Verheißung Der Nacht
Mischung aus beidem.
»Weder noch«, antwortete sie und zog scharf den Atem ein.
»Nein? Wie schade.«
»Würdest du bitte ernst sein?«
»Oh«, meinte er ernüchtert. »Aber das bin ich doch.«
Sie schloss sekundenlang die Augen. Mit angespannter Stimme sagte sie: »Also gut, ich sehe ein, dass du mir nicht zuhören wirst, ehe du nicht Genugtuung gehabt hast. Es tut mir leid, dass ich dich einen Voyeur genannt habe. Bist du jetzt glücklich?«
»Nein«, sagte Reid, und aus seiner Stimme klang seine Verärgerung.
Dieser Mann war wirklich vollkommen unvernünftig. Und undankbar obendrein, denn sein Essen hatte er noch nicht angerührt. Cammie machte Anstalten aufzustehen.
Reid streckte eine Hand aus und hielt sie fest. »Ich bin nicht glücklich«, meinte er, »weil ich nach sorgfältigem Nachdenken zu dem Schluß gekommen bin, dass du vielleicht recht hast.«
Das war das letzte, womit sie gerechnet hatte. Sie starrte ihn an, gefangen von dem tiefen Blau seiner Augen und seinem aufrichtigen Blick. Seine Finger, die noch immer auf ihrem Arm lagen, waren warm und fest, sie riefen eine solch lebhafte Erinnerung an das hervor, was sie hatte vergessen wollen, dass sie sich verwirrt fühlte und nicht wusste , was sie sagen sollte. Es war eine Erleichterung, als er das Schweigen brach.
»Ich hatte nicht daran gedacht, wie es dir vielleicht vorkommen müsste , dass ich - nun ja, dass ich dir nachspioniert habe, ein besseres Wort fällt mir nicht ein. Ich hätte nicht so herumschleichen dürfen. Oder wenigstens hätte ich nicht darüber sprechen sollen.«
Sie lachte, sie konnte nicht anders, als sie seine etwas gequälte Stimme hörte und sah, wie er den Mund verzog. Es war so offensichtlich, dass er nichts von dem bedauerte, was er getan hatte. »Und dir wäre es lieber, wenn ich davon gewusst hätte.«
»So könnte man es sagen«, stimmte er ihr zu.
Sein Blick war eindringlich. Sein Griff um ihren Arm hatte sich ein wenig gelockert, es dauerte einen Augenblick, bis Cammie bemerkte, dass er mit dem Daumen über ihr Handgelenk strich. Er streichelte sanft ihren Puls und fühlte das heftige Klopfen ihres Herzens.
Wie einfach wäre es doch, dachte sie, mit Reid Sayers eine Affäre zu beginnen, öffentlich oder nicht. Sie hätte das nie geglaubt. Wie war es so schnell dazu gekommen? Was war geschehen, dass ausgerechnet dieser Mann sie so leicht erregen konnte?
Doch das reichte ihr nicht. Er hatte ihr deutlich gesagt, dass er ihr nichts zu bieten hatte. Und sie glaubte ihm. Sex ohne eine feste Bindung war für eine Nacht ganz in Ordnung, aber sie würde mehr als nur diese eine Nacht brauchen, irgendwann, wenn sie wieder frei war.
Zu schade.
Sie entzog ihm entschlossen ihren Arm. Er versuchte nicht, sie festzuhalten, und sie wusste das zu schätzen. Sie nahm sich zusammen und bemühte sich, für ihre Zuschauer eine Art höfliches Interesse zu zeigen, dann begann sie die Art von belangloser Unterhaltung, die sie selbst im Schlaf zustande bringen würde.
Die Unterhaltung war jedoch keinesfalls einseitig. Reid stellte ihr Fragen und hörte ihren Antworten mit offensichtlichem Interesse zu. Sie erzählte ihm von den Preisen, die sie für ihre Aquarellmalerei bekommen hatte, von der rosenüberwachsenen Pergola, die sie von ihrem Haus auf Evergreen bis zum Pavillon bauen wollte, von dem Porzellanbehälter für Hutnadeln, den sie heute morgen in ihrem Antiquitätenladen verkauft hatte, und von ihrem Wunsch, auf einem Frachtschiff rund um die Welt zu fahren.
Im Gegenzug erfuhr sie, dass er Lasagne mochte, doch dass er sich aus Spaghetti nichts machte. Er erzählte ihr, dass sein französischer Freund in New York Jude war und dass sie beide an den Wochenenden Computerschach spielten, dass er Telefone aus Runststoff verabscheute, aber trotzdem eines besaß, und dass er sich immer Geschwister gewünscht hatte. Sie fand auch heraus, dass er ein besonderes Interesse für Musik hatte. Er sammelte alte 78er Platten mit klassischem Jazz, die er auf einem alten Motorola-Phonographen abspielte, doch für die Platten seines Lieblingskomponisten Haydn benutzte er eine herkömmliche Stereoanlage. Und er benutzte sehr oft ein Midi-Interface-System mit einem angeschlossenen Reyboard an seinem Computer, um seiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen, in seiner Freizeit Countrymusik zu komponieren.
»Du meinst, richtige Musik zum Biertrinken?« fragte sie mit einem kleinen Lächeln.
»Songs über gebrochene Herzen und auch über die
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