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Verheißung Der Nacht

Verheißung Der Nacht

Titel: Verheißung Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Unterschrift stimmte mit einem halben Dutzend anderer Unterschriften in den alten Akten vollkommen überein. Aber die Scheidungspapiere waren in einem versiegelten Umschlag, und Lavinia Greenley hatte sie nicht unterschrieben. Ich denke, es ist möglich, dass ...« Sie hielt inne und versuchte es dann noch einmal. »Es gibt keine Anzeichen dafür, dass Lavinia davon überhaupt etwas gewusst hat.«
    Cammie schüttelte den Kopf. »Das kann nicht möglich sein. Die beiden lebten wie Mann und Frau zusammen, als Horace starb. Erst ein paar Monate zuvor hatten sie noch ein Kind bekommen.«
    »Ich weiß.« Die andere Frau nickte zustimmend. »Ich habe es nachgesehen.«
    »Aber das würde ja bedeuten ...«, begann Cammie, doch dann hielt sie inne. Ihr war der Gedanke gekommen, dass ihr eigener Urgroßvater, Jonathan Wiley Greenley, das erstgeborene Kind von Horace und Lavinia, fast fünf Jahre alt gewesen war, als Horace starb. Horace und Lavinia hatten noch eine Tochter gehabt, die geboren worden war, nachdem die beiden sich nach Lavinias Affäre wieder versöhnt hatten. Von diesem zweiten Kind gab es eine ganze Reihe Nachkommen, Menschen, die sie seit Jahren als ihre Cousins und Cousinen angesehen hatte - einschließlich Wen Marston und Sheriff Bud Deerfield. Wenn aber Lavinia und Horace sich 1890 hatten scheiden lassen, dann war das Rind, das später geboren worden war, unehelich. Die Nachkommen waren zwar Blutsverwandte von ihr, natürlich, aber gesetzlich waren sie nicht mit ihr verwandt. Sie hatten nie einen gesetzlichen Anspruch auf das Erbe der Greenleys gehabt, so schien es.
    Eigenartig. Aber es machte wohl keinen großen Unterschied. Das alles war schon so lange her; jetzt noch die gesetzlichen Romplikationen aufklären zu lassen, würde viel mehr kosten, als die ganze Sache einbringen würde, selbst wenn jemandem heute noch daran lag. Ihr war es ganz sicher gleichgültig.
    »Und somit«, sprach Janet Baylor weiter, »ist es eigentlich ganz gleich, ob es eine Urkunde über die Schenkung de s Landes gibt oder nicht. Es bedeutet, dass Lavinia Greenley, als sie das Land verschenkte, gar nicht das Recht dazu hatte. Als Witwe besaß sie kein Verfügungsrecht über den Besitz ihres früheren Ehemannes. Sie hätte das Erbe höchstens für ihren minderjährigen Sohn verwalten können, für Ihren Urgroßvater Jonathan Wiley Greenley.«
    Janet Baylor sah Cammie erwartungsvoll an. Doch Cammie starrte sie nur an und versuchte zu verstehen, was die andere Frau ihr damit sagen wollte. Sie begriff die Zusammenhänge zwar in groben Zügen, aber ihr Verstand weigerte sich, den Umfang des Gesagten zu begreifen.
    Die blasse, braunhaarige Frau beugte sich zu ihr. »Verstehen Sie denn nicht? Horaces und Lavinias Sohn und ihr einziger gesetzlicher Erbe, Jonathan Wiley Greenley, hatte zwei Söhne und eine Tochter. Die Tochter ist schon sehr jung an Kinderlähmung gestorben. Der älteste Sohn hat mit dreiundzwanzig Jahren während des Zweiten Weltkrieges geheiratet, aber er wurde in Guadalcanal getötet; er hatte keine Kinder. Das einzige überlebende Kind war Ihr Vater. Sie sind sein einziges Kind, der einzige gesetzliche Nachkomme. Das Land, auf dem die Papierfabrik steht, gehört Ihnen. Und die Pacht von neunundneunzig Jahren läuft in weniger als zwei Jahren ab.«
    Es gehörte ihr. Das Land, auf dem die Papierfabrik stand, und wahrscheinlich sogar die Fabrik selbst gehörten rechtmäßig ihr. Die Worte dröhnten in Cammies Kopf und begannen langsam Gestalt anzunehmen.
    »Die schwedische Gesellschaft ist nicht daran interessiert, den Pachtvertrag zu erneuern«, meinte sie. »Sie wollen das Land kaufen.«
    Janet Baylor nickte zustimmend. »Wenn Sie den Verkauf verhindern wollen, dann brauchen Sie sich nur zu weigern, das Land zu verkaufen.«
    Der Jubel, der bei diesem Gedanken in Cammie aufstieg, war überwältigend. Sie konnte all die Bäume retten, das Land und auch die Schwarzspechte. Der Kampf war vorüber, ehe er richtig begonnen hatte. Als Eigentümerin der Fabrik konnte sie die Ökolog ie der Gemeinde so umstrukturieren, wie sie es wollte. Nichts und niemand würde ihr im Wege stehen. Die Erleichterung, das reine, herrliche Glücksgefühl, prickelte in ihren Adern wie Champagner. Das Lächeln, das ihren Mund umspielte, ließ ihre Augen hell aufleuchten.
    Doch dann begann das überschäumende Glücksgefühl zu schwinden.
    Wenn die Stadt starb, dann würde sie ganz allein dafür verantwortlich sein, auf eine Art, wie sie es nicht

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