand, die durch enge Sehnenmanschetten miteinander verbunden und so beschaffen waren, daß, wenn die Giftspitze in den Körper eindrang, der Rest abbrach und es unmöglich war, das Geschoß herauszuziehen.
    »Wir schnitten es heraus«, erklärte der Mann. »Er lebte noch drei Tage, wurde aber immer schwächer und starb schließlich.« Die Offiziere waren wütend und schworen Rache, aber van Doorn erinnerte sich an etwas, das Jack ihm während seines Aufenthalts im Dorf erzählt hatte: »Wir jagen nie im Norden. Dort ist das Land der San.« Das war eine Warnung gewesen, die er überhört hatte. Und nun war einer seiner Gefährten tot.
    Er erbot sich, nach Osten zu gehen, um diese Tragödie mit Jack zu erörtern. Obwohl die Offiziere diese Idee zuerst ins Lächerliche zogen, sahen sie nach einiger Überlegung ein, daß es unklug wäre, einen offenen Krieg gegen die kleinen braunen Männer zu beginnen, die zahlenmäßig so weit überlegen waren und über eine so furchtbare Waffe verfügten. Also gaben sie ihr Einverständnis, und van Doorn machte sich mit zwei bewaffneten Begleitern auf den Weg zu Jack; den Pfeil nahm er mit.
    Als die Hottentotten den Pfeil sahen, erschraken sie: »San. Die Kleinen, die im Busch leben. Du darfst ihr Land nie betreten.« Sie zeigten, wie der Pfeil funktionierte, und erklärten, daß sie selbst Angst hätten vor diesen kleinen Männern, die weder Rinder noch Schafe noch Krals besaßen: »Sie sind schreckliche Feinde, wenn wir in ihr Land gehen. Wenn wir in

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